Kammerarbeit als Spiegel der Probleme der Zeit

Schutzzollpolitik als wichtiges Thema der Anfangsjahre

 

Die "königliche Regierung in der Förderung des Handels und des Gewerbefleißes und in der Beseitigung der ihrem Aufblühen entgegenstehenden Hindernisse durch ihren Rath und ihre Mitwirkung zu unterstützen" - dies war die Aufgabe der Handelskammer für die Pfalz bei ihrer Gründung. Obwohl die Kammer vor 175 Jahren von der heutigen Selbstverwaltung noch weit entfernt war, nutzten ihre Mitglieder das neu gewonnene Instrument der Interessenvertretung von Anfang an als Sprachrohr. Die Forderungen der Kammer spiegeln dabei die jeweils brennenden Fragen der Zeit.
Vieles stand in den ersten Jahrzehnten des Bestehens der Handelskammer einer florierenden Wirtschaft über die engen Grenzen der Pfalz hinweg entgegen. Da war zunächst einmal der Rhein, der den Handel in doppelter Hinsicht erschwerte. So fehlte zum einen eine feste Rheinbrücke, zum anderen war der Transport von Waren auf dem Strom mit zahlreichen Zöllen, Abgaben, Stapel- und Umschlagrechten belastet. Schon früh setzte sich die Handelskammer für die Pfalz für eine Eisenbahnbrücke über den Rhein ein und forderte regelmäßig die Abschaffung von Zöllen, die den Handel nicht nur auf dem Wasserweg erschwerten.
Eng damit verbunden sind die Forderungen nach einem einheitlichen Münz- und Währungssystem, der Einführung des in Frankreich geltenden metrischen Maßes und des Dezimalsystems für Münzen und Gewichte. Auch auf den erforderlichen Ausbau von Straßen und die Erweiterung des Eisenbahnnetzes wies die Kammer regelmäßig mit Denkschriften, Eingaben und Gutachten an die staatlichen Behörden hin. Ganz konkret führte das Engagement der Kammer 1891 in Ludwigshafen zur Bildung des Gewerbegerichts, das viele Jahre seinen Sitz in den Kammerräumlichkeiten hatte.

Schutzzölle zur Wirtschaftsförderung

Das beherrschende Thema der Kammerarbeit der ersten Jahrzehnte war die Schutzzollpolitik. Schon als eine ihrer ersten Tätigkeiten erstellte die Kammer ein Gutachten für die bayerische Regierung, das diese für Verhandlungen des 1834 gegründeten Deutschen Zollvereins mit Belgien über Zollermäßigungen benötigte. Die pfälzische Handelskammer sprach sich darin gegen jede Senkung von Schutzzöllen aus. Man wollte einer Gefährdung der im Aufbau begriffenen pfälzischen Industrie vorbeugen.
Schnell etablierte sich die Handelskammer als Ansprechpartner auch für die Politik: Als 1848 die Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche zusammentrat, wurde die Pfälzer Kammer "zum Behuf der Entwerfung eines allgemeinen deutschen Zolltarifs" befragt.

Für ein einheitliches Deutsches Reich

Selbst politisch aktiv wurden die Kammermitglieder, als sie im September 1870 eine gemeinsame Adresse an König Ludwig II. richteten. Sie forderten nach "ruhmvollen Siegen" gegen Frankreich ein einheitliches Deutsches Reich. Elsass und Lothringen müssten von Frankreich abgetrennt werden, um einen "dauerhaften europäischen Frieden" zu garantieren.
Auch in ihrer weiteren Geschichte und bis heute spiegelt die Kammer mit ihrer Arbeit die jeweils aktuellen Fragestellungen. Exemplarisch sei hier der Einsatz für die Ansiedlung neuer Industriebetriebe in der Pfalz in den Jahren nach der Weltwirtschaftskrise 1929 genannt, um Arbeitsplätze in die notleidende Region zubringen. In der Nachkriegszeit dokumentierte die IHK Pfalz lange Jahre regelmäßig den Zustand der Industrie und wies auf fehlende Maschinen, Rohstoffe und Personal hin. Als 1993 der EU-Binnenmarkt und 2002 dann der Euro eingeführt wurden, begleitete die IHK dies mit Informationskampagnen.
Ein Beispiel, wie sich die Anforderungen an die Arbeit der Arbeit ändern können, ist die Ausbildung. Warb die IHK vor etwa einem Jahrzehnt noch um die Schaffung neuer Ausbildungsplätze, geht es heute darum, junge Menschen überhaupt für eine Ausbildung zu begeistern. Aber egal, welche Themen und Probleme gerade aktuell sind - eines hat sich nicht geändert: Die IHK Pfalz ist seit 175 Jahren Mittler zwischen Staat und Wirtschaft.