Ostwürttemberg gestaltet Zukunft aktiv mit: IHK setzt Impulse für Innovation, Standortentwicklung und Bürokratieabbau

Am 22. Juli 2025 traf sich die IHK-Vollversammlung unter der Leitung von Präsident Markus Maier zu ihrer zweiten Sitzung des Jahres. Im Mittelpunkt standen die aktuelle wirtschaftliche Lage sowie zentrale Zukunftsthemen für Ostwürttemberg. Hauptgeschäftsführer Thilo Rentschler informierte über den Stand laufender Projekte und strategischer Entwicklungen.

Neben dem festgestellten Jahresabschluss 2024 erhielten die Mitglieder Einblicke in die Fortschreibung des Masterplans 2.0 und die geplante Neustrukturierung des regionalen Innovations-Ökosystems – für alle Gründeraktivitäten. Darüber hinaus wurden die nächsten Schritte der IHK in den Bereichen Europapolitik, Verteidigung & Sicherheit sowie Bürokratieabbau vorgestellt.

In seinem Bericht ging IHK-Präsident Markus Maier auf die politischen Rahmenbedingungen nach Amtsantritt der neuen Bundesregierung ein.
„Die neue Bundesregierung hat in den ersten Monaten wichtige Signale gesetzt. Politische Verlässlichkeit muss das Handeln begleiten – Stichwort zugesagte Senkung der Stromsteuer“,
erklärte Markus Maier.
Das konjunkturelle Stimmungsbild habe sich leicht verbessert.
„Die starke Zurückhaltung bei Investitionen beginnt sich aufzulösen“,
sagte er.
Für die im März 2026 anstehende Landtagswahl hat der BWIHK gemeinsam mit den zwölf IHKs im Land zentrale wirtschaftspolitische Positionen erarbeitet. Markus Maier blickte u.a. auf den Jahresempfang mit ifo-Präsident Prof. Dr. Clemens Fuest zurück.

Ostwürttemberg bleibt auf Wachstumskurs

Mit dem geplanten Umbau und Anbau der Geschäftsstelle, der Fortführung zentraler Förderprogramme und wichtigen politischen Impulsen für Infrastruktur und Energieversorgung setzt die Region starke Zeichen für ihre Zukunftsfähigkeit.
„Wir sind stolz, dass wir mit dem Umbau und Anbau in Heidenheim im Zeitplan liegen. Der Spatenstich erfolgt am 6. Oktober 2025. Damit schaffen wir die räumlichen Voraussetzungen für eine moderne und weiterhin leistungsfähige IHK“,
erklärt Thilo Rentschler Hauptgeschäftsführer der IHK Ostwürttemberg.

Die IHK engagiert sich weiterhin aktiv in politischen Prozessen: Der Ausbau der B29 und der Brenzbahn sowie die Förderung des Wohnungsbaus stehen im Fokus aktueller Stellungnahmen. Ein bedeutender Erfolg: Das Transformationsnetzwerk Ostwürttemberg wird auch 2026 weiter gefördert. Ebenso zeichnet sich eine Fortführung der Förderung für das digiZ ab, das kürzlich in das Digitale Innovationszentrum (DIS) an der Hochschule Aalen umgezogen ist.

Energie, Flächen, Beschäftigung: Region mit Perspektive

Der Regionalverband hat die Teilfortschreibung zur Windenergie beschlossen: 1,8 Prozent der Fläche in Ostwürttemberg stehen künftig für Windkraftprojekte zur Verfügung. Gleichzeitig warnt die IHK vor Verzögerungen beim Aufbau des Wasserstoffnetzes – ohne Pipeline drohen ab 2032 erhebliche Nachteile für die Industriearbeitsplätze in der Region.
Mit dem erwarteten Entwurf des neuen Landesentwicklungsplans werden die Weichen für die räumliche Entwicklung Baden-Württembergs neu gestellt. Ostwürttemberg bringt sich hier aktiv ein – unter anderem mit der landesweiten Gewerbeflächenkampagne, die von der Region initiiert wurde.
Mit einem Höchststand von 190.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zeigt sich die wirtschaftliche Stärke Ostwürttembergs. Die Region ist auf einem guten Weg – und gestaltet diesen mit Weitblick, Engagement und Innovationskraft.

Masterplan 2.0 wird auf Weg gebracht

Der Steuerungskreis der Offensive „Zukunft Ostwürttemberg“ hat seit rund vier Jahren die Ziele und Projekte dieser Initiative weiterentwickelt und bewertet. Das Gremium hat nun die Fortschreibung des Masterplans für die Region auf den Weg gebracht. Die strategischen Handlungsfelder dieses Masterplans 2.0 wurden der IHK-Vollversammlung vorgestellt.
Bereits 2022 war festgeschrieben worden, die Projekte und Strukturen im Themenbereich „Start-up und Innovations- und Zukunftsstrukturen“ zu professionalisieren und zusammenzufassen. Im Ergebnis soll ein Innovations-Ökosystem an der Schnittstelle Unternehmen, Start-up und Wissenschaft aufgebaut werden. U.a. sollen der Start-up-Verein Ostwürttemberg, der Ostwürttemberg Beteiligungsfonds Pegasus sowie das Digitalisierungszentrum strukturell zusammengeführt werden. Markus Schmid, Bereichsleiter Standortpolitik und Unternehmensförderung, stellte das Konzept hierfür vor.

Finanzen

Die IHK-Vollversammlung stellte den Jahresabschluss für 2024 fest. Dieser weist einen Überschuss von 5,3 Mio. Euro aus. Dieser wird zum Großteil (4,4 Mio. Euro) für die Vorsorge zur Finanzierung des Erweiterungsbaus am Standort Heidenheim eingesetzt. Carina Kraus, Leiterin Kaufmännische Dienste erläuterte dem Gremium die Zahlen. Fürs laufende Jahr ist die IHK Ostwürttemberg verhalten optimistisch, die Planzahlen einzuhalten. Thilo Rentschler erläuterte den Stand der Finanzen fürs erste Halbjahr 2025. Die ehrenamtliche Rechnungsprüfer Charlotte Helzle und Selcuk Özer beantragten die Entlastung von Präsident, Präsidium und der Hauptgeschäftsführung. Die IHK habe ein vernünftiges Fundament für die Zukunft geschaffen.

Zahlreiche Europa-Aktivitäten

IHK-Präsident Markus Maier informierte das Gremium über die vielfältigen Europa-Aktivitäten der IHK Ostwürttemberg.
„Die EU setzt zunehmend den Rahmen für zentrale wirtschaftliche Entwicklungen. Deshalb liegt in den kommenden Monaten der Fokus auch in der IHK auf Brüssel“,
sagte Maier.
Ende Mai 2025 hatte es mit MdEP Prof. Dr. Andrea Wechsler gegeben. Fürs 3. Quartal 2025 ist ein Besuch von EU-Kommissar Dan Jorgensen (Energie und Wohnungswesen) in der Region anvisiert. Im Oktober 2025 ist die Teilnahme am Wirtschaftsgipfel Baden-Württemberg/EU sowie die Mitwirkung an einer Online-Veranstaltung mit dem Titel „EU-Automobildialog“ geplant. Im November 2025 nimmt IHK-Vizepräsident Ulrich Betzold für Ostwürttemberg bei der Sitzung des „EU-Parlaments der Unternehmen“ teil. Für März 2026 ist zudem eine Unternehmer-Delegationsreise nach Brüssel in Vorbereitung.
„Wir wollen unser europapolitisches Engagement gezielt weiterentwickeln und ausbauen“,
sagte Markus Maier.

Bedingt durch die durch geopolitische Verwerfungen hervorgerufene Zeitenwende werden zusätzliche Aufgaben im Bereich Defence & Security notwendig.
„Jenseits der Maßnahmen für Bundeswehr und Infrastruktur kann die neue Lage über unterschiedliche Felder Auswirkungen auf die Wirtschaft haben. Beratungsbedarf und die Notwendigkeit für politische Arbeit resultieren daraus.“,
erläuterte Markus Maier.
Thorsten Drescher, stellv. Hauptgeschäftsführer ergänzte die Ausführungen des Präsidenten.

Bürokratie: Zukunft gestalten statt verwalten

Der Bürokratieabbau wird weiterhin das Handeln der IHK Ostwürttemberg mitbestimmen. Auf Anregung der Vollversammlung wurde erneut über diesen Punkt diskutiert.

Die Anhebung des Mindestlohns auf 15 Euro stellt viele Betriebe im Niedriglohnbereich vor existenzielle Herausforderungen.
„In einigen Bereichen ist eine Einstellung zu diesen Konditionen wirtschaftlich nicht mehr darstellbar“,
so die Einschätzung aus der Vollversammlung. Kritik äußerten die Mitglieder auch an der uneinheitlichen Feiertagsregelung in Deutschland. Während in einem Landesteil der 31. Oktober, im anderen der 1. November Feiertag ist, führt dies insbesondere im Speditionswesen zu erheblichen Problemen.
„Zwei Feiertage auf einer Strecke – das ist für die Logistik schlicht nicht praktikabel“,
so ein Mitglied. Die Forderung: Feiertage sollten möglichst auf Montage oder Freitage gelegt werden, um Planbarkeit und Produktivität zu sichern.

Mit großer Sorge blickt die IHK auf das geplante Tariftreuegesetz und zusätzliche Prüfpflichten, etwa im Rahmen der Künstlersozialkasse oder der Sozialversicherung.
„Wir wollen unsere Zulieferer nicht ausspionieren. Jeder Betrieb muss selbst für die Einhaltung der Gesetze verantwortlich sein – das darf nicht auf andere Unternehmen abgewälzt werden“,
so der Tenor.
Der Gesetzgeber mache es sich zu bequem, während die Betriebe mit immer mehr Aufwand kämpfen müssten.
Auch bei Verwaltungsprozessen sehen die Unternehmer erheblichen Verbesserungsbedarf. Einbürgerungsverfahren dauern zu lange, die Prüfung von Arbeitserlaubnissen sei oft unklar geregelt. Zudem würden Betreuungszeiten an Schulen gekürzt – mit direkten Folgen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Selbst die Umschreibung von Führerscheinen aus dem Ausland sei in manchen Fällen mit Kosten von bis zu 3.000 Euro verbunden – ein unhaltbarer Zustand.

Fazit: Mehr Spielräume, weniger Hürden

Die IHK-Vollversammlung fordert die Politik auf, vorhandene Spielräume konsequenter zu nutzen und die unternehmerische Realität stärker in den Blick zu nehmen. Nur so könne der Standort Ostwürttemberg auch künftig wettbewerbsfähig bleiben.

Es wurde zusammengetragen, was die Industrie- und Handelskammern bereits angestoßen haben. Der IHK-Präsident nannte das
„Gesetz für das schnellere Bauen“ auf Landesebene als Beispiel. Die IHK-Mitgliedsunternehmen sind weiterhin dazu aufgerufen, konkrete Fälle von Bürokratie auf der IHK-Homepage unter www.ihk.de/ostwuerttemberg/buerokratieabbau zu schildern.

Simone Schüll, aktuelle Kreissprecherin der Wirtschaftsjunioren Ostwürttemberg, stellte die Aktivitäten der Nachwuchsorganisation vor. Sie ging auf die verbleibenden Veranstaltungen des laufenden Jahres ein.

Neue Mitglieder in der IHK-Vollversammlung

Franz Sachsenmaier, Geschäftsführer der August Mössner GmbH & Co. KG, Eschach, hat sein Mandat im Juni 2025 niedergelegt. Für ihn rückt in der Wahlgruppe I Industrie, Wahlbezirk Schwäbisch Gmünd, Thomas Vetter, Geschäftsführer der XEDARA Verwaltungs GmbH, Lorch, nach. Zum letzten Mal nahm Rudolf Stiegele, Inhaber DERPART Reisebüro, Schwäbisch Gmünd, an einer Sitzung teil. Für ihn wird Michael Belko, Geschäftsführer digitalforfuture GmbH, Schwäbisch Gmünd, nachrücken.