Digitalisierung

IHK-Digitalisierungsumfrage 2023

Die IHK-Organisation befragt jährlich Unternehmen zum Stand der eigenen Digitalisierung. Die Ergebnisse der IHK Digitalisierungsumfrage 2023 aus Bayern zeigen: Es geht langsam voran.
Zwar sehen sich die Unternehmen digital besser aufgestellt als die Jahre davor, doch gibt es noch viel Luft nach oben. Es gibt eine Reihe von Herausforderungen, die es zu lösen gilt, um die Digitalisierung weiter voranzutreiben. Hier sind Unternehmen wie Politik gefragt.

Ergebnisse der Digitalisierungsumfrage

  • Nach mehreren Jahren der Stagnation hat sich der Digitalisierungsgrad der bayerischen Wirtschaft endlich leicht verbessert (von 2,9 auf 2,8).
  • Die Hauptmotive der Digitalisierung für Unternehmen sind die Qualitätsverbesserung bestehender Produkte sowie die Flexibilisierung des Arbeitens. Dies lässt sich vermutlich auch dieses Jahr zum Teil noch auf die Umsetzung neuer Arbeitsstrukturen zurückführen.
  • Positiv zu bewerten ist, dass die Entwicklung innovativer Produkte im Vergleich zu den Vorjahren als Digitalisierungsgrund stark gestiegen ist. Das ist ein wichtiger Faktor, um den Wirtschaftsstandort durch Innovationen zu sichern.
  • Komplexe Rahmenbedingungen sowie fehlende digitale Kompetenzen innerhalb der Unternehmen führen dazu, dass die Digitalisierung als sehr herausfordernd angesehen wird. Weitere Aspekte sind der Mangel an Zeit und Geld - aber auch der Fachkräftemangel stellt die Unternehmen immer mehr vor Herausforderungen.
  • Nach drei Jahren steigender Zufriedenheit mit der Breitbandversorgung, zeigt sich dieses Jahr eine Verschlechterung von 4 Prozentpunkten. Unternehmen sehen sich nach wie vor weit entfernt von einer flächendeckenden problemlosen Versorgung mit schnellem Internet - vor allem, weil der Bedarf, gerade in Unternehmen schneller steigt als der Ausbau vorankommt.
  • Die öffentliche Verwaltung fällt bei der Digitalisierung bei den Unternehmen durch: Die bayerischen Unternehmen bewerten die öffentliche Verwaltung mit einer Schulnote von 4,4.
  • Wie zu erwarten, gab es in der Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) / Machine-Learning einen sprunghaften Anstieg von 19 % auf 32 % in den bayerischen Unternehmen. Auslöser hierfür war vor allem die wachsende Beliebtheit von KI-Lösungen, wie ChatGPT.
  • Rechtliche Unsicherheiten bei der Nutzung bzw. dem Schutz von Daten sind für die bayerischen Unternehmen eine immer größer werdende Herausforderung. 61 % der befragten Unternehmen sehen hier Schwierigkeiten.
  • Mehr als jedes fünfte bayerische Unternehmen wurde Opfer eines Cyberangriffs im letzten Jahr. Doch die Anzahl der eingesetzten Maßnahmen zum Schutz vor Attacken wächst nur mühsam. Zwar erstellen 94 % der Unternehmen regelmäßige Sicherungskopien Ihrer Daten, doch nur 45 % testen diese auch regelmäßig.

Digitalisierungsgrad: Nach drei Jahren Stagnation endlich Verbesserung

Auf einer Schulnotenskala (1: sehr gut, 6: ungenügend) bewerten die bayerischen Unternehmen ihre Digitalisierung mit 2,8.
Im Detail: 39 % der befragten Unternehmen sehen sich digital als sehr gut oder zumindest gut entwickelt, 55 % als durchschnittlich digital während sich 6 % für unzureichend digital aufgestellt halten.
Ein Digitalisierungsschub ist in Bayern 2023 zwar ausgeblieben, doch lässt sich erstmals nach mehreren Jahren Stagnation eine Verbesserung beobachten.

Branchen: Stand der Digitalisierung

Nicht überraschend bewertet sich die Informations-/Kommunikationsbranche mit 2,1 am besten. Einzelne Branchen weisen im Vergleich zum Vorjahr positive Entwicklungen auf: Vor allem die Baubranche hat sich von 3,5 auf 3,1 verbessert. Dies lässt sich möglicherweise durch die vermehrte Einführung des digitalen Bauantrags in Kommunen sowie den zunehmenden Einsatz von digitalen Branchenlösungen, wie z.B. das Building Information Modeling, erklären.

Hauptgründe der Digitalisierung: Qualitätsverbesserung & Flexibilisierung des Arbeitens

Für viele Unternehmen sind die Qualitätsverbesserung existierender Produkte sowie die Flexibilisierung des Arbeitens Hauptgründe der Digitalisierung. Auch das Kostensenkungspotenzial wird von dem Unternehmen vermehrt als Grund zur Digitalisierung angegeben. So gaben 63 % der Unternehmen an, sich zu digitalisieren, um Kosten zu sparen - ein Anstieg von 18 Prozentpunkten.
Positiv zu bewerten ist, dass im Vergleich zum Vorjahr die Entwicklung innovativer Produkte als Grund der Digitalisierung um 16 Prozentpunkte gestiegen ist. Dies ist ein wichtiger Aspekt, um die digitale Wettbewerbsfähigkeit des Freistaates zu sichern.

Herausforderungen für die Digitalisierung

Ähnlich wie in den Vorjahren sind Zeitmangel, Komplexität sowie Geld die größten Herausforderungen für die Digitalisierung in Unternehmen.
Interessant ist, dass Kosten sowohl als Grund wie auch als Herausforderung für die Digitalisierung angegeben werden.
59 % der Unternehmen geben hohe Komplexität als Hürde ihrer Digitalisierung an. Gründe hierfür können unter anderem fehlende digitale Kompetenzen in den Unternehmen sein. Es braucht in der Konsequenz mehr Bildung, um digitale Kompetenzen umfassend zu vermitteln.
Auch der Fachkräftemangel ist in der bayerischen Wirtschaft angekommen. Fehlende IT-Fachkräfte stiegen als Herausforderung für die Digitalisierung um 11 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Es ist zu erwarten, dass sich dies in Zukunft weiter zuspitzt. Umso wichtiger ist es für Unternehmen, digitale Kompetenzen im eigenen Unternehmen konsequent weiterzuentwickeln.

Breitbandversorgung – steigender Bedarf

Nach drei Jahren deutlich ansteigender Zufriedenheit mit der Breitbandversorgung zeigen sich die bayerischen Unternehmen dieses Jahr wieder weniger zufrieden. Die Herausforderung ist, dass Ausbau und Nachfrage in einem Wettlauf miteinander stehen.
Während für Haushalte in der Regel 50 bis 100 Mbit/s ausreichen, ist das für Unternehmen oft viel zu wenig. Daher sollte sich der Ausbau noch stärker auf Unternehmen fokussieren. Das gilt insbesondere für den geförderten Ausbau: In Potenzialanalysen sollte der Unternehmensbedarf stärker berücksichtigt werden oder Unternehmen sollten durch Gigabitgutscheine selbst ihre Anbindung vorantreiben können.

Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung

Über alle Branchen hinweg bewerten die Unternehmen die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung mit der Schulnote 4,4. Dieses Ergebnis zeigt deutlich die Unzufriedenheit der Unternehmen mit der öffentlichen Verwaltung.
Unternehmen fordern dringend eine Entlastung durch Bürokratieabbau. Dafür erwarten sie schnell nutzerfreundliche digitale Verwaltungslösungen, die zumindest bundesweit einheitlich koordiniert und umgesetzt werden.

Künstliche Intelligenz nimmt Fahrt auf

Im Vergleich zum Vorjahr nutzen deutlich mehr Unternehmen künstliche Intelligenz/Machine Learning bei der Arbeit (ein Anstieg von 19 % auf 32 %). Vor allem Kleinstunternehmen setzen auf KI: während 2022 noch 13 % von Unternehmen mit 0-9 Mitarbeiter KI nutzten, waren es 2023 schon 40 %. Auch die geplante Nutzung von KI/ML-Produkten in den nächsten drei Jahren ist angestiegen.
Der Sprung in der KI-Nutzung lässt sich hauptsächlich auf die Innovationen rund um LLM-Modelle, bzw. generative KI zurückführen. So nutzen 73 % der befragten Unternehmen KI für die Erzeugung von Inhalten wie Texten, Bildern sowie Audio, während 45 % KI für die personalisierte Kundenansprache verwenden.

Rechtliche Unsicherheiten erschweren die Datennutzung

Rechtliche Unsicherheiten (Datenschutz, Nutzungsansprüche, etc.) bilden für die befragten Unternehmen weiterhin die größte Herausforderung bei der Datennutzung.  61 % der bayerischen Unternehmen sehen hier Schwierigkeit. Mit Blick auf die noch anstehende Umsetzung diverser komplexer Regulierungen, wie bspw. des EU Data-Acts, ist das mit großer Sorge zu betrachten. Es ist davon auszugehen, dass der Bürokratieaufwand und die rechtliche Unsicherheit für Unternehmen in nächster Zeit weiter steigen wird.
Positiv zu betrachten ist die steigende Datenqualität innerhalb der Unternehmen. Das zeigt, dass sich Unternehmen zunehmend mit ihren Daten beschäftigen und deren Potenzial hinsichtlich mehr Effizienz, neuer Produkte und Dienstleistungen und Qualitätssteigerung ausschöpfen möchten.

IT-Sicherheit: Jedes fünfte Unternehmen Opfer eines Angriffs - Schutzmaßnahmen nur schleppend eingesetzt

22 % der Unternehmen gaben an, dass sie im letzten Jahr von mindestens einem Cyberangriff betroffen oder wahrscheinlich betroffen waren. Diese Zahl beinhaltet nicht diejenigen Unternehmen, die nicht gemerkt haben, dass sie von einem Angriff betroffen worden sind.
Gleichzeitig bauen jedoch Unternehmen ihre Gegenmaßnahmen nur schleppend aus. Präventive Maßnahmen wie IT-Notfallplan, Informationssicherheitsbeauftragte und Standardmaßnahmen wie Backups und Updates kommen fast nicht vom Fleck. In Anbetracht zunehmender Bedrohungslage sind Unternehmen wie Staat gefordert, mehr für ihre IT-Sicherheit in der Wirtschaft zu tun.

Information zur Befragung

Insgesamt haben 855 Unternehmen aus Bayern an der Umfrage teilgenommen. Die Umfrage wurde von Unternehmen aus allen Branchen beantwortet, wobei die Unternehmensgröße von 0-9 Mitarbeitern bis zu >1000 Mitarbeitern reicht.