IHK-Projektbeauftragter und Ansprechpartner

Integration durch Ausbildung

Herr Okejimi, das Projekt des „Kümmerers“ läuft seit 2016. Wie sieht die Bilanz aus?


Rund 175 Geflüchtete, Zuwanderer und weitere Menschen mit Migrationshintergrund wurden beim Kümmerer der IHK vorstellig und konnten umfassend beraten werden. Hinzu kamen rund 150 Betriebe, die beraten wurden. Die Vermittlungsquote in eine Ausbildung und Einstiegsqualifizierung kann sich sehen lassen.

Sie scheinen aufgrund Ihres persönlichen Werdegangs prädestiniert für diesen Job.


Das Thema Integration durch Vermittlung in Ausbildung verbunden mit dem Anspruch, etwas Neues zu erlernen, liegt mir sehr am Herzen. Ich war bei der Auslandshandelskammer in Lagos/Nigeria mit der Bildungsberatung für Jugendliche befasst und habe selbst ein Master-Studium in diesem Bereich in Dresden absolviert. Neben den fachlichen Kompetenzen bringe ich meine privaten Erfahrungen als Mensch mit Migrationshintergrund sowie meine sozialen Kompetenzen mit ein.

Wie verlief Ihr erstes Beratungsgespräch?


Sehr gut! Ich habe wenige Tage nach meiner Einstellung ein erstes Gespräch mit einem jungen Mann aus dem Irak geführt. Das war sehr interessant: Ich konnte die vielen Möglichkeiten aufzeigen, wie eine möglichst zielführende Qualifizierung aussehen kann. Ich hoffe, dass daraus Gutes entsteht.

Wie kommen Sie an die Menschen heran, denen Sie Hilfestellung bei Ausbildung und Einstiegsqualifizierungen geben?

Im Wesentlichen über drei Kanäle. Wir pflegen als IHK enge Kontakte zu ehrenamtlichen Organisationen, von denen Tipps kommen und Kontakte vermittelt werden. Zum anderen funktioniert aber auch die Mund-zu-Mund-Propaganda unter Menschen mit Migrationshintergrund. Wo Positives erreicht wurde, werden wir weiterempfohlen. Und: Jobcenter, Bildungsbüro des Landkreises, Integrationsmanager, AWO, Agentur für Arbeit und AJO vermitteln ebenfalls Personen zu unserer Beratung.

Fragen auch Unternehmen direkt beim IHK-Kümmerer nach?

Das kommt angesichts des wachsenden Fachkräftemangels tatsächlich vor. ‚Wir suchen händeringend einen Mitarbeitenden im Metallbau!‘ – so lautete der Anruf eines Unternehmens. Das Fachkräfte-Einwanderungs-Gesetz wurde im März 2020 in Kraft gesetzt – es erleichtert Zuwanderung, wurde allerdings durch die Pandemie etwas ausgebremst.

Worin liegen die größten Hürden für Zuwanderer auf dem Arbeitsmarkt?

Es spielen sehr viele Faktoren eine Rolle. Sprache und eine feste Unterkunft bilden die Basis. Hinzu kommt die Notwendigkeit zum Überwinden von kulturellen Unterschieden: Viele Migranten leiden unter Heimweh oder einem Kulturschock. Oft bildet auch die jeweilige Unternehmenskultur ein Hindernis für eine erfolgreiche berufliche Integration. Und natürliche spielt der private Hintergrund eine wichtige Rolle. Das habe ich selbst erfahren: Als meine Familie in der Nähe war, lief Vieles einfacher und rascher ab. Das Lernen hat dann viel weniger Energie gekostet.

Was ist aus Ihrer Sicht die wichtigste Voraussetzung fürs Gelingen beruflicher Qualifikation?

Ein guter Spracherwerb bildet die Basis. Dazu ist es notwendig, dass eine gehörige Portion an Motivation vorhanden ist. Lässt man sich nur berieseln mit Lesen, Hören, Aufschreiben und spricht sehr wenig in der neuen Sprache, bleibt wenig hängen. Ein starker Wille ist hilfreich.

Welche Erkenntnisse gibt es zu aus Ukraine-Geflüchteten: Ist Hilfe rasch möglich?

Da das Verfahren im Vergleich zum normalen Asylverfahren unbürokratisch ist, erleichtert es die Arbeit, die aus der Ukraine Geflüchteten zu unterstützen. Wichtig sind für die Kriegsgeflüchteten Sicherheit und Wohlbefinden. Sie brauchen zuerst eine Unterkunft und Versorgung. Die Kommunen richten Erstaufnahmeeinrichtungen ein. Beim Spracherwerb für einen längeren Aufenthalt in Deutschland können wir helfen.

Kontakt:
Projektbeauftragter
„Integration durch Ausbildung – Perspektiven für Zugewanderte“ Olusegun Emmanuel Okejimi okejimi@ostwuerttemberg.ihk.de Telefon 07321 324-193