"Ostalb ist meine neue Heimat"
Sarka Hatlapatka wollte raus aus der familiären Komfortzone. Deshalb ist sie als junge Studentin in die USA gegangen. Später hat sie noch einen draufgesetzt: Ein halbes Jahr Japan, um die Sprache und die Kultur des Landes kennenzulernen. Sie ist zwar immer wieder in ihre tschechische Heimat zurückgekehrt, aber beruflich hat sie nach ihrem Studium ein international tätiges Unternehmen gesucht. Das hat sie in der Firma HARTMANN in Heidenheim gefunden. Inzwischen lebt sie mit ihrer Familie, ihrem Mann und dem dreijährigen Sohn auf der Ostalb. „Uns gefällt die Region gut“, erzählt die sympathische junge Frau mit einem freundlichen Lächeln. So gut, dass es die Drei vorerst nirgendwo anders hinzieht.
Sarka Hatlapatka an ihrem Arbeitsplatz bei HARTMANN.
Sarka Hatlapatka ist ebenfalls in einer Industriestadt im Osten von Tschechien aufgewachsen und zur Schule gegangen, nämlich in Kopřivnice. Dort ist mit Tatra Trucks der drittälteste Automobilhersteller der Welt zuhause. „Kopřivnice ist mit Heidenheim vergleichbar“, erzählt die junge Frau, „hat etwa 20.000 Einwohner, im Kreis sind es insgesamt 40.000.“ Sie absolvierte ihre Schulzeit und ging dann im Rahmen des Erasmus-Austauschprogramms zum Studium an eine renommierte Universität in Schlesien, um ihren Bachelor in Tourismus-Wirtschaft zu machen.
Als damals 21-Jährige zog es sie hinaus in die weite Welt und ein Work-and-Travel-Aufenthalt führte sie für ein viertel Jahr in ein Sommercamp in den US-Bundesstaat Maine an der Ostküste. Dort betreute sie nicht nur Mädchen im Alter bis zu 15 Jahren aus vielen verschiedenen Nationen und lernte Englisch. Sondern sie machte auch ihre ersten Erfahrungen im Ausland. „Das war zwar herausfordernd, aber eine wirklich großartige Erfahrung“, schwärmt Sarka Hatlapatka noch immer. Herausfordernd vor allem deswegen, da sie das erste Mal allein so lange von zu Hause weg war und der neuen Sprache wegen, die sie im Übrigen inzwischen perfekt beherrscht Die Betreiber des Camps seien jedoch sehr nett gewesen und hätten sie sehr unterstützt.
Zurück in der Heimat ging sie einen Masterstudiengang Marketing-Management an. Und es zog sie noch einmal aus der Komfortzone hinaus. Diesmal war es Japan. Sarka Hatlapatka wollte nicht nur die Sprache lernen, sondern auch die Kultur und das fernöstliche Land kennenlernen. Sie wohnte zusammen mit einer slowakischen Kommilitonin in einem ruhigen Vorort der Hauptstadt Tokio, mit knapp neun Millionen Einwohnern eine der größten Städte der Welt. Japanisch ist eine ziemlich komplizierte Sprache, erzählt Sarka Hatlapatka. „Aber ich wollte es einfach versuchen. Ich habe auch nur die Basics gelernt und konnte mich so einigermaßen verständigen.“ Sie habe während des sechsmonatigen Aufenthalts in Fernost sehr interessante und hilfsbereite Menschen kennengelernt. Allein oder mit Freunden ist sie kreuz und quer durch das Land getrampt und unter anderem auch einmal von einem buddhistischen Mönch mitgenommen worden. Natürlich hat sie den Fujiyama bestiegen, so etwas wie das nationale Heiligtum Japans. Der 3776 Meter hohe kegelförmige Vulkan mit der charakteristischen Schneekappe zieht jedes Jahr Tausende von Touristen an.
Wieder zurück in der Heimat schloss Sarka Hatlapatka ihr Studium in Ostrava ab, der drittgrößten Stadt in Tschechien. Und dann wollte sie endlich da Gelernte in die Praxis umsetzen. Anfangs gestaltete sich die Suche nach einem Job mühsam und sie überbrückte die Zeit mit verschiedenen Tätigkeiten, als Kellnerin etwa oder als Mitarbeiterin in einem Produktionsbetrieb. Das Ziel war aber immer, in einem Unternehmen mit internationaler Ausrichtung Fuß zu fassen. So stieß sie auf eine Anzeige der Heidenheimer Firma HARTMANN, die in Tschechien, einem ihrer Kernmärkte, in der Stadt Brünn (Brno) beispielsweise sterile Komponenten-Sets für Operationen produziert. Ein Bewerbungsgespräch führte Sarka Hatlapatka nach Heidenheim und sie hatte Erfolg: Sie wurde in das HARTMAN International Graduate Programm (IGP) aufgenommen, ein für das Unternehmen wichtiger Pfeiler zur Gewinnung und Bindung von Talenten und Nachwuchskräften.
Konkret geht es beim IGP darum, HARTMANN kennenzulernen, im Unternehmen ein Netzwerk aufzubauen, und an verschiedenen anspruchsvollen Projekten mit strategischem Schwerpunkt in einem selbstgewählten Fachbereich mitzuarbeiten. Die Nachwuchskraft begleitet dabei ein persönlicher Mentor und sie hat die Möglichkeit, an ausgewählten Schulungen teilzunehmen. Das IGP gibt es bei HARTMANN seit dem Jahr 2012 mit aktuell acht und insgesamt bereits 67 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Das Programm dauert jeweils 18 Monate und sieht drei bis vier unterschiedliche Einsätze innerhalb eines Fachbereichs einschließlich eines Einsatzes im Ausland vor. Für Berufseinsteigerinnen und -einsteiger mit sehr gutem Studienabschluss stellt dies laut Unternehmen eine gute Möglichkeit dar, das Wissen in einem Fachgebiet zu erweitern und zu vertiefen. So lernte auch Sarka Hatlapatka verschiedene HARTMANN-Standorte und das Unternehmen selbst gründlich kennen.
Klar wurde ihr dabei: Sie hatte genau das gefunden, was sie gesucht hatte und was ihr vorgeschwebt war. Ihr erster Arbeitsplatz bei HARTMANN war wieder in ihrer tschechischen Heimat. Sie wurde im Projektmanagement tätig und fokussierte sich auf E-Commerce. Aber auch in ihrem Privatleben änderte sich Entscheidendes: Sarka Hatlapatka heiratete und wurde Mutter. Familie und Berufstätigkeit unter einen Hut zu bringen, war eine Herausforderung, erinnert sie sich. Sechs Monate nach der Geburt ihres Kindes nahm sie ihre Berufstätigkeit wieder auf und bekam viel Unterstützung von ihren Kolleginnen und Kollegen sowie von ihrer Führungskraft, die ebenfalls ein Kind hatte und damit genau um die Herausforderungen für eine junge Mutter wusste.
Vor eineinhalb Jahren ist die Familie nach Heidenheim umgezogen. Sarka Hatlapatka ist an der Brenz in einem global ausgelegten Projekt in der Informationstechnologie tätig, für das sie die Grundlagen bereits in Tschechien gelegt hat. Ihr Mann absolviert einen Integrationsintensivkurs und will sich auf der Ostalb eine neue Arbeitsstelle suchen.
„Wir fühlen uns hier wohl“, erzählt die junge Frau, „uns gefällt die Natur und wir wohnen nah am Wald. Wir machen schöne Radtouren und Reisen und wandern gerne. Die Region ist einfach toll!“
Autor: Viktor Turad