Patentbarometer der IHK Ostwürttemberg

Eine patente Region: Ostwürttemberg

Patente sind der Gradmesser für die technologische Leitungsfähigkeit von Regionen

Als Vergleichsgröße dient hierbei wiederum die Patentintensität; nämlich Patentanmeldungen in Relation zu Erwerbstätigen. Ostwürttemberg erreicht in dieser Disziplin seit Jahren einen Spitzenplatz in Deutschland. Dies belegt auch das aktuelle Patent-Barometer der IHK. Mit einer Patentintensität (Patentanmeldungen je 1000 Erwerbstätige) von 3,54 lag auch in Ostwürttemberg 2015 gut über dem Landesdurchschnitt von 2,34 und gar weit über dem Bundesdurchschnitt von 1,10. Michaela Eberle dazu: „Ostwürttemberg ist und bleibt die Region der Talente und Patente.“
Neue Erkenntnisse brachte der Blick auf das Anmeldeverhalten der Unternehmen. Demnach stammen im Betrachtungszeitraum etwa 85 Prozent der eingereichten Anmeldungen aus Ostwürttemberg von großen Unternehmen und durchschnittlich 15 Prozent von kleinen und mittleren Unternehmen. Peter Schmidt, Technologie- und Innovationsberater der IHK erläutert: „In Ostwürttemberg sind zwischen 2008 und 2015 die Patent- und Gebrauchsmusteranmeldungen der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) um 54 Prozent zurückgegangen.“
Nachdem die Investitionen der Wirtschaft in Forschung und Entwicklung (FuE) in der Region deutlich zugelegt haben, sagte Eberle, dürfe man hoffen, dass sich dies auch mit auf die Zahl der Patentanmeldungen niederschlägt. Zwischen 2013 und 2015 seien die FuE-Investitionen von 440 auf 602 Mio. Euro gestiegen. Innerhalb von zehn Jahren hätten sie sich sogar verdoppelt. Wurden im Jahr 2013 noch 3.074 Fachkräfte für FuE in der Region beschäftigt, so waren es in 2015 bereits 4.998 Beschäftigte. Das entspricht einer Steigerung von 63 Prozent. Im Zehnjahreszeitraum 2005 bis 2015 hat sich die Anzahl der Vollzeitbeschäftigten in Forschung und Entwicklung sogar mehr als verdoppelt.
Allerdings gingen mit einer Patentanmeldung nicht unerhebliche Kosten einher. Diese könnten insbesondere kleine und mittlere Unternehmen auch abschrecken, eigene Schutzrechte anzumelden, sagte der Leiter des Informationszentrums Patente in Stuttgart, Helmut Jahnke. „Auch der Mittelstand müsse sich um das Thema kümmern, wenn er die Früchte seiner Arbeit ernten wolle“, so Jahnke. Bei den Kosten könne man schnell in einem fünf- oder gar sechsstelligen Bereich landen, rechnete Jahnke vor. Am Anfang sei zudem oft nicht klar, ob man aus einem Patent auch tatsächlich einen wirtschaftlichen Nutzen ziehen und ein Produkt auf den Markt bringen könne, ergänzte er. „Das Patent ist eine Versicherung für den Erfolgsfall, aber ein Patent garantiert nicht automatisch den wirtschaftlichen Erfolg.“ Jahnke betonte, dass eine Patentanmeldung nicht an den Kosten scheitern dürfe. Peter Schmidt ergänzte, es gelte deshalb, die unternehmensindividuelle, passende Strategie zu wählen und somit auch ressourcenschonend vorzugehen. 

IHK als Partner

Von einer positiven Auseinandersetzung mit dem Thema Schutzrechte berichtete Dominic Lutz, Mitglied der Geschäftsleitung der Gaugler & Lutz oHG in Aalen-Ebnat und Vorsitzender des IHK-Forschungs- und Innovationsausschusses. „Wir kommen am Thema Patente nicht vorbei“, bekannte er, weil immer wieder versucht werde, Ideen zu kopieren. Daher sei das Anliegen im Betrieb bei ihm angesiedelt und werde zusammen mit Partnern wie der IHK und Patentanwälten solide bearbeitet. Das koste zwar Geld. „Aber das ist es uns wert, weil sich geistiges Eigentum im Unternehmenswert widerspiegelt.“ Außerdem gehe es hier auch um den Übergang zur nächsten Generation. Sein Vater und Unternehmensgründer habe die Ideen im Kopf. Diese müssten in Patenten festgehalten und festgeschrieben werden, mit denen man sie wiederum nach außen sichtbar machen könne. Damit zeige man dann nämlich seinen Kunden, dass man der richtige Partner für sie ist.

Mehr politische Unterstützung erwünscht

Generell wünscht sich IHK-Hauptgeschäftsführerin Michaela Eberle mehr politische Unterstützung: Hier seien Landes- und Bundespolitik gleichermaßen gefordert. Es gebe zwar Fördermittel in Form von Innovationsgutscheinen vom Land für Patentrecherchen und ein Bundesprogramm für die Patentanmeldung. Diese Förderung könne man aber nur alle fünf Jahre bekommen. Das sei zu wenig. Vorstellen könne man sich bessere Förderprogramme genauso wie die steuerliche Absetzbarkeit nicht nur von Ausgaben im Bereich Forschung und Entwicklung, sondern auch in Innovationsprozesse und mehr.

Kostenlose Beratung und Unterstützung bei der IHK

Um die Unternehmen zu unterstützen, bietet die IHK Ostwürttemberg gemeinsam mit dem Informationszentrum Patente Seminare für Einsteiger und Fortgeschrittene an. Michaela Eberle: „Unsere kostenlose Beratung und Unterstützung wurde allein im vergangenen Jahr von 200 Betrieben in Anspruch genommen.“