Alfred Krauss

Lebendig und digital

Zur Situation in den Handelsunternehmen in der Region sowie zur Situation der Innenstädte als Treffpunkt der Menschen nimmt Alfred Krauss Position ein. Er ist Mitglied der IHK-Vollversammlung und Vorsitzender des IHK-Handelsausschusses. Zudem vertritt er die Belange der Unternehmen im DIHK-Handelsausschuss.
Herr Krauss, welche Themen werden vor Ort im Handelsausschuss und auf DIHK-Ebene behandelt? Welche Erkenntnisse nehmen Sie als Unternehmer aus dieser ehrenamtlichen Tätigkeit mit?
Die Themen sind vielfältig und kommen zunehmend auch aus Brüssel. Dabei ist die DIHK mit dem Handelsausschuss gefordert, Rückmeldungen aus Sicht der Unternehmen zu geben. Die Politik auf Fehlentwicklungen hinzuweisen ist sinnvoll. Oft müssen auch bürokratische Hürden begrenzt werden. Das ist mühsam, aber ohne eine Kommentierung gingen Entwicklungen noch weiter in falsche Richtungen. Ein Beispiel ist der globale Internet-Handel. Dabei auf Fairness gegenüber einheimischen Händlern zu pochen, macht Sinn, auch wenn die Gesetzesinitiativen meist den Entwicklungen dann hinterherhinken.

Im IHK-Handelsausschuss dominiert der praktische Austausch über bestimmte Themen. Hier werden die Gesetzesvorhaben für die Betriebe vor Ort „übersetzt“. Es ist wichtig, von den Unternehmern zu hören, was die konkreten Erfordernisse im Handel sind. Beispiele sind die fortschreitende Digitalisierung und ihre Chancen, aber auch das Thema Gleichbehandlung. Oder nehmen Sie die Bargeldverwendung: Der Lebensmittelhandel kann die Aufgaben von Banken teilweise übernehmen, wird aber von den Geldinstituten dafür auch noch mit Gebühren bestraft. Da versuchen wir zu sensibilisieren und drängen auf neue Abrechnungsmodelle mit Banken.
Sie haben sowohl in Aalen als auch in Schwäbisch Gmünd stationäre Ladengeschäfte. Wie zufrieden sind Sie mit diesen Standorten bzw. den Innenstädten in der Region?
Bezüglich stationärer Ladengeschäfte sind wir hier in der Region relativ gut aufgestellt. An unseren Standorten funktioniert die Innenstadt größtenteils. In Aalen gibt es seit Jahren ein gutes Innenstadtmanagement, und auch in Schwäbisch Gmünd ist die Zusammenarbeit prima. Ich sage aber auch: Es muss ständig überprüft und nachjustiert werden. Die Akteure müssen dranbleiben, um den Status Quo zu erhalten oder zu verbessern.
Wie sieht für Sie die Innenstadt der Zukunft aus?
Die Innenstadt der Zukunft muss einem Dreiklang folgen. Es geht um Aufenthaltsqualität und Aufgeräumtheit. Das Ambiente in den Gassen, den Schaufenstern, auf Plätzen und in den Ladengeschäften muss stimmen. Zweitens ist ein ausgewogener und breiter Angebots-Mix aus Handel, Gastro, Freizeitmöglichkeiten und Dienstleistungen notwendig, damit die City quasi stetig frequentiert ist. Und drittens: Die Erreichbarkeit der City für alle muss gewährleistet sein und bleibt ein wichtiges Thema. Noch für viele Jahre muss zumindest im ländlichen Raum wie Ostwürttemberg das Auto dabei mitgedacht werden. Da gibt es sehr große Unterschiede zwischen Großstädten und Mittelzentren mit großem Umland.
Kennen Sie die perfekte in Innenstadt?
Eine solche Betrachtung ist immer eine Momentaufnahme. Unsere Welt entwickelt sich sehr dynamisch, Innenstädte müssen sich ständig an die Gegebenheiten neu anpassen. Ich bin der festen Überzeugung, dass analoge Dinge, die physisch erlebbare Eindrücke hinterlassen, sehr wichtig für funktionierende Innenstädte sind. Also: Human first, nicht in allen Belangen digital first. Digitales hat seine Berechtigung, stößt aber auf der emotionalen Ebene an Grenzen.

Besten Dank für die Impulse.