17. Februar 2023

Wirtschaft der Region zeigt sich widerstandsfähig

Metropolregion Rhein-Neckar, 17. Februar 2023. Die Unternehmen in der Metropolregion Rhein-Neckar (MRN) beurteilen ihre Geschäftslage zu Jahresbeginn 2023 wie zu Beginn des Vorjahres. Per saldo schätzen 18 Prozent der Betriebe ihre Lage als gut ein. “Zwischen den beiden Einschätzungen liegt jedoch ein sehr schwieriges Jahr, in dem die Unternehmen im Dauerstress waren. Erst Corona, dann die Energiekrise, ausgelöst durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Mit Blick auf die wirtschaftlichen Folgen erweist sich die Wirtschaft in der Metropolregion insgesamt als erstaunlich widerstandsfähig”, kommentiert Dr. Axel Nitschke, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar, die aktuelle Konjunkturumfrage der IHK MRN, an der sich 795 Unternehmen aus allen Wirtschaftszweigen beteiligt haben. “Die stabile Geschäftslage ist jedoch nur eine Seite der Medaille. Die Energiepreise, der Mangel an Fachkräften und die Inflation belasten die Geschäftserwartungen für das Jahr 2023”, ergänzt Nitschke. Vor diesem Hintergrund sei von einer Seitwärtsbewegung der Konjunktur auszugehen.
Der IHK-Konjunkturklimaindex für die MRN liegt zu Jahresbeginn bei 104 Punkten. Der Wert lässt im Vergleich zum Vorjahresbeginn um 6 Prozentpunkte nach, liegt aber immer noch knapp über der wichtigen 100-Punkte-Marke, die tendenziell Wachstum signalisiert. “Der befürchtete Konjunktureinbruch ist aufgrund der Stabilisierung der Energiemärkte und der gesicherten Gasversorgung ausgeblieben. Staatliche Gegenmaßnahmen wie die Energiepreisbremse und vor allem der milde Winter sorgten hier für eine spürbare Entlastung. Zudem nehmen die globalen Lieferkettenprobleme allmählich ab und auch das Weihnachtsgeschäft lief solide”, erklärt Nitschke. 
Die Geschäftserwartungen für 2023 sind jedoch verhalten. Zu Beginn des Vorjahres lag der Erwartungssaldo mit 2 Punkten noch leicht im positiven Bereich, aktuell geht er um 9 Prozentpunkte auf -7 Punkte zurück. Im Vergleich zum Vorjahr lassen besonders die Geschäftserwartungen im Handel und in der Industrie nach. So zeigt sich in der Bauindustrie ein Ende des langjährigen Booms. Steigende Bauzinsen, steigende Baupreise und eine rückläufige Auftragslage drücken hier stark auf die Stimmung. Die Dienstleister rechnen hingegen mit nur einem leichten Rückgang der Geschäfte in den nächsten zwölf Monaten.
Nachdem die Unsicherheiten im Jahresverlauf 2022 immer weiter zunahmen, lassen sie zum Jahresbeginn 2023 etwas nach. Die Energiepreise sind zuletzt zwar von ihren Höchstständen gesunken, sie liegen im internationalen Vergleich jedoch weiterhin auf einem sehr hohen Niveau, das wettbewerbsgefährdend ist. So sehen aktuell knapp drei Viertel der Unternehmen die hohen Energie- und Rohstoffpreise als größtes Risiko für ihre wirtschaftliche Entwicklung (Mehrfachnennungen möglich). 6 von 10 Unternehmen machen sich zudem große Sorgen um den Fachkräftemangel, der sich immer mehr zu einem allgemeinen Arbeitskräftemangel ausweitet.
Die wirtschaftliche Entwicklung in vielen wichtigen ausländischen Absatzmärkten war im vergangenen Jahr sehr fragil. In den USA und der Eurozone wirkten die Leitzinsanhebungen der Notenbanken Fed und EZB dämpfend. In China bergen hohe Infektionsraten nach Aufhebung der Null-Covid-Politik die Gefahr von Produktionsausfällen. Trotz der großen Unsicherheiten habe sich die regionale Außenwirtschaft stabiler entwickelt, als zwischenzeitlich zu erwarten war. “Im Vergleich zum Vorjahresbeginn, vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine, sind die Exportpläne zwar zurückgegangen - aufgrund des schwachen Euros und nicht zuletzt wegen einer brummenden US-Wirtschaft zeigen sich die Ausfuhrerwartungen der Exportwirtschaft zu Jahresbeginn jedoch ausgeglichen”, sagt Nitschke. 
Die Industrie schätzt ihre Geschäftslage von allen Wirtschaftsbereichen am besten ein, per saldo meldet hier knapp jedes vierte Unternehmen gut laufende Geschäfte. Die Energie- und Rohstoffpreise bleiben jedoch für 85 Prozent der Industrieunternehmen ein großer Risikofaktor und drücken die Stimmung. Gegenüber dem Vorjahresbeginn sinkt der Saldo der Geschäftserwartungen um 15 Prozentpunkte, aktuell liegt er bei -5 Punkten. Während die Hersteller von Investitionsgütern mit besseren Geschäften rechnen, erwarten die Hersteller von Vorleistungs- und Konsumgütern sowie insbesondere das Baugewerbe schlechtere Geschäfte. 
Die geschäftliche Situation im Handel ist zu Jahresbeginn 2023 gemischt. Während der Großhandel seine Geschäftslage etwas besser beurteilt als vor einem Jahr, gehen die Lagebeurteilungen im Einzelhandel im gleichen Zeitraum von +20 Punkten auf aktuell +5 Punkte zurück. Die Geschäftserwartungen sind im Großhandel genauso verhalten wie im Einzelhandel. Die Händler rechnen häufig allenfalls mit nominalen Zuwächsen, aber nicht mit realem Wachstum. Zudem stehen sie auf der Kostenseite unter starkem Druck. Insgesamt ist der Handel pessimistischer als noch zu Jahresbeginn 2022.
Die Dienstleister beurteilen ihre Geschäftslage deutlich besser als vor einem Jahr. Der Lagesaldo steigt von +6 Punkten auf +15 Punkte. Insbesondere im Gastgewerbe hat sich das Geschäftsklima von den Auswirkungen der Coronapandemie erholt. Das Transportgewerbe hingegen blickt sorgenvoller in die Zukunft als noch vor einem Jahr. 
Die Investitionspläne der Unternehmen sind niedriger als zu Beginn des Vorjahres, aber über alle Wirtschaftszweige hinweg positiv. Knapp zwei Drittel der Unternehmen geben die Ersatzbeschaffung als Hauptmotiv der Investitionen an (Mehrfachnennungen). Drei von zehn Unternehmen investieren in den Umweltschutz. Fast genauso viele investieren in die Einführung von Produktinnovationen sowie Rationalisierungen.  
Die Situation auf dem Arbeitsmarkt entwickelt sich voraussichtlich in allen Wirtschaftszweigen stabil. Insgesamt planen 68 Prozent der Unternehmen mit einem Personalbestand auf heutigem Niveau. Zusätzliche Arbeitsplätze schaffen möchten 17 Prozent der Unternehmen. Gleichzeitig denken 15 Prozent der Unternehmen darüber nach, ihre Mitarbeiterzahl zu reduzieren. Zu- und abnehmende Beschäftigungspläne halten sich somit in etwa die Waage. 

IHK Metropolregion Rhein-Neckar

Die IHK MRN ist die gemeinsame Kooperationsmarke der IHKs Rhein-Neckar, Pfalz, Darmstadt Rhein Main Neckar und Rheinhessen. Sie vertreten in der MRN gemeinsam die Interessen von rund 160.000 Mitgliedsunternehmen. Die MRN ist einer der stärksten Wirtschaftsräume mit mehr als 978.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, einer Bruttowertschöpfung von rund 90 Milliarden Euro (2020) und einer Exportquote von 63 Prozent.