Zeitenwende in Europa
Über 130 Gäste folgten der Einladung der IHK Ostwürttemberg zum sicherheitspolitischen Vortragsabend mit General a.D. Erhard Bühler. Unter dem Titel „Zeitenwende in Europa – Sicherheit neu denken“ sprach der ehemalige NATO-General eindrücklich über die aktuellen sicherheitspolitischen Herausforderungen und die Bedeutung regionaler Resilienz.
IHK-Hauptgeschäftsführer Thilo Rentschler eröffnete die Veranstaltung mit einem klaren Appell:
„Wir befinden uns weder im Krieg noch im Frieden – die Lage hat sich grundlegend verändert.“
Die Region Ostwürttemberg begegnet dieser Entwicklung mit der Zukunftsoffensive Ostwürttemberg, insbesondere dem neuen Handlungsfeld Resiliente Region, das den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Sicherung der Verteidigungsfähigkeit in den Mittelpunkt stellt.
In seinem Impulsvortrag zeichnete General Bühler ein schonungsloses Bild der aktuellen geopolitischen Lage.
„Die Zeit der kooperativen Sicherheit ist vorbei“,
so Bühler. Russland stelle die größte Bedrohung für Europa dar, und die Gleichzeitigkeit von Krisen, Krieg und Unsicherheiten verlange ein Umdenken in der Sicherheitsarchitektur. Die „Zeitenwende“ habe bereits 2014 begonnen – es fehle jedoch bis heute an ausreichenden finanziellen Mitteln und politischer Konsequenz.
Bühler forderte eine Stärkung des europäischen Pfeilers innerhalb der NATO und warnte vor einer möglichen Fragmentierung des Bündnisses. Die EU dürfe keine Konkurrenz zur NATO darstellen, sondern müsse ihre Fähigkeiten selbstbewusst einbringen. Besonders betonte er die Notwendigkeit einer klaren Strategie zur Unterstützung der Ukraine:
„Die Hilfe liegt in unserem eigenen Interesse – Russland muss erkennen, dass dieser Krieg ihnen langfristig schadet.“
In der anschließenden Fragerunde, moderiert vom stellv. IHK-Hauptgeschäftsführer Thorsten Drescher, wurden Themen wie Drohnentechnologie, Cybersicherheit und Wehrdienst diskutiert. Bühler hob hervor, dass Software heute wichtiger sei als Hardware und dass strukturelle Unangreifbarkeit ein zentrales Ziel sei. Auch die Wehrpflicht sei eine wichtige Stellschraube zur Sicherstellung der personellen Einsatzfähigkeit der Bundeswehr.
Die Veranstaltung unterstrich die Bedeutung einer resilienten Gesellschaft, Wirtschaft und Raumplanung. Die Region Ostwürttemberg geht hier mit gutem Beispiel voran – ein Punkt, den General Bühler ausdrücklich lobte:
„Gut, dass Ostwürttemberg das bereits auf dem Schirm hat und hier aktiv tätig ist.“
Zur Person: General a.D. Erhard Bühler
Erhard Bühler war über 44 Jahre in der Bundeswehr tätig, zuletzt als Befehlshaber des NATO Joint Force Command in Brunssum. Er diente in zahlreichen Führungspositionen im In- und Ausland, darunter als Kommandeur der 10. Panzerdivision und als Leiter des Einsatzführungsstabs im Bundesministerium der Verteidigung. Heute engagiert er sich ehrenamtlich, u.a. als Präsident der Clausewitz-Gesellschaft, und gibt im MDR-Podcast „Was tun, Herr General?“ regelmäßig sicherheitspolitische Einschätzungen.
Erhard Bühler war über 44 Jahre in der Bundeswehr tätig, zuletzt als Befehlshaber des NATO Joint Force Command in Brunssum. Er diente in zahlreichen Führungspositionen im In- und Ausland, darunter als Kommandeur der 10. Panzerdivision und als Leiter des Einsatzführungsstabs im Bundesministerium der Verteidigung. Heute engagiert er sich ehrenamtlich, u.a. als Präsident der Clausewitz-Gesellschaft, und gibt im MDR-Podcast „Was tun, Herr General?“ regelmäßig sicherheitspolitische Einschätzungen.