Auslandspraktika

Frische Luft aus dem Ausland

„Reisen ist immer noch die intensivste Lernform“, lautet ein Zitat. Das finden auch viele junge Menschen aus dem Ausland, die gerne bei uns Praktika absolvieren. Die IHK hilft dabei.
Bei Analytica Alimentaria in Kleinmachnow ist man es gewohnt, in verschiedenen Sprachen zu kommunizieren. Die 60 Mitarbeiter am Standort stammen aus 20 Ländern. Hauptsächlich sind Deutsch, Englisch und Spanisch zu hören. Analytica Alimentaria stammt aus Almeria in Südspanien und ist auf die Kontrolle von Lebensmitteln spezialisiert. Supermärkte aus verschiedenen Ländern schicken Obst und Gemüse ein.  Nach umfangreichen Tests erstellt das Unternehmen Berichte zur Sicherheit der Produkte.

Die Mitarbeiter haben viel Verantwortung, sind sie doch indirekt für die Gesundheit vieler Menschen verantwortlich. Ungenaue oder falsche Ergebnisse können fatale Folgen haben. Wer hier als Praktikant angenommen werden möchte, muss zwingend einige Erfahrungen mitbringen. Bei Praktikanten aus dem Ausland ist es manchma nicht einfach, diese einschätze zu können. Duale Ausbildung wie bei uns in Deutschland kennen die meisten ausländischen Unternehmen wenn überhaupt dann nur vom Hörensagen.
Die IHK Potsdam hilft bei der Vermittlung von Auslandspraktika. Seit bestehen des Programms im Jahr 2009 wurden bereits 843 junge Auszubildende ins Ausland vermittelt. Den umgekehrten Weg suchen weniger Menschen. „Meist sind es um die zehn Praktikanten aus dem Ausland, die wir in Deutschland vermitteln“, sagt Jana Böse. Sie ist bei der IHK Potsdam zusammen mit ihrer Kollegin Karin Bethge im Fachbereich Bildung für dieses Thema zuständig. „Wenn wir eine Anfrage aus dem Ausland bekommen fragen wir bei passenden Unternehmen an, suchen Unterkünfte und kümmern uns um Anträge“, so Jana Böse.

Den Horizont junger Menschen erweitern

Eine dieser eher seltenen Anfragen kam im vergangenen Jahr von Arnau Caballo. Der Spanier hatte einen Abschluss, der vergleichbar mit dem Chemielaboranten ist. „Als spanischstämmiges Unternehmen in dem Bereich haben wir Arnau Caballo gerne bei uns aufgenommen“, sagt Monica Liceras. Sie ist bei  Analytica Alimentaria für das Personalwesen zuständig. Der Praktikant konnte in Kleinmachnow bei der Extraktiosmethodik und Qualitätskontrolle mitarbeiten und wurde in dem internationalen Team gut aufgenommen. „Deutsch spricht er zwar nicht, aber mit Spanisch und Englisch kommt er bei uns ja zum Glück weiter“, sagt Monica Liceras. Insgesamt zwei Monate hat er in Potsdam gewohnt und in Kleinmachnow gearbeitet, ehe er wieder zurück nach Barcelona flog.
Für Monica Liceras ist es wichtig, Praktikanten aus anderen Ländern im Unternehmen aufzunehmen. Zum einen bringt es uns weiter. Menschen aus verschiedenen Kulturen haben immer andere Erfahrungen und Herangehensweisen. Wir lernen jedes Mal auch dazu. Zum anderen finde es ich persönlich wichtig, den Horizont junger Menschen zu erweitern. Und man kann sagen, dass die Praktikanten sehr gut motiviert sind und wirklich viel leisten.“

IHK unterstützt auf vielen Ebenen

Bei der IHK Potsdam sieht man das ebenso. „Während des Studiums gehört ein Auslandssemester für viele Studierende einfach dazu. Auch in der dualen Ausbildung muss man nicht auf die Auslandserfahrung verzichten und kann für ein Praktikum in die Ferne schweifen“, sagt Jana Böse. „Wir unterstützen mit der Mobilitätsberatung Unternehmen und Azubis bei der Organisation von Auslandspraktika, vermitteln Praktikumsstellen in ganz Europa, helfen bei der Vorbereitung und geben Tipps zur Bewerbung.“ Für sie gibt es bei ihrer Arbeit einen ganz wichtigen Multiplikator: „Ausbilder und Lehrpersonal bringen unsere Idee zu den jungen Leuten. Um sie europaweit zu vernetzen, organisieren wir außerdem Berufsbildungsreisen zu Betrieben in unsere Partnerländer. Wer dort einmal war, ist in der Regel Feuer und Flamme für das Projekt Berufsbildung ohne Grenzen.“

Eine Effekt, der lange anhält

Bei Analytica Alimentaria kommt die Idee mit den ausländischen Praktikanten so gut an, dass dieses Jahr erstmals auch der umgekehrte Weg ausprobiert werden soll. „Wir wollen unsere eigenen Auszubildenden mit Hilf der IHK nach Spanien schicken“, so Monica Liceras. Sie selbst weiß aus eigener Erfahrung, welche Wege das Leben gehen kann. Die Spanierin hatte an der Universität von Málaga Journalismus studiert und ist vor neun Jahren durch einen Freund nach Berlin gekommen. Obwohl sie damals kein Wort Deutsch sprach, fand sie eine Arbeit, lernte die Sprache und arbeitet nun bei Analytica Alimentaria in Kleinmachnow. „Es war alles ein Zufall. Heute fühle ich mich hier sehr wohl“, sagt sie. Sie empfiehlt allen Unternehmen, die die Möglichkeit haben, ausländische Praktikanten aufzunehmen. „Die Bereicherung ist meist sofort spürbar und bleibt oft über Jahre erhalten.“ FORUM ONLINE/SPECHT

Jana Böse
Fachberaterin Projekt Mobilitätsberatung