Wenn es blinkt und glitzert

Diamantenschleifer in der Pfalz

Sprechen wir über Diamanten: Brücken im Landkreis Kusel war viele Jahrzehnte der Mittelpunkt des pfälzischen Diamantenschleifer-Gewerbes. Begründer war der Kaufmann Isidor Trifuss.
Wer hat schon wie Trifuss zwei Brüder, die in London als Diamantenhändler arbeiteten? Trifuss nutzte diesen Umstand jedenfalls aus und richtete im Dreikaiserjahr 1888 in Brücken in der leerstehenden Neumühle eine Diamantenschleiferei ein, wo die Rohdiamanten den letzten Schliff erhielten. In Idar-Oberstein und der Schmuckstadt Hanau warb er vier Diamantenschleifer ab. Diese sollten einheimische Fachkräfte ausbilden. Trifuss' Konzept ging auf: Nur zwei Jahre später zählte sein Betrieb 41 Arbeitsplätze, 1895 waren es schon 62.
1907 siedelte sich mit der Firma Daßbach & Geier aus Hanau eine zweit Diamantenschleiferei an, die sich zu einer der größten pfälzischen Diamantenschleifereien mit bis zu 100 Beschäftigten entwickeln sollte. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg gab es in dem kleinen Pfälzer Dorf sieben Diamantenschleifereien mit rund 180 Beschäftigten - eine wichtige Erwerbsmöglichkeit für die Menschen in einem strukturschwachen Ort und ein wirtschaftlicher Aufschwung für eine Gegend, in der es vorher keine Industrie gab.
Und der Aufwärtstrend hielt an. 1928 kümmerten sich in und um Brücken bereits 120 Diamantenschleifereien mit 750 Beschäftigten um die Diamantenveredelung. 1935/36 war der Höchststand mit 150 Betrieben und rund 3.500 Diamantenschleifern erreicht. In Deutschland wurden 60 Prozent aller Schleif-Aufträge damals in der Pfalz bearbeitet, jeweils 20 Prozent in den beiden anderen Diamantenzentren Idar-Oberstein und Hanau. Die militärische Aufrüstung, der Bau des Westwalls und schließlich der Zweite Weltkrieg führten zu einem Niedergang des Gewerbes. Arbeitskräfte fehlten, die Verbindung zum Ausland war unterbrochen und die Wirtschaft war auf die Kriegsbedürfnisse ausgerichtet.
Nach Kriegsende versuchten die Firmen, ihre Arbeit wiederaufzunehmen. Dies erwies sich allerdings als äußerst schwierig. Zwar waren Maschinen und Gebäude im Krieg nicht zerstört worden, doch der Alliierte Kontrollrat hatte verfügt, dass das Schleifen von Schmuckdiamanten in Deutschland nicht gestattet war. Außerdem bestand anfangs keine Möglichkeit, Rohware und die entsprechenden Aufträge aus dem Ausland zu bekommen.
Mit der Gründung eines Verbandes der Pfälzischen Diamant-Industrie im April 1947 wollte man versuchen, die "Wiedereröffnung", wie es damals hieß, der Pfälzischen Diamantenindustrie zu unterstützen. Dem Brückener Bürgermeister gelange es, den Minister für Wirtschaft und Finanzen, Dr. Hanns Haberer, zur Gründung einzuladen und als Unterstützer zu gewinnen. Auch der Landrat und der Landtagsabgeordnete erschienen - die Vertreter der IHK allerdings fehlten, obwohl sie ihr Erscheinen zugesagt hatten.
Die Bemühungen zur "Wiedereröffnung" gelangen. Zwischen 1953 und 1955 arbeiteten wieder 1.200 Diamantschleifer rund um Brücken. Es sollte allerdings nur eine kurze Wiederbelebung dieses einst so erfolgreichen Industriezweigs sein. Denn Ende der fünfziger Jahre wurde das Geschäft mit der Lohnveredelung rückläufig. Es hatten sich andere Diamantenbearbeitungszentren in der Welt etabliert, vor allem in Israel und Indien. Das Pfälzer Diamantenschleifergewerbe verlor immer mehr an Bedeutung.
Heute erinnert nur noch das Diamantschleifer-Museum in Brücken an die Hochzeit dieses funkelnden Gewerbes in der Pfalz.