IHK-Energiewende-Barometer: Sorge um Industriestandort bleibt

„Die Energiewende ist nach wie vor eine große Herausforderung für den energieintensiven Mittelstand. Die Unternehmen passen sich an, indem sie in Energieeffizienz und teilweise sogar in die Eigenversorgung investieren. Dabei stehen Technologien mit Kraft-Wärme-Kopplung und die Photovoltaik im Vordergrund.“ Dies erklärte IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf anlässlich der Veröffentlichung des vierten Energiewende-Barometers der IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim.
Nachdem in den letzten Jahren die Ablehnung der Energiewende überwog, hat der Anteil der regionalen Unternehmen, die die Energiewende neutral bewerten, um knapp 30 Prozent zugenommen. Die Atempause beim Anstieg der Strompreise, die zurückliegende Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) und die Absichtserklärungen der Politik, die Energiewende künftig marktnäher zu gestalten, haben dazu beigetragen. Die Unsicherheit hinsichtlich der Versorgungssicherheit und wettbewerbsfähiger Energiepreise bleibt aber bestehen.
Deutschlandweit wurden von den IHKs im Juni 2015 mehr als 2.100 Betriebe zu den Themen Energiepolitik und Versorgungssicherheit befragt. Regional beteiligten sich knapp 100 Unternehmen. Danach ist für 20 Prozent der Unternehmen in der Region die Bedeutung der Energiepreise in den letzten zwölf Monaten gestiegen. 2014 war der Anteil dieser Unternehmen deutlich höher. Das Ergebnis ist vor allem auf das stabile Niveau der Energiepreise zurückzuführen. Die EEG-Umlage ist im Jahr 2015 wenig gestiegen, gleichzeitig sind die Ölpreise deutlich zurückgegangen. Dennoch bleiben die weiterhin hohen Stromkosten vor allem für energieintensive Industriebetriebe problematisch.
Besondere Bedeutung erreichen inzwischen Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz. 75 Prozent der regionalen Betriebe haben auf die Einführung eines Energiemanagementsystems, eines Umweltmanagementsystems oder eines Energieaudits gesetzt. Auch Investitionen in neue Effizienztechnologien spielen bei über der Hälfte der Unternehmen eine wichtige Rolle. Dabei ist die Teilnahme an Energieeffizienznetzwerken für über ein Drittel der Befragten wichtig. „Unsere IHK engagiert sich im Rahmen der gemeinsamen Vereinbarung der Bundesregierung und 20 weiterer Wirtschaftsverbände bei der Gründung von Energieeffizienznetzwerken“, so Graf. Er kündigte an, dass das erste Energieeffizienznetzwerk in der Wirtschaftsregion Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim am 6. Oktober 2015 starten werde.
Zentrale Forderung der Unternehmen an die Politik ist eine Beschleunigung des Netzausbaus. Dies fordern auch knapp 80 Prozent der befragten Unternehmen in der Region. Nur so gelangt der in Norddeutschland produzierte Windstrom in die Verbrauchszentren in Süddeutschland.