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Offensive Zukunft Ostwürttemberg
Die Transformation – getrieben durch Dekarbonisierung, Demographie und Digitalisierung – bringt enorme Herausforderung für Unternehmen, Politik und die Menschen in unserer Region. Die Antwort aus Ostwürttemberg, war der Start der Offensive „Zukunft Ostwürttemberg“ vor nunmehr genau drei Jahren. Am 8. November 2021 fiel unter der Schirmherrschaft von Wirtschaftsministerin Dr. Hoffmeister-Kraut der Startschuss. 400 Mitwirkende haben dann begonnen Zukunftsthemen und konkrete Projekte zu entwickeln. Entstanden sind daraus sechs Zielfelder, die im Masterplan Ostwürttemberg 2030 zusammengeführt wurden. Wo stehen wir heute, welche nächsten Schritte sind geplant?
Getragen wird die Offensive unter der Koordination der IHK Ostwürttemberg von 23 Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Der enge Schulterschluss ist der zentrale Erfolgsfaktor der Offensive. Ostwürttemberg beweist als Modellregion, wie Zukunft gestaltet werden kann und wie man aktiv den Wandel selbst in die Hand genommen hat. Die Partner der Offensive haben sechs Zielfelder und zugehörige Projekte gestartet, Federführungen festgelegt und der Steuerungskreis sorgt dafür, dass die strategischen Ziele erreicht werden und die Offensive weiterentwickelt wird. In den drei Jahren wurde viel erreich
Ziel 1 | Wasserstoffregion
Ostwürttemberg hat früh die Bedeutung des Wasserstoffs für die Energieversorgung der Zukunft erkannt. In über 50 Veranstaltungen wurde das Ziel der Wasserstoffregion verfolgt. Es ist gelungen ein regionales Wasserstoffkonzept zu entwickeln und die Wasserstoffbedarfe der regionalen Wirtschaft zu bündeln. Dies diente auch als Blaupause der landesweiten Offensive. Größter politischer Erfolg ist die Aufnahme der bereits planfestgestellten SEL-Gasleitung in das deutsche Wasserstoff-Kernnetz. Damit sind die Voraussetzungen für die Versorgung der Region mit Wasserstoff geschaffen. Der Bau des aktuell größten süddeutschen Elektrolyseurs in Schwäbisch Gmünd gehört auch zu den Meilensteinen. Damit wurde die Basis für den grünen Technologiepark Aspen gelegt, bei dem die Region Maßstäbe für zukunftsfähige, nachhaltige Industriegebiete setzt. Die Wasserstoffwende braucht aber auch Fachkräfte: Hier hat der Graduate Campus beispielsweise mit dem berufsbegleitenden Master für Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologien neue Angebote entwickelt. Mit dem fem Institut gibt es ein weiteren wichtigen Know-how Träger der Forschungsprojekte in diesem Technologiefeld vorantreibt. Die nächsten Schritte sind nun die Entwicklung des regionalen Verteilnetzes und auch Überlegungen, inwieweit weitere Elektrolyseure als Speicher des Stroms aus erneuerbaren Energien sinnvoll sein können.
Ziel 2 | Transformationsnetzwerk
Das vom Bundeswirtschaftsministerium geförderte Transformationsnetzwerk Ostwürttemberg unterstützt die regionale Automobilzulieferindustrie und den fahrzeugnahen Maschinenbau bei der Transformation. Nach zwei Jahren Projektlaufzeit kann das Bündnis aus IHK Ostwürttemberg, WiRO, IG Metall und Bildungswerk der Baden-Württembergischen Wirtschaft eine erfolgreiche Zwischenbilanz ziehen: 2.700 Teilnehmende an 90 Veranstaltungen und 150 Unternehmenspartner sowie 8 neu entwickelte Qualifizierungsangebote. Zu den konkreten Angeboten gehören Werkstätten zu Fachthemen wie Innovationsmethoden und Geschäftsmodellentwicklung aber auch Qualifizierungsmöglichkeiten. Darauf aufbauend ermöglicht es beispielsweise die Transformations-Challenge, in der etablierte Unternehmen mit Start-ups und Tech-Unternehmen vernetzt werden, unternehmensspezifische Innovationen voranzutreiben. Das Netzwerk berät auch zu Fördermöglichkeiten für Betriebe. In den letzten zwei Jahren flossen dadurch fast 3,6 Millionen Euro Fördermittel zusätzlich in die Region. Der Transformationskongress Ostwürttemberg entwickelt sich zur zentralen Austauschplattform mit knapp 400 Gästen in den letzten zwei Jahren. Anfang November findet die Premiere der Transformationsausstellung statt. Hier werden 16 erfolgreiche Transformationsgeschichten präsentiert, die Mut machen sollen. Die Ausstellung wird die nächsten Monate in Aalen, Ellwangen, Giengen, Heidenheim und Schwäbisch Gmünd zu sehen sein. Gemeinsam mit Expertinnen und Experten aus Unternehmen und Hochschulen wurde 2024 auch eine Strategie mit Fokus auf die Automobilzulieferer entwickelt. Die dort identifizierten Maßnahmen werden ab 2025 umgesetzt. Hierfür werden die vier Partner auch die Möglichkeit der Verlängerung des Projekts bis 31. Dezember 2025 nutzen.
Ziel 3 | Klimaneutrale Region
Ostwürttemberg hat den Ausbau erneuerbarer Energien schon früh vorangetrieben und plant über das 2-Prozent-Ziel hinaus weitere Flächen für erneuerbare Energien auszuweisen. Dabei muss die Region, um die Wettbewerbsfähigkeit nicht zu verlieren, nicht nur die Versorgungssicherheit, sondern vor allem auch die Energiepreise im Blick behalten. Entscheidend sind hierbei vor allem die ungerechten Netzentgelte, die einseitig Regionen mit einem hohen Anteil Erneuerbarer belasten. Erste politische Weichenstellungen helfen, die Preise wieder wettbewerbsfähiger zu machen. Die Region verfolgt aber weiter aktiv die Themen, welche entscheidend für eine erfolgreiche Energiewende sind. Dazu gehört vor allem der Ausbau der Netze in die großen Investitionen fließen. Sowie die Schaffung der planerischen Voraussetzungen: Die Teilfortschreibung des Regionalplans Windenergie ist in den Entzügen. Zudem versucht die Region mit Hilfe von Fördermitteln ein Gesamtkonzept unter Berücksichtigung aller Energieformen zu entwickeln. Auch bei der Unterstützung der Unternehmen ist die Region aktiv. Mit Gründung des IHK-Netzwerkes für Nachhaltigkeitsmanagerinnen und -manager mit fast 90 Mitgliedern wurde hier eine wichtige Austauschplattform etabliert. Für 2025 sind zudem Projekte für den Aufbau einer Kreislaufwirtschaft angedacht. Im Blick hat die Region auch die Themen Taxonomie und Sustainable Finance.
Ziel 4 | Start-up und Innovationsstrukturen
Alle 30 Partner der Start-up Region Ostwürttemberg haben sich in den Strategieentwicklungsprozess zur Weiterentwicklung der Start-up Aktivitäten der Region eingebracht. Vision ist aus dem aktuellen Start-up Wäldchen der Region ein funktionierendes Start-up Ökosystem zu entwickeln. Dafür wurde ein neuer konzeptioneller Ansatz verfolgt. Im Kern werden Unternehmen, Start-ups und Wissenschaft als Teil der künftigen Innovations- und Transformationsplattform zusammen gedacht. Im Strategieprozess wurden konkrete neue Angebote entwickelt, Organisationsformen und Finanzierungsmodelle geprüft. Dabei hat der Verein Start-up Region Ostwürttemberg und der Beteiligungsfonds Pegasus beschlossen die Kräfte zu bündeln. Durch die Umfirmierung des Pegasus-Fonds in die Zukunft Ostwürttemberg GmbH & Co. KG werden hierfür im Frühjahr 2025 die organisationalen Voraussetzungen geschaffen. Personell wird die Gesellschaft durch ein Managementboard und Projektmanagerinnen und -manager gestärkt. Zentrale Ziele sind die Professionalisierung der Start-up Betreuung durch ein Acceleratoren-Programm und ein Mentorennetzwerk. Außerdem soll die Sichtbarkeit des Start-up Ökosystems ausgebaut werden. Hierfür werden strategische Partnerschaften aufgebaut und die Make Ostwürttemberg sowie der Transformationskongress zu hochkarätigen Netzwerkevents weiterentwickelt. Die schlagkräftige regionale Gesellschaft stärkt mit ihren Angeboten auch die lokale Gründerökosysteme. Aktuell werden Gespräche mit dem Land bezüglich einer möglichen Anschubförderung geführt und im nächsten Schritt sollen Partner aus Unternehmen und Wissenschaft gewonnen werden. Der Beteiligungsfonds Pegasus hat beschlossen, eine jährliche Anschubfinanzierung beizutragen.
Ziel 5 | Beschäftigungs- und Qualifizierungsoffensive
In diesem Handlungsfeld arbeiten 19 Partner der Fachkräfteallianz Ostwürttemberg intensiv zusammen. Ihr Ziel ist es Fachkräfte von Morgen auszubilden und für die Region zu begeistern, aber auch alle aktuell Beschäftigten fit zu machen für die künftigen Anforderungen in ihren Berufsbildern. Die Basis hierfür die Fortschreibung der Future Skills Studie, die wichtige Informationen bietet, um Weiterbildungsangebote in der Region weiterzuentwickeln. Durch die Förderung des Transformationsnetzwerkes war es zudem möglich durch eine GAP-Analyse aufzuzeigen, wo es in der Region im Bereich Qualifizierung noch Lücken gibt. Die Region hat dabei viele Zielgruppen im Blick und adressiert sowohl die sogenannte Stille Reserve, An- und Ungelernte, aber auch hochqualifizierte Fachkräfte. Immer wichtiger wird auch die Rekrutierung von Fachkräfte aus dem Ausland, nicht nur in den Unternehmen, sondern auch an den Hochschulen. Mit dem Weiterbildungstag an der Hochschule Aalen, dem Ausbildungsbooster 5 TAGE – 5 STÄDTE – 55 BERUFE UND MEHR!, dem Job-Bus, dem Ausbau des Welcome Centers wurden hier erfolgreiche Projekte gestartet. Für 2025 hat sich die Region unter anderem die Gründung eines Netzwerkes „Internationales Recruiting“ vorgenommen. In diesem Zusammenhang sollen die Europäische Ausbildungs- und Transferakademie in Ellwangen und auch der International Club Ostwürttemberg weiter ausgebaut werden.
Ziel 6 | Standortmarketing
Die Region muss sich verstärkt im Wettbewerb um Unternehmen und vor allem auch Fachkräfte positionieren. Mit dem Relaunch des regionalen Dachmarkenlogos wurde hierfür eine wichtige Basis geschaffen. Es bleibt bei der starken Marke „Region der Talente und Patente“ welche die starke Innovationskraft und Patentdynamik der Region Sichtbarkeit nach außen und innen verleiht. Unter diese Dachmarke wurden alle regionalen Initiativen versammelt, so dass alle Zukunftsprojekte auch zugleich das Gesamtmarketing der Region stärken. Neu ist, dass die Region sich zusätzlich selbstbewusst als Zu[kunfts]lieferer“ präsentiert. Hier wollen wir deutlich machen, dass hier viele innovative Unternehmen als Zulieferer Zukunft gestalten und damit attraktive Arbeitgeber für Nachwuchskräfte und Talente sind. Durch die Förderung des BMWK im Transformationsnetzwerk wurde es auch möglich, die Transformations-Botschafter Kampagne zu starten. Diese neun Botschafter sind die Gesichter des Wandels der Region, alles Menschen, die schon heute aktiv Zukunft mitgestalten. Den Startschuss der Kampagne gab es anlässlich des Transformationskongresses. Noch im November 2024 wird ein Standortmarketing-Workshop stattfinden, der konkrete nächste Kampagnenziele und Maßnahmen auf den Weg bringen wird.
Ostwürttemberg meets Berlin
Politischer Höhepunkt der Offensive war die Präsentation in Berlin. Drei Tage mit Impulsen und Beispielen unternehmerischen Mutes. Aber auch Tage wo die Region konstruktiv aufgezeigt hat, wo wir Förderung brauchen, wo dringenden gesetzlicher Handlungsbedarf besteht. Dabei waren die rund 100 regionalen Gästen in intensivem Austausch mit rund 80 Abgeordneten, Experten aus Ministerien, Verbänden und Lobbyorganisationen. Die Partner der Offensive sind überzeugt, dass wir mit Pioniergeist und dem Willen zum aktiven Anpacken es schaffen können, dass die Region, das ganze Land stark bleibt. Das ist eine Gemeinschaftsaufgabe aller: Der Unternehmen, der Politik und jedem einzelnen Beschäftigten.
Offensive 2.0
Die Partner der Offensive haben bereits beim Steuerungskreis im Oktober dieses Jahres die Weichen für die nächsten Schritte gestellt. Der Masterplan Ostwürttemberg wird weiterentwickelt und auch sein Planungshorizont von 2030 auf 2035 ausgeweitet. Die Ergebnisse aus Berlin werden wir im kommenden Jahr nach Stuttgart tragen und auch Brüssel wird in den Blick für eine politische Initiative genommen. An den notwendigen gesetzlichen Anpassungen und auch dem Lobbying für Fördermöglichkeiten bleibt die Offensive dran. Die Zukunftsprojekte werden weiter vorangetrieben und im Zuge der Fortschreibung des Masterplans auch neue Ideen mit aufgenommen.
Kontakt
Industrie- und Handelskammer Ostwürttemberg
Ludwig-Erhard-Straße 1
89520 Heidenheim
Tel. 07321 324-0
Fax 07321 324-169
zentrale@ostwuerttemberg.ihk.de
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