Wie Europa sicherheitspolitisch und wirtschaftlich reagieren sollte

Der erfolgreiche Multilateralismus eines langen 20. Jahrhunderts sei beendet und man solle sich endgültig bewusst machen, dass drei große Spieler – China, USA und Russland – sich daran gemacht hätten, die Welt nach ihren Vorstellungen und Regeln umzugestalten. Deutschland und Europa müssten sich auf ihre eigenen Kräfte und Stärken besinnen.
So leitete Rüdiger von Fritsch, ehemaliger deutscher Diplomat das diesjährige Wirtschaftsgespräch Ostwürttemberg der IHK Ostwürttemberg, der Handwerkskammer Ulm sowie der Landkreise Heidenheim und Ostalb ein. Wie die Europäer sicherheitspolitisch und wirtschaftlich auf diese Veränderungen reagieren sollten, wurde nach dem Vortrag des Gastredners Fritsch im Austausch mit anwesenden Vertreterinnen und Vertretern aus Wirtschaft und Politik eruiert.

Verlässliche Partner

Von Fritsch bezeichnete die Chancen Deutschlands trotz schwächelnder Wirtschaft und mangelnder Verteidigungsmöglichkeiten als positiv und machte den Teilnehmenden Mut: Für viele Länder in Asien, Südamerika und Afrika wären die Europäer interessante Partner: Diese würden wertschätzen, dass es keine versteckte Agenda gebe wie beispielsweise beim Wirtschaftspartner China. Europäische Staaten würden zudem als verlässliche Partner gesehen, die nicht von heute auf morgen ihre Entwicklungshilfe einfach einstellen würden.
Für das Gelingen einer stärkeren Bedeutung sei es allerdings wichtig, ins Tun zu kommen: Beim Ausbau eines Binnenmarktes, beim Bau einer europäischen Kapitalmarkt-, Klima- und Energieunion sowie in Bezug auf eine echte Entbürokratisierung. Würde das beherzt angegangen, habe Europa eine echte Chance. Auch die demokratische Stärke vieler europäischer Staaten hob von Fritsch bei seiner Einschätzung für die wirtschaftliche Zukunft Europas hervor.

Entwicklungen und Investitionen

Die begonnenen Gespräche zwischen Deutschland und Indien beispielsweise zeigten, wie viel Potential in der Zusammenarbeit mit anderen Ländern stecke. Von Fritsch zeigte sich überzeugt, dass Indiens Premierminister Modi sich bei dem Ziel, sein Land zu entwickeln nicht in Abhängigkeit von Diktatoren begeben wolle.
Beim Thema deutsche Wirtschaft verwies Dr. Joachim Bläse, Landrat des Ostalbkreises auf die Investitionschancen in den Bereichen Bevölkerungsschutz und Sicherheit, von denen deutsche Unternehmen profitieren können. Von Fritsch unterstrich in diesem Zusammenhang die aktuell hohe Bedeutung von staatlichen Investitionen für eine bessere Verteidigung. Im Moment bleibe Deutschland wie anderen europäischen Statten nichts anderes übrig, als in Sicherheit zu investieren.