Nachhaltigkeit bestimmt unser Handeln
- Welche Ziele hat Voith in Bezug auf den CO2-Fußabdruck (resultierend aus den gesetzlichen Vorgaben durch den EU-Green Deal und das Bundesklimaschutzgesetz)?
- Welche Maßnahmen ergreift Voith, um diese Ziele zu erreichen?
- Wo liegen zu bewältigende Schwierigkeiten?
- Gibt es hieraus auch Forderungen an die Politik?
- Welche Auswirkungen wird der EU-Green Deal auf Lieferanten von Voith haben?
Chancen der Transformation zu einer klimaneutralen Wirtschaft.
Die Verantwortung für den Klimaschutz und die Erfüllung der internationalen Klimaschutzziele sind fester Bestandteil der Voith-Nachhaltigkeitsstrategie:
„Wir wollen, dass alle unsere Standorte ab 2022 keinen CO2-Fußabdruck mehr hinterlassen“,
sagt Markus Schönberger, Leiter Corporate Sustainability bei Voith. Im Interview erklärt er, wie der Heidenheimer Technologiekonzern mit rund 20.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weltweit dieses ambitionierte Ziel erreichen will und welche Chancen Voith in der Transformation zu einer klimaneutralen Wirtschaft sieht.
Welche Ziele hat Voith in Bezug auf den CO2-Fußabdruck (resultierend aus den gesetzlichen Vorgaben durch den EU-Green Deal und das Bundesklimaschutzgesetz)?
Nach dem Pariser Klimaabkommen der Vereinten Nationen ist der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf deutlich unter 2 Grad Celsius und möglichst 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Zur Erfüllung der internationalen Klimaschutzziele hat die deutsche Bundesregierung das Bundes-Klimaschutzgesetz erlassen. Mit diesem Gesetz werden die Klimaziele bis zum Jahr 2030 gesetzlich festgelegt.
Voith ist sich seiner Verantwortung bewusst und will seinen Beitrag zum Klimaschutz und zur Erfüllung der internationalen Klimaschutzziele leisten. Daher haben wir uns zum Ziel gesetzt, ab dem Jahr 2022 klimaneutral zu arbeiten. Das bedeutet, dass alle Voith-Standorte weltweit ab 2022 keinen CO2-Fußabdruck mehr hinterlassen werden.
Doch dies ist nur der erste Schritt: Für die Zukunft hat sich Voith weitere ambitionierte Ziele für den Klimaschutz gesetzt. So soll bis Ende 2024/25 der gesamte CO2-Ausstoß an unseren Standorten in Bezug zur Wertschöpfung um 35 Prozent verringert werden, bis Ende 2049/50 wollen wir eine Einsparung von 90 Prozent erreichen.
Welche Maßnahmen ergreift Voith, um diese Ziele zu erreichen?
Um unser Klimaneutralitätsziel zu erreichen, verfolgen wir ein Konzept, das auf vier Säulen basiert:
- Wir arbeiten kontinuierlich daran, die Energieeffizienz unserer Produktionsprozesse zu steigern. Beispielsweise konnten wir unseren Energieverbrauch seit dem Geschäftsjahr 2011/2012 um 130 Gigawattstunden bzw. 30 Prozent reduzieren. Dies entspricht dem jährlichen Bedarf einer mittleren Stadt mit 32.500 Haushalten.
- Eine weitere Säule ist der Ausbau regenerativer Stromerzeugung an unseren Standorten. Aktuell gewinnen wir mit eigener Stromerzeugung aus Solar- und Wasserkraft etwa 1,7 Gigawattstunden pro Jahr. Wir planen die Eigenerzeugung bis zum Geschäftsjahr 2026/27 auf 16 Gigawattstunden pro Jahr zu erhöhen, was einer neunfachen Steigerung entspricht.
- Darüber hinaus stellen wir kurzfristig den Strombezug auf Grünstrom um, wo immer dies möglich ist. Dieser Anteil lag im Vorjahr noch bei 44,3 Prozent. Zu Beginn des Geschäftsjahres 2021/22 ist es uns gelungen, den weltweiten Strombezug weitestgehend auf Grünstrom umzustellen.
- Aktuell unvermeidbare CO2-Emissionen werden wir mit Kompensationsmaßnahmen ausgleichen. In Zukunft streben wir an, den Anteil der kompensierten CO2-Emissionen sukzessive zu verringern und durch weitere Einsparungen und Eigenerzeugung auszugleichen.
Wo liegen zu bewältigende Schwierigkeiten?
Eine Herausforderung stellt für uns die Umstellung von fossil betriebenen zu elektrifizierten Prozessen dar. Das liegt insbesondere daran, dass der Ausbau der Stromerzeugung aus regenerativen Quellen an unseren Standorten nicht immer wirtschaftlich sinnvoll ist.
Gibt es hieraus auch Forderungen an die Politik?
Wir wünschen uns von der Politik mehr Unterstützung in der Transformation zu einer klimaneutralen Wirtschaft. Das heißt, klare politische Rahmenbedingungen, Abbau von belastender Bürokratie und öffentliche Fördermittel für die Industrie. Das alles könnte uns helfen, schneller auf alternative Technologien umzustellen.
Der EU-Green Deal thematisiert nicht nur den CO2-Fußabdruck, sondern das Thema Nachhaltigkeit i. a. Wie geht Voith mit diesen Themen insgesamt um?
Voith vereint die Tradition eines Familienunternehmens mit den Anforderungen und der Kultur eines weltweit agierenden Konzerns. Klare Werte bestimmen unser Handeln, Nachhaltigkeit ist einer von ihnen. Unser Anspruch ist es, gegenüber Gesellschaft und Umwelt stets verantwortungsbewusst zu handeln. Wir wollen mit unseren technischen Innovationen weltweit einen Beitrag zu Wachstum und Wohlstand leisten. Daher sehen wir die Entwicklung nachhaltiger Technologien für zukünftige Generationen als Kern unseres Geschäftsmodells: Ökologische und gesellschaftliche Verbesserungen führen zu konkreten wirtschaftlichen Vorteilen, für unsere Kunden und uns. Auf dieser Basis können wir profitabel und dauerhaft finanziell unabhängig bleiben und weiter in zukunftsweisende, klimaneutrale Technologien investieren.
Wir sind davon überzeugt, dass uns ein nachhaltiges Geschäftsmodell langfristig zu wirtschaftlichem Erfolg führt. Deshalb wollen wir uns in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung kontinuierlich und messbar verbessern. Der wichtigste Indikator für unsere Nachhaltigkeitsleistung ist das Rating der unabhängigen Agentur ISS ESG. Sie analysiert die Nachhaltigkeitsperformance von aktuell ca. 5.000 Unternehmen weltweit. Die Bewertung erfolgt anhand eines zwölfstufigen Notensystems, von A+ (hervorragende Leistung) bis D- (schlechte Leistung oder fehlende Transparenz für eine Leistungsbewertung). Darüber hinaus erhalten die besten 20 Prozent der Unternehmen einer Branche den Prime-Status, den Voith bereits seit einigen Jahren innehat. Im Jahr 2021 wurde Voith von der Agentur erstmals mit B- bewertet und gehört zu den drei besten Unternehmen in der Branche Maschinen- und Anlagenbau weltweit.
Das Ratingergebnis bestätigt, dass wir in Sachen Nachhaltigkeit auf einem guten Weg sind. Es bietet uns zum einen Orientierung bei der Weiterentwicklung unserer Nachhaltigkeitsstrategie. Zum anderen sehen wir, dass sich unser Engagement finanziell lohnt: So koppeln Banken zunehmend ihre Kreditkonditionen an die Nachhaltigkeitsperformance von Unternehmen. Hierbei ermöglicht uns das Ratingergebnis, unsere Finanzierungskosten deutlich zu senken.
Welche Auswirkungen wird der EU-Green Deal auf Lieferanten von Voith haben?
Unsere Grundhaltung zu Ressourcenschonung sowie zu ökologischer und sozialer Verantwortung ist in unserer Einkaufsstrategie sowie den Allgemeinen Einkaufsbedingungen verankert. Diese dienen wiederum als Basis für die vertragliche Übereinkunft mit unseren Lieferanten. Im Rahmen der Einkaufstätigkeit achten wir dabei insbesondere auf die Einhaltung der Gesetze, unter anderem in Bezug auf den Arbeits-, Gesundheits- und Umweltschutz, sowie des Verbots von Kinder- und Zwangsarbeit. Ferner wird während unserer Assessments und Audits die Einhaltung von Sozial- und Umweltstandards gemäß unserem Verhaltenskodex geprüft. Verstöße gegen diese Anforderungen können zu einer konzernweiten Sperre der betroffenen Lieferanten führen. Die entsprechenden Regelungen und Verfahren unseres Lieferantenmanagements werden kontinuierlich an aktuelle Anforderungen, wie beispielsweise den EU-Green Deal, angepasst.
Autor
Markus Schönberger
Leiter Corporate Sustainability bei Voith
Markus Schönberger
Leiter Corporate Sustainability bei Voith