"Was zählt, ist der Teamgeist"
Wichtig ist auf´m Platz. Aber nicht nur. Zur WM in Russland haben wir zwei Menschen befragt, deren Herz neben dem Fußball auch fürs Unternehmerische schlägt: Andreas Kremer ist Vorstandssprecher des Drittligisten SV Meppen und Gründer und Geschäftsführer der KiKxxl GmbH aus Osnabrück. Manfred Hülsmann ist Präsident des VfL Osnabrück und stand bis Ende 2016 an der Spitze der Osnabrücker Stadtwerke. Ein Doppelinterview, einzeln geführt.
Der WM-Slogan des deutschen Teams ist „Best Never Rest“. Wo ist es in Ihrer Funktion besonders wichtig, nicht rastlos zu sein, damit der Verein auf Erfolgskurs bleibt?
Andreas Kremer: Erfolge sollte man auf jeden Fall genießen. Wir haben in unserer ersten Drittligasaison mit dem SV Meppen eine fantastische Saison gespielt – ein Erfolg nicht nur der Mannschaft, sondern eine Gemeinschaftsleistung eines harmonischen und sehr engagierten Teams auch außerhalb des Platzes. Jetzt gilt es, darauf aufzubauen und den Blick nach vorn zu richten. Gefährlich wäre es, und da passt der WM-Slogan natürlich wunderbar, sich auf dem Erreichten auszuruhen. Wir starten weiter durch. Die Motivation ist riesig!
Manfred Hülsmann: Seit unserer Wahl und dem Amtsantritt im November 2017 gab es für Freddy Fenkes, Michael Wernemann und mich als neu gewähltes Präsidium eigentlich gar keine Möglichkeit, rastlos zu sein. Wir mussten uns in kürzester Zeit in die Vielzahl von Themen einarbeiten und die vor uns liegenden Herausforderungen im Sinne des VfL Osnabrück angehen. Wir haben keine Zeit zu verlieren.
Welches unternehmerische Wissen hilft Ihnen dabei, den Verein auf Erfolgskurs zu halten?
Kremer: Ausdauer, Disziplin, Konsequenz und vor allem Freude an der Arbeit!
Hülsmann: Aus meinen Tätigkeiten als Führungskraft in verschiedenen Unternehmen und Konzernen nehme ich mit, mir viele verschiedene Meinungen anzuhören, die im Fußball teils sehr emotional vorgetragen werden, um dann für den VfL die aus meiner Sicht langfristig sowie strategisch beste Entscheidung zu treffen.
...und welches Wissen aus dem Sport empfinden Sie als besonders lehrreich?
Kremer: Es gelingt nur im Team und mit ganz viel Leidenschaft!
Hülsmann: Zwei entscheidende Komponenten sind Teamgeist und Herzblut – das gilt sowohl für den Breiten- als auch im Leistungssport. Nur gemeinsam können wir langfristig erfolgreich sein.
In Russland treten Mannschaften aus 32 Ländern an. Ob nun bei Olympia oder einer WM: Das Miteinander der Nationen begeistert. Was können wir aus der Internationalität lernen, die ja auch in den Teams Ihrer Vereine gelebt wird?
Kremer: Eine WM ist immer auch ein großes internationales Fest. Ich erinnere mich noch sehr gut an die Heim-WM 2006 hier in Deutschland, die Begeisterung und die unglaubliche Stimmung über alle Grenzen hinweg. Wie in der Nationalmannschaft spielen auch beim SV Meppen Spieler ganz unterschiedlicher Nationen. Das ist doch großartig! Alle können voneinander profitieren. Jeder bringt seine Persönlichkeit ein. Ich glaube, dass der Fußball hier sehr viel leisten kann. Die Zugehörigkeit zu einer Nation spielt in einer Mannschaft keine Rolle. Was zählt, ist der Teamgeist. So sieht gelebte Weltoffenheit aus.
Hülsmann: Im Profikader der Saison 2017/18 kamen mehr als ein Dutzend Spieler aus anderen Ländern oder haben einen Migrationshintergrund. Die Integration ist für uns auch deshalb ein wichtiges Thema, das wir uns zuletzt mit der Kampagne „Gegen Rechts“ gemeinsam mit unseren Fans stark auf die Fahne geschrieben haben. Wir haben und werden auch zukünftig ein eindeutiges Zeichen gegen jegliche Art von Vorurteilen, Diskriminierung, Ausgrenzung, Rassismus, Extremismus, Fremdenfeindlichkeit, Hass, Gewalt und Homophobie setzen. „Gegen Rechts“ steht dabei auch sinnbildlich für Toleranz, für Vielfalt und für ein faires Miteinander.
Nicht nur in WM-Zeiten wird Geld ausgegeben für Werbeartikel, Getränke oder Übernachtungen. Sport ist in vielfacher Hinsicht ein Wirtschaftsfaktor? Haben Sie solche übergeordneten Effekte mit im Blick?
Kremer: Natürlich. Das Emsland ist eine Region mit sehr großem Potenzial. Wirtschaftlich wie touristisch. Das Interesse am SV Meppen ist auch überregional beachtlich. Jede Woche wird seit einem Jahr über den SV Meppen und die Region im TV berichtet. Das ist eine riesen Werbung! Viele unserer Fußballfans verbinden den Besuch in der Hänsch-Arena mit einem Einkauf in der Stadt, einer Rad- oder Kanutour oder besuchen im Anschluss des Spiels eine Musical-Aufführung auf der Meppener Freilichtbühne. Viele auswärtige Besucher buchen über die Tourist-Information Hotels in der Region. Das sind alles positive Entwicklungen, die wir als Verein selbstverständlich unterstützen.
Hülsmann: Vor einigen Jahren hat die Universität Osnabrück in Zusammenarbeit mit dem Verein eine Studie mit dem Titel „Wirtschaftsfaktor VfL Osnabrück“ veröffentlicht. Schon damals wurden über 13 Mio. Euro Bruttoumsätze in Stadt und Region Osnabrück durch den Saisonbetrieb des VfL generiert. Dadurch wird eine regionale Wertschöpfung in Millionenhöhe erreicht, die dazu beiträgt, dass mehr als 250 Vollzeit-Beschäftigungseffekte in der Region erzielt werden.
Bei der WM in Frankreich 1998 oder dem „Sommermärchen“ 2006 wurden öffentliche Plätze zum Public-Viewing-Raum. Lingen kündigte an, die WM im Emslandstadion zu übertragen. Werden auch das Stadion in Meppen bzw. die Bremer Bücke zur WM-Arena?
Kremer: Seit einigen Jahren findet das Public Viewing in Meppen auf der idyllisch gelegenen Schülerwiese im Herzen der Stadt statt. Umgeben von alten Bäumen auf der historischen Wallanlage direkt an der Ems entsteht eine großartige Atmosphäre, die in der Region ihresgleichen sucht. Die LED-Wand kommt selbstverständlich aus unserer Hänsch-Arena.
Hülsmann: Natürlich verfolgen die Fans des VfL Osnabrück und wir alle gespannt die Weltmeisterschaft – jeder auf seine eigene Art und Weise. In unserem Stadion an der Bremer Brücke sind keine öffentlichen Veranstaltungen geplant. Wir selbst nutzen die Sommerpause, um uns intensiv auf die neue Saison vorzubereiten. Dazu gehören auch die Renovation des im Januar verlegten Rasens sowie notwendige bauliche Veränderungen und die strategische Neuausrichtung des VfL Osnabrück insgesamt.
Das WM-Maskottchen 2018 ist eines der Nationaltiere Russlands, ein Wolf namens Zabivaka. Das heißt soviel wie „Der einen Treffer erzielt“. Ihre Prognose: Welche Mannschaften sind im Endspiel?
Kremer: Ich denke, dass Jogis Jungs es wieder bis in das Finale schaffen. Die größten Favoriten daneben sind für mich Spanien und Frankreich. Der russischen Mannschaft ist in ihrem Heimatland auch einiges zuzutrauen. Ich freue mich auf eine hoch spannende WM!
Hülsmann: Ich bin davon überzeugt, dass Deutschland gute Chancen hat, erneut ins Endspiel einzuziehen und als dritte Nation überhaupt den WM-Titel zu verteidigen. Ansonsten gönne ich jedem anderen Land die Endspielteilnahme. 
(Fragen: IHK, B. Bößl)
Übrigens: Wir haben im ihk-magazin 6/2018 erstmals zwei Cover. Andreas Kremer ist auf dem Cover des ihk-magazins im Emsland und der Grafschaft Bentheim zu sehen und Manfred Hülsmann auf dem Cover des ihk-magazins in Stadt und Landkreis Osnabrü
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