Vernetzt! Gemeinsam geht es besser

Die IHK Pfalz war und ist kein Einzelkämpfer: Schon 1861 hat sie sich am ersten Deutschen Handelstag beteiligt, es folgten Mitgliedschaften in Vereinen, Institutionen und bei anderen Kammern. Auch heute ist die Pfälzer IHK vielfach vernetzt, um sich für Interessen der Wirtschaft einzusetzen - von der lokalen bis zur internationalen Ebene.
Historisches Museum der Pfalz in Speyer, rumänische Auslandshandelskammer, Deutsches Ausstellungs- und Messeamt, Verein der Städtischen Ingenieurschuluge Mannheim - die Auflistung der Vereine, Kammern und Organisationen, bei denen die IHK Ludwigshafen in der Weimarerer Republik Mitglied war, ist bunt und füllt mehrere Seiten. Es war die Hochzeit für Mitgliedschaften, doch waren diese eher formaler Art, dienten der Repräsentation wie der ideellen und finanziellen Unterstützung der Vereine und Kammern. Eine inhaltliche Zusammenarbeit fand, so legen die Quellen nahe, damals kaum statt.
Das heißt nun nicht, dass die Pfälzer Kammer ohne Austausch vor sich hingearbeitet hätte. Im Gegenteil - als am 13. Mai 1861 in Heidelberg der erste Deutsche Handelstag zusammentrat, nahm Kammerpräsident Ludwig Andreas Jordan aktiv daran teil. Der Handelstag, aus dem sich der Deutsche Industrie- und Handelskammer entwickeln sollte, setzte sich für eine wirtschaftliche und nationale Einheit Deutschlands ein - und war seiner Zeit damit weit voraus, kam es bekanntlich doch erst 1871 zur Gründung des Deutschen Reiches.

Der Rhein als "Rückgrat für den Wiederaufbau"

Ähnlich vorausschauend agierten die Kammern 1949, als rund 40 IHKs in Österreich, der Schweiz, Frankreich, der Bundesrepublik Deutschland, Belgien, Luxemburg und den Niederlanden zur Gründung der Vereinigung der Handelskammern des Rheingebiets entschlossen. Ihr Antrieb war die Überzeugung, dass die Integration Europas ein "zwingendes Gebot der Stunde" sei. Grundlage der Zusammenarbeit war der Rhein als "gut schiffbarer Fluss". Er sollte als "das Rückgrat für den Wiederaufbau" betrachtet werden. "Im Hinblick auf den internationalen Charakter des Rheines liegt hier eine gemeinschaftliche Aufgabe für die westeuropäischen Völker vor", hieß es in einem Schreiben der Rotterdamer Geschäftsstelle 1950.
Ein Ziel dieses frühen Beispiels für eine europäische Zusammenarbeit war es, den Rhein von Basel bis Bregenz schiffbar zu machen - ein Wunsch, der bis heute nicht verwirklicht werden konnte. Außerdem ging es um die Stromgewinnung entlang des Rheins und auch schon damals um die Sauberkeit des Flusses.
Heute ist aus der Vereinigung der Handelskammern des Rheingebiets die Union europäischer Industrie- und Handelskammern (UECC) geworden, in der 56 IHKs aus sechs europäischen Staaten im Einzugsgebiet von Rhein, Rhone, Donau und den Alpen Mitglied sind. Sie passte mehrfach ihren Namen dem jeweils erweiterten Aktionsradius und ihrem Tätigkeitsfeld an, nennt sich heute Union europäischer Industrie- und Handelskammern und macht sich unter anderem für den Ausbau der Verkehrskorridore entlang des Rheins stark.

Zusammenarbeit der Kammern in Rheinland-Pfalz

Sogar noch zwei Jahre älter als die Union ist die IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz. 1947 trafen sich die Vertreter der Kammern aus Ludwigshafen, Koblenz, Trier und Mainz erstmals. Seitdem vertreten sie gemeinsam Positionen gegenüber dem Land, dem Bund und der Europäischen Union. Dabei kooperieren sie mit der IHK Saarland. In 17 Kompetenzteams, die auf die vier Kammern verteilt sind, werden Positionen erarbeitet. Durch diese Kooperation wurde die politische Schlagkraft der IHKs effizient erhöht. Die Gesamtfederführung der Arbeitsgemeinschaft wechselt und liegt derzeit bei der IHK Koblenz.
Auch mit den beiden benachbarten Kammern rechts des Rheins wurde früh kooperiert. Mitte der zwanziger Jahre gab es etwa Pläne für eine gemeinsame Zeitschrift mit den Handelskammern in Mannheim und Heidelberg. Ende der zwanziger Jahre, so ist es in den Quellen des IHK-Archivs zu finden, gab es regelmäßige Besprechungen zwischen den Handelskammern Mannheim und Ludwigshafen. Themen waren etwa die Rheinschifffahrt und die Rheinbrücke. Nach dem Krieg wurde die Zusammenarbeit fortgesetzt. So fanden in den fünfziger Jahren regelmäßig gemeinsame Sitzungen der Beiräte und auch der Referenten beider Kammern statt.
Auch nach dem Zweiten Weltkrieg war die IHK Pfalz noch Mitglied in zahlreichen Vereinen - 1957 waren es 24. Dieses Engagement wurde nun allerdings kritischer als früher gesehen. Als nun 1957 der Freundschaftskreis Rheinland-Pfalz/Burgund um die Mitgliedschaft bat, äußerte Hauptgeschäftsführer Dr. Hellmut Bergmann "gewisse Bedenken gegen den Beitritt zu weiteren Vereinigungen".

Fusionsgedanken

1970 kam die Idee einer Fusion der Mannheimer und Ludwigshafener Kammer auf. Ein Viertel der Kosten könne eingespart werden, lautete ein Argument, außerdem käme es zu einem "Zuwachs an Potenz", argumentierte Präsident Ernst-Hermann Fernholz. 1971 wurde erwogen, auch Heidelberg noch mit ins Boot zu nehmen, ebenso ein Zusammenschluss mit Hessen. Bekanntlich wurden diese Ideen nicht umgesetzt.
Auch ohne Fusion arbeiten die Kammern links und rechts des Rheins heute eng zusammen. am 1. Juli 2005 wurde die Kooperationsvereinbarung zwischen der IHK Pfalz und der IHK Rhein-Neckar geschlossen. "Zweimal jährlich tagen die IHKs Pfalz, Rhein-Neckar, Darmstadt und Rheinhessen mit ihren in der Metropolregion Rhein-Neckar vertretenen Unternehmen beim IHK-Wirtschaftsforum MRN", nennt Jaana Schnell, Referentin des Hauptgeschäftsführers, eine weitere Zusammenarbeit in der Region. Auch mit den IHKs in Karlsruhe und der IHK Region Stuttgart wird zusammengearbeitet, um Synergiepotenziale auszuschöpfen.

Netzwerke an den Grenzen des Kammerbezirks

Was die Metropolregion Rhein-Neckar im Norden des Kammerbezirks ist, ist die 2010 gegründete Trinationale Metropolregion Oberrhein (TMO) im Süden. Auch hier treffen sich die IHKs am Oberrhein mindestens zweimal im Jahr zum gegenseitigen Austausch. Sie initiieren neue Projekte und verfassen Resolutionen über die Landesgrenzen zur Schweiz und zu Frankreich inweg. Die IHK Pfalz engagiert sich im Westen ihres Bezirks in den "Saar-Lux-Kammern", die ihren Zusammenkünften grenzüberschreitende Initiativen insbesondere in den Bereichen Standortpolitik und Bildung auf den Weg bringen.
International ist die IHK Pfalz bei den Auslandshandelskammern Mitglied, um die Interessen der exportorientierten Wirtschaft auf ausländischen Märkten zu vertreten. "Ausnahmen bestehen dort, wo dies durch lokale Gesetzgebung nicht möglich ist", erläutert Volker Scherer, Geschäftsführer International. Gerade Pfälzer Unternehmen sind international sehr erfolgreich - die Pfalz besitzt eine Exportquote von mehr als 65 Prozent. Dazu kommt die Zusammenarbeit mit aktuell 38 IHKs im Rahmen des Netzwerks der Länderschwerpunkt-IHKs. Weiterhin besteht eine Mitgliedschaft bei der ICC (Internationale Handelskammer), um Positionen auch auf globaler Ebene vertreten zu können.