Vom Azubi zum Unternehmer

Stickkonzepte aus Leidenschaft

Stefan Mäcker ist gelernter Mediengestalter und mit dieser Ausbildung sein eigener Chef. Heute betreibt er mit Freude die Oderland Stickerei in Frankfurt (Oder), in der Kunden unter anderem Kleidung und Taschen besticken lassen können.
Doch die Oderland Stickerei bietet mehr als nur das. Nebenan gibt es seit 2022 zusätzlich die Oderland Stoffe – Stefan Mäckers zweiter Laden. Dort stehen neben Stoffen in verschiedenen Farben und Mustern, Nähmaschinen und Nähutensilien zum Verkauf. Die meisten Kunden, die dort Stoffe kaufen, sagt der Unternehmer, würden zu Hause ihre eigenen Kreativprojekte umsetzen. Dazu zählt das Nähen von Kinderkleidung. Für den Mediengestalter gilt: Selbst angefertigte Kleidung ist nachhaltiger, hält länger und ist vom Schnittmuster bis zur Passform viel individueller. Viele Kunden würden daher direkt mit den Kindern kommen. „Es gibt so viel Auswahl, für jeden ist irgendwas dabei und hier kann sich jeder verwirklichen.“

Wegen Corona zwei Jahre nachzuholen

Seinen Wunsch selbstständig zu werden, hat er im November 2019 kurz vor der Corona-Pandemie realisiert. Für ihn und seine Mitarbeitenden war dies kein optimaler Start: „Wir müssen jetzt zwei Jahre nachholen“, sagt der Unternehmer. Doch sie kämpften sich gemeinsam durch Lockdowns und Krisen. Stefan Mäcker hat in der Oderland Stickerei aktuell zwei Teilzeitkräfte und einen Praktikanten angestellt. Zusammen realisieren sie Kundenwünsche und entwerfen Logos, Bilder oder Aufschriften. „In der Stickerei arbeite ich zu 90 Prozent für andere Werbeagenturen.“ Doch auch Pokale oder Wimpel für Sportturniere können individuell bedruckt oder bestickt werden. Auf Wunsch lassen sich in der Berliner Straße 4, in der sich das Geschäft befindet, mithilfe Mäckers drei 3-D-Drucker zudem plastische Projekte verwirklichen.

Dank Umschulung heute selbstständig

Das war nicht immer so, denn eigentlich ist der Unternehmer gelernter Heizungsbauer. Im Jahr 2002 hat sich Stefan Mäcker dazu entschieden, eine Umschulung in einem Frankfurter Unternehmen zum Mediengestalter zu absolvieren. Ursache für den Berufswechsel waren gesundheitliche Probleme. Nach seiner zweijährigen Umschulung blieb der 43-Jährige noch 15 weitere Jahre im Unternehmen, welches neben einer Stickerei eine Werbeagentur beinhaltete, erzählt der Unternehmer. Der Wunsch nach etwas Eigenem entwickelte sich nach und nach. Daraufhin kündigte er im Sommer 2019 und gründete mit Unterstützung der IHK und der kommunalen Wohnungsgesellschaft die Oderland Stickerei. Kunden stehen hinter Mäcker

„Das mit der IHK ging von heute auf morgen“, sagt Mäcker. Lediglich das Arbeitsamt brauchte ein wenig länger. Rückgrat boten ihm seine Kunden, die den 43-Jährigen mit dem Wunsch nach Selbstständigkeit bestärkten und hinter ihm standen. Eine weitere Besonderheit sei darüber hinaus die langjährige Freundschaft zu seiner jetzigen Mitarbeiterin Anja Krämer. Als Stefan Mäcker seine Lehre zum Mediengestalter abgeschlossen hat, fing Anja Krämer im selben Unternehmen frisch mit ihrer Ausbildung zur Mediengestalterin an. Sie pflegten über Jahre hinweg den Kontakt. Heute ist sie bei Stefan Mäcker in der Oderland Stickerei angestellt und sie teilen sogar das gemeinsame Interesse am Reitsport.

Selbstständigkeit erfordert Zeit

Dennoch sei eine Unternehmensgründung immer mit Hürden und viel Zeitaufwand verbunden – gerade in den ersten Jahren. Wer darüber hinaus im Onlinegeschäft tätig ist, müsse noch mehr Zeit investieren, findet Mäcker. Das gehe dann über den Feierabend hinaus. „Ich kann dann nicht sagen, ich mache heute nicht auf, weil es gestern zu lang war“, sagt Mäcker. Einmal musste der Unternehmer wegen eines Termins seinen Betrieb ein paar Stunden früher schließen. „Prompt standen fünf Leute vor der Tür und haben gesagt, dass ich letztens nicht da war.“ Käme dieses häufiger vor, spreche sich schnell herum, dass das Geschäft unzuverlässig geführt werde. Das könne den Ruf und das Geschäft ruinieren.

Obwohl die meisten Kunden in den Laden kommen, gibt es auch das Onlinebusiness. Der Grund: „Viele Farben kriegst du mit einem Foto nicht eingefangen“, erklärt Mäcker. Vor Ort können die Kunden das Material in die Hand nehmen und sich einen Eindruck von Farbe und Qualität verschaffen. Auch bei speziellen Anfertigungen und Kundenwünschen sind persönliche Gespräche immer besser als Bestellungen online. Einen eigenen Betrieb zu gründen und zu leiten, bringt demzufolge zwar nicht nur Vorteile mit sich, aber sie überwiegen und bieten Freiheiten in der Gestaltung. Ein gutes Konzept sei zwar gut, doch zu einem erfolgreichen Geschäft gehöre mehr. In diesem Zusammenhang spricht Mäcker über den aktuellen Fachkräftemangel. Nach seiner Aussage wird oft das ausgebildet, was weniger gebraucht wird und es wird das gebraucht, was nicht ausgebildet wird. Ein Teufelskreis, denn ein Unternehmen brauche gut ausgebildete Arbeitskräfte. „Da reicht es nicht, sich nur Aushilfen in den Laden zu stellen“, findet er.

Immer wieder etwas Neues

Sein Beruf mache ihm jedoch sehr viel Spaß. Es sei ein Mix aus Kreativität und Handwerk. „Man sitzt nicht nur den ganzen Tag vor dem Rechner“, Stefan Mäcker. Zudem sieht er jedes Mal das Endprodukt, welches er mitentworfen habe. Jeder Produktionsschritt werde in seinem Beruf als Mediengestalter begleitet. Von der Idee über den Entwurf bis hin zum fertig gestickten Produkt. Des Weiteren habe er die Möglichkeit, immer etwas Neues auszuprobieren. „Man ist da auch immer wieder erstaunt, was man mit den Maschinen zaubern kann“, schwärmt er. Das habe nicht jeder Job zu bieten.

Wer Mediengestalter oder -gestalterin werden möchte, müsse neben Kreativität und Interesse solide Kommunikationsfertigkeiten mitbringen. Mäcker argumentiert, dass jeder Kunde anders sei. „Manch einer ist stur und weicht nur Millimeter von seinen Wünschen und Vorstellungen ab und andere Kunden hingegen sind offen für neue Vorschläge und Konzepte.“ Ob Stefan Mäcker persönlich das am Ende schön finde, sei wieder eine ganz andere Sache, sagt der Unternehmer Mäcker. Aber das müsse es auch nicht, denn das Produkt solle dem Kunden gefallen.

Ausbildung geplant

Sein Wissen und seine Erfahrung möchte Stefan Mäcker in Zukunft an andere weitergeben. Der 43-Jährige plane daher, einen Ausbilderschein zu erwerben. Die Ausbildung zum Mediengestalter beziehungsweise zur Mediengestalterin biete in seinen Augen eine gute Grundlage für das Berufsleben. Dabei merke er, dass die Ausbildung heutzutage moderner sei als zu seiner Zeit. Mittlerweile gebe es bereits Medienberater oder Mediengestalter in Print und Digital sowie in Bild und Ton. Diese Unterschiede kannte Stefan Mäcker in seiner Ausbildungszeit nicht. Doch auch die eigenen Interessen und Ziele spielen im Beruf eine große Rolle. „Ein damaliger Lehrling ist heute zum Beispiel Spielzeughersteller“, erzählt der Unternehmer. Sonst fassen Mediengestalter meistens in Großstädten Fuß und arbeiten bei Verlagen oder in Agenturen.
FORUM/Janine Reinschmidt
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Michael Völker
Leiter
Geschäftsbereich Aus- und Weiterbildung