FACHKRÄFTESICHERUNG UND AUSREICHEND WOHNRAUM SIND ENG MITEINANDER VERKNÜPFT

Stärkung des Wohnungsmarkts ist dringend notwendig

In vielen Regionen Deutschlands ist der Fachkräftemangel zum drängenden Problem geworden. Unternehmen kämpfen darum, qualifizierte Arbeitskräfte zu gewinnen und langfristig an sich zu binden. Neben attraktiven Gehältern, guten Arbeitsbedingungen und weiteren Standortfaktoren spielt das Bereitstellen von genügend Wohnraum eine entscheidende Rolle bei der Fachkräftesicherung. Hierbei zeigt sich in vielen Regionen - so in Ostwürttemberg - eine prekäre Situation: Wohnraum ist knapp und teuer geworden. Dies stellt nicht nur eine Belastung für Arbeitnehmer dar, sondern erschwert den Unternehmen die Rekrutierung von Talenten. Grund genug, dass sich die IHK Ostwürttemberg dem Thema ebenfalls annimmt.
Die Idee, Wohnraum für Mitarbeitende bereitzustellen, hat eine lange Historie. Bereits zu Zeiten der Industriellen Revolution sahen sich Unternehmen mit dem Phänomen der Massenmigration in städtischen Zentren konfrontiert. Um Arbeiten und bezahlbares Wohnen zu vereinen, begannen Unternehmen, Wohnraum für ihre Mitarbeitenden bereitzustellen. Dies diente sowohl der sozialen Verantwortung, als auch den unternehmerischen Interessen.
Das Konzept des Mitarbeiterwohnens hat sich weiterentwickelt und den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen angepasst. Heute hat das Thema erneut an Bedeutung gewonnen. Die Knappheit von Wohnraum betrifft zunehmend auch gut qualifizierte Fachkräfte.
Die Herausforderungen eines modernen Mitarbeiterwohnens sind vielfältig. Unternehmen stehen vor der Aufgabe, attraktive Wohnangebote zu ermöglichen, um Talente anzuziehen und zu halten. Neue Wege und kreative Projekte dazu gilt es zu entwickeln.
Die Rolle der Industrie- und Handelskammern
Die Schaffung von (bezahlbarem) Wohnraum für Fachkräfte ist eine komplexe Herausforderung, die ein koordiniertes Zusammenspiel von Unternehmen, Kommunen und politischen Entscheidungsträgern erfordert. Die IHK Ostwürttemberg hat einen Expertenkreis „Wohnen und Bauen“ etabliert, wo lokale Akteure aus Unternehmen, Kommunen sowie der Wohn- und Immobilienwirtschaft gemeinsam Ideen entwickeln, Lösungen erarbeiten und Positionen gegenüber der Politik formulieren, um den Herausforderungen des Wohnungsmarktes zu begegnen. Während Dialoge zwischen Unternehmen und Kommunen bereits vorhanden waren, konzentrierten sie sich in der Regel auf einzelbetriebliche Fragen und berücksichtigten selten das Thema Wohnen. Daher hat sich die IHK zum Ziel gesetzt, einen entsprechenden Dialog, der die gemeinsamen Möglichkeiten und Potenziale herausarbeitet, systematisch zu etablieren.
Im Rahmen der Initiative „Wohnraum jetzt“ haben sich zudem die Oberbürgermeister, Landräte und die IHK Ostwürttemberg gemeinsam verpflichtet, sich für die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum in der Region einzusetzen.
Federführung in Baden-Württemberg zum Thema „Wohnen und Bauen“
Die IHK Ostwürttemberg ist seit Beginn des Jahres 2024 federführend innerhalb des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags (BWIHK) für das Thema Wohnen und Bauen tätig. Dies war durch die BWIHK-Gremien sowie die IHK-Vollversammlung Ende November 2023 beschlossen worden. Ein Ziel ist, eine verbesserte Förderung im Bereich des Wohnungsbaus zu erreichen. Angesichts der schwierigen Lage in der Bauwirtschaft werden dringend konkrete Maßnahmen benötigt, um die geplanten Bauprojekte für das Jahr 2024 und fortfolgende voranzutreiben und zu ermöglichen. Eine zügige Umsetzung ist entscheidend, um weitere Rückschläge bei der Schaffung dringend benötigter Wohneinheiten zu vermeiden. Es werden Vorschläge wie eine degressive Abschreibung und eine Erhöhung der Baukostenobergrenze für Neubauwohnungen aktuell diskutiert. Ein Arbeitsplatzabbau in der Baubranche gilt es zu vermeiden.
Beteiligung am Strategiedialog des Landes für „Bezahlbares Wohnen und innovatives Bauen“
Seit Dezember 2022 beteiligt sich die IHK Ostwürttemberg bereits am Strategiedialog „Bezahlbares Wohnen und innovatives Bauen“ des Landes. Etwa 200 Experten arbeiten seither an Themenstellungen, um Wege für bezahlbaren Wohnraum, ökologisches Bauen und Sanieren sowie Transformation und Digitalisierung der Bauwirtschaft aufzuzeigen. Der Strategiedialog ist insgesamt auf sieben Jahre angelegt, Lösungen und Ergebnisse sollen aber so schnell wie möglich umgesetzt werden.
Ein wichtiges Ziel des Strategiedialogs ist beispielsweise die Dekarbonisierung des Bauens. Der Strategiedialog fördert auch Projekte zum Recycling von Baumaterialien. Ein weiteres innovatives Vorhaben befasst sich mit dem Aufbau von regionalen Sekundärstoffzentren in Baden-Württemberg. Ebenfalls stehen innovative Produkt- und Prozesslösungen im Fokus. Ein Beispiel ist das „Digitale Experimentiermobil“, das Bürger zum Experimentieren mit nachhaltigen Modernisierungsmethoden im Bestand einlädt. Zentrales Thema ist jedoch der Bürokratieabbau. Der Bund wird ebenfalls dazu aufgerufen, den Bereich Bauen zu deregulieren. Eine Überprüfung der Landesbauordnung soll dazu beitragen, dass die Vorschriften für den Bau vereinfacht und effizienter werden.
Mitwirkung im DIHK-Ausschuss für die Bau- und Immobilienwirtschaft
Mit der Beteiligung der IHK Ostwürttemberg am vom DIHK im Frühjahr 2023 initiierten Ausschuss für die Bau- und Immobilienwirtschaft ergibt sich eine gute Möglichkeit, die Interessen der regionalen Bau- und Immobilienwirtschaft auf nationaler Ebene zu vertreten. Die IHK Ostwürttemberg bringt sich bundesweit aktiv an der Gestaltung der Rahmenbedingungen für die Branche ein und baut Kontakte zu überregionalen Akteuren aus. Der Ausschuss hat eine beratende Funktion und kann daher die Bundesregierung und die Landesparlamente bei der Gesetzgebung und der politischen Ausgestaltung der Rahmenbedingungen für die Bau- und Immobilienwirtschaft unterstützen. Durch die Mitgliedschaft von Ulrich Grath aus Heidenheim im DIHK-Ausschuss und zukünftig auch der IHK Ostwürttemberg als federführende Kammer werden die Belange der regionalen Bau- und Immobilienwirtschaft auf nationaler Ebene vertreten.

Industrie- und Handelskammer Ostwürttemberg
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