IHK Ostwürttemberg
Olusegun Okejimi aus Nigeria
Olusegun Okejimi
© Viktor Turad
Wir stellen vor: Olusegun Emmanuel Okejimi, der aus Nigeria kommt, in seiner Heimat Germanistik studiert hat, und in seiner neuen Heimat Ostwürttemberg Menschen mit Migrationshintergrund ebenso berät und unterstützt wie Betriebe, die auf Zuwanderung setzen.
Olusegun Emmanuel Okejimi sind drei Dinge ganz wichtig: Seine Familie, seine Arbeit und sein Glaube. Der 34-Jährige arbeitet seit rund einem Jahr bei der IHK in Heidenheim. Hier kümmert er sich um Menschen mit Migrationshintergrund, berät sie und hilft ihnen, auf dem regionalen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Ganz wichtig ist ihm aber auch eine zweite Aufgabe: Er unterstützt und berät Unternehmen, die angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels auf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Ausland setzen. Okejimi macht seine Arbeit nach seiner eigenen Aussage Freude, ihm gefällt es gut in Ostwürttemberg, aber auf lange Sicht möchte er nicht ausschließen, dass er wieder in seine afrikanische Heimat an der Westküste des Kontinents zurückkehrt.
Dort ist er mit zwei Geschwistern in einer Kleinstadt im Südwesten Nigerias aufgewachsen. Ursprünglich wollte er nach dem Abitur Jura studieren, aber dann hat er sich doch anders entschieden: Für Germanistik in der Hauptstadt Lagos. „Ich wollte etwas Ungewöhnliches wagen“, erzählt der sympathische junge Mann lächelnd. In dem Land, das zweieinhalb mal so groß ist wie Deutschland und mit über 200 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste Afrikas, ist ein Germanistikstudium an drei Universitäten möglich. Nachdem seine Eltern zugestimmt hatten, stand dem nichts mehr im Wege.
Nach dem Abschluss nach vier Jahren stellte sich für Okejimi aber die Frage, wo er arbeiten wollte. An der deutschen Botschaft sind die Kapazitäten begrenzt und so fand er seinen Arbeitsplatz bei der deutschen Auslandshandelskammer in Lagos. Dort arbeitete er für die nächsten drei Jahre im Bereich Bildung und Ausbildung mit. In einem Pilotprojekt soll die deutsche duale Ausbildung auf Nigeria übertragen werden.
Ein Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) ermöglichte ihm ein Masterstudium zur beruflichen Ausbildung und Personalentwicklung in Deutschland. Er entschied sich für die Technische Universität Dresden und auch trotz der skeptischen Frage seines Chefs, ob er sich sicher sei, dass er nach Sachsen gehen wolle, in den Osten Deutschlands, blieb er bei seinem Entschluss. Er hat es nicht bereut. „Ich habe wegen meiner dunklen Hautfarbe keine schlechten Erfahrungen mache müssen“, erzählt Okejimi. „In Dresden war es eine tolle Zeit.“
Ein sechsmonatiges Praktikum bei der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) schloss sich an und auch hier beschäftigte sich der junge Nigerianer mit den Themen Bildung und Migration. Aufgrund einer Stellenanzeige bewarb er sich dann bei der IHK Ostwürttemberg. Denn in Heidenheim suchte man einen Mitarbeiter, der sich um Menschen mit Migrationshintergrund kümmert und sie berät und betreut.
Okejimi vermittelt hier Zuwanderer aus dem Ausland in Praktika, in eine Einstiegsqualifikation oder in eine Ausbildung. „Dabei ist mir eine ganzheitliche Betreuung wichtig“, unterstreicht er. Aber er hat noch eine zweite Zielgruppe, um die er sich intensiv kümmert: Die Unternehmen. Betriebe, die auf Zuwanderung aus dem Ausland setzen, sind bei ihm an der richtigen Stelle. Er berät und unterstützt auch sie, weiß bei komplizierten rechtlichen Fragen Bescheid und gibt gerne Anfragen aus dem Ausland weiter. Er hat es mit Menschen jeden Alters und verschiedenster Nationen zu tun. Viele kommen aus Syrien, Gambia und Kamerun, aber auch aus Nigeria oder seit dem Kriegsausbruch aus der Ukraine.
Okejimi lebt mit seiner Frau, einer Nigerianerin, und seinen beiden kleinen Kindern, einem Buben und einem Mädchen, in der Heidenheimer Oststadt. Er spricht zwar akzentfreies Deutsch, aber zuhause wird mit den Kindern Yoruba gesprochen, eine der drei Sprachen Nigerias neben der Amtssprache Englisch. Die Familie soll auch sprachlich die Verbindung zum Herkunftsland und zur dort lebenden Verwandtschaft nicht verlieren.
Okejimi engagiert sich aber auch in seiner neuen Heimat. Er hat sich in Heidenheim der Pfingstgemeinde angeschlossen und besucht regelmäßig jeden Sonntag den Gottesdienst, in dem er oft auch als Tontechniker aktiv ist. „Der Glaube und die Gemeinschaft sind mir wichtig“, erzählt er. Das kennt er aus seiner Heimat, denn in Nigeria, erklärt er, spiele der Glaube eine große Rolle. Während der Norden des Landes islamisch geprägt sei, sei im Süden das Christentum verbreitet.