Frauen-Business-Tage der IHK verbuchen erneut große Resonanz

Digitales Netzwerken zum Thema „Neues annehmen – Neues nutzen“
Berufstätige Frauen trifft die Pandemie besonders hart. Laut einer Studie des Internationalen Währungsfonds (IWF) sank die Erwerbstätigkeit von Frauen in rund zwei Drittel von insgesamt 38 untersuchten Ländern stärker als jene der Männer. Das veranlasste Beobachter bereits dazu, von einer „She-cession“ zu sprechen; zu Deutsch: "Siezession" - eine Wortschöpfung aus dem Personalpronomen "sie" für Frauen und dem Begriff „Rezession". Auch regionale Zahlen zeigen, dass ein deutlich dynamischer Beschäftigungsanstieg bei Frauen in der Vor-Corona-Zeit inzwischen erlahmt und die Arbeitslosigkeit in den letzten Monaten bei Frauen stärker gestiegen ist als bei Männern. Die Ursache für diese Entwicklung ist einerseits ein hoher Frauenanteil in den von der Pandemie besonders betroffenen Branchen wie Gastronomie oder Handel. Andererseits dürfte auch eine wachsende Belastung durch Kinderbetreuung bei Schließung von Schulen oder Betreuungsangeboten eine Rolle spielen. Thematisiert wurde dies auch in den Vorträgen und Gesprächen bei den digitalen „Frauen-Business-Tagen 2021“, einer Veranstaltung, die die IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim seit dem Jahr 2014 gemeinsam mit regionalen Frauennetzwerken ausrichtet.
Mit dem Thema „Neues annehmen – Neues nutzen“, knüpften die Frauen Business-Tage hieran an – und zeigten mit zwei Talkrunden, fünf Vorträgen und zwei Business-Speeddatings Lösungsansätze auf. So gab eine Vermögensberaterin Tipps zur Altersvorsorge und Geldanlagen – „Dinge, mit denen sich besonders Frauen nicht erst in Krisensituationen befassen sollten“, wie es hieß. Wie sehr sich ihr Business als Coach veränderte, berichtete Kirsten Sautmann aus Bad Laer: Schritt für Schritt erläuterte sie, wie sie Pandemie bedingt umdenken und ihre Arbeit komplett umstrukturieren musste. Ihr Lerneffekt: Die Vernetzung über Social Media lässt sich gewinnbringend nutzen. Auch Stephanie Harms aus Wietmarschen-Lohne ermutigte dazu, online sichtbarer zu werden und riet: „Putzen Sie ihr digitales Schaufenster! Trauen Sie sich, digitaler zu werden und sich dafür Hilfe zu suchen.“ Wie man in der aktuell besonders herausfordernden Zeit leichter mit den Widrigkeiten des Alltages umgehen und innere Stärke aufbauen kann, erläuterte die Nordhornerin Marloes Göke. Sie erklärte, wie Resilienz das innere Gleichgewicht stärkt und Frauen zu mehr Gelassenheit finden können.
Neu war in diesem Jahr, dass wegen des digitalen Formats Vorträge zeitgleich angeboten werden konnten. So gab es einen Talk „Frauen in Führung“, in dem Dr. Vera Hierholzer vom Museum für Industriekultur Osnabrück, Lena Kassen-von Holdt vom Pflegeteam am Schloss GmbH in Bad Iburg und Nicole Schots vom Grafschafter Landservices/ und dem Café Nino aus Nordhorn zu Gast waren. Mit Andrea Kalinsky (Koordinierungsstelle Frau & Betrieb Osnabrück) und Dr. Beate Bößl (IHK) sprachen sie über Führungsverantwortung in schwierigen Zeiten und Lernprozesse. Danach gefragt, was sich die Frauen an der Spitze für 2022 wünschen, gab es diese Antworten: „Ein Festhalten an der kulturellen Experimentierfreude“, „eine anhaltende Wertschätzung für die Berufe in der Pflege“ und „endlich wieder entspannte Gastfreundschaft“.
Parallel sprach Moderatorin Hille Gruse vom Berufsbildungs - und Schulungszentrum des Handwerks im „Gründerinnen-Talk“ mit der Texterin und Lektorin Maren Lüttkemöller, der Kosmetikerin Maria Martinez, Yogalehrerin Natalie Sommer und Marketingberaterin Sarah Torkornoo.
Noch immer gründen in Deutschland deutlich weniger Frauen als Männer ein Unternehmen. „Dafür gibt es aus meiner Sicht keinen vernünftigen Grund: Denn Frauen sind mindestens genauso ideenreich, verfügen über ebenso viele Fachkenntnisse und Erfahrung und können mindestens ebenso gut mit Menschen umgehen wie Männer“, sagte IHK-Präsident Uwe Goebel, dessen Grußwort zugeschaltet wurde. Er bedauerte, dass die Beschränkungen durch die Pandemie leider noch keine unbeschwerten Frauen-Business-Tage in gewohnter Form in den Räumen der IHK zuließen: „Das ist gerade für dieses dynamische Format sehr schade“. Dennoch war am Schluss festzustellen: der Nachfrage und dem Netzwerkgedanken tat das Digitalformat wenig Abbruch, denn die über 150 angemeldeten Teilnehmerinnen konnten über ein Online-Tool vor und nach den Vorträgen miteinander in den Austausch kommen.