Geschäfte weltweit

Folgenreicher Krieg in der Ukraine

Der 24. Februar 2022 mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine hat weitreichende Auswirkungen für den Außenhandel unserer Region. Aus Solidarität mit der Ukraine verzichtete der größte Teil der Unternehmen fast unmittelbar auf die Fortführung von Geschäften mit Russland, wie eine Blitzumfrage der IHK im März zeigte. Für viele brach dieser Markt dann dauerhaft ein.
Eine von uns kurzfristig initiierte und offene Runde von Unternehmen tauschte sich mehrmals online über Probleme aus, die durch die von der EU und Russland erlassenen Embargo-Pakete entstanden. Unternehmen und Verbraucher spürten zudem eine einsetzende Verknappung. Das Interesse an alternativen innereuropäischen Lieferanten und Märkten stieg deshalb. Neben fehlenden Waren, Rohstoffen und Vorprodukten war und ist der aus dem Krieg resultierende Gasmangel und die damit einhergehende extreme Verteuerung von Energie eine weitere große hohe Belastung für die Wirtschaft unserer Region.

Probleme mit Lieferketten 

Die Corona-Pandemie war 2022 immer noch der Grund für erhebliche Störungen in den Lieferketten. Dies führte langfristig zur Verknappung und Verteuerung von vielen Waren, Rohstoffen und Vorprodukten. Mit der chinesischen Corona-Strategie, Häfen und Produktionsstätten komplett zu schließen, wurde Deutschland die große Abhängigkeit von der dortigen Pharmaindustrie, von Herstellern für Micro-Chips, Motoren und vielen anderen Produkten schmerzhaft bewusst. Die sich entwickelnde Skepsis gegenüber der Volksrepublik als Partner und als Markt führte zu einer deutlichen Zurückhaltung und spiegelte sich auch in unseren China-Veranstaltungen wider.
Experten der Deutsch-Chinesischen Auslandshandelskammer versicherten dem Exportleiterkreis unserer IHK bei einer Veranstaltung jedoch, China sei weiterhin ein lohnender und verlässlicher Markt.

Sorgfalt bei Lieferketten

Viel diskutiert wurde im Vorfeld das weitreichende Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, das zum 1. Januar 2023 in Kraft getreten ist. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle wird als Überwachungsbehörde die Einhaltung der Vorgaben kontrollieren. Zunächst sollen nur Großbetriebe ab 3000 und ab 2024 Unternehmen ab 1000 Mitarbeitenden betroffen sein. Aber auch kleine Betriebe werden im Rahmen der Lieferkettennetze unweigerlich in das Überwachungssystem eingewoben werden.
Die vom Gesetz geforderte Einhaltung von Menschenrechten und Umweltschutz können in Deutschland erstmals auch Interessenverbänden und NGOs einklagen. Auch auf EU-Ebene ist ein entsprechendes Gesetz in Planung. Obwohl dessen Eckpfeiler strenger ausfallen dürften als das deutsche Gesetz, erhofft sich die Wirtschaft dadurch mehr Chancengleichheit im internationalen Geschäft. Ob die EU-Regelungen schon 2023 umgesetzt werden, ist fraglich.
Es gibt durchaus Befürchtungen in der Wirtschaft, dass sich Unternehmen in der Folge vollständig aus manchen Regionen zurückziehen könnten. Diese Entwicklung wäre ungünstig – gerade für Entwicklungs- und Schwellenländer.
Wir arbeiten daher bei diesem Thema in 2023 eng mit der GIZ Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit zusammen. Gemeinsam mit deren Business Scout für den nordwestdeutschen Raum erarbeiten wir ein Paket von Informations- und Schulungsangeboten zum Umgang mit dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz und planen Veranstaltungen zu Marktchancen in der globalen Welt und möglichen Fördermaßnahmen. Wir werden die weitere Entwicklung eng begleiten.

Brexit-Folgen – Kroatien-Beitritt 

Mit dem Austritt Großbritanniens aus der EU sind die Geschäftsbeziehungen mit dem Land schwieriger geworden. Und der längst vollzogene Brexit sorgte auch 2022 für gestiegene Beratungsanforderungen vor allem in den Bereichen Messebesuche, Mitarbeiterentsendung, Mitnahme von Werkzeug und Präferenzabkommen.
Am 1. Januar 2023 ist Kroatien dem Euro-Währungs- und dem Schengen-Raum beigetreten. Passkontrollen sowie das stundenlange Ausharren von LKWs an den Grenzübergängen werden hoffentlich der Geschichte angehören. Damit sind die Vorteile des EU-Binnenmarktes nun auch in Kroatien nutzbar.
In eigener Sache weisen wir auf die fortschreitende Digitalisierung unserer Angebote hin. Mit der Implementierung des eCarnets-ATA in der ersten Jahreshälfte 2023 wird die Ausstellung von Carnets deutlich einfacher und schneller möglich sein, als bisher.

Weitere Meldungen

Im IHK-Exportleiterkreis beraten Geschäftsführung und Exportleitung exportorientierter Unternehmen Themen, die für die strategische Ausrichtung ihrer Firmen wichtig sind. Sie erarbeiten außenhandelspolitische Positionen für die IHK-Vollversammlung der IHK. 2022 waren der Krieg in der Ukraine und die Abhängigkeit von China die Hauptthemen. Der Vorsitzende Malte Smolna, Fa. Cetex-Rheinfaser GmbH, Ganderkesee, vertritt unsere IHK-Region zusätzlich im Arbeitskreis Zoll der Deutschen Industrie- und Handelskammer in Berlin. Neue Mitglieder im Exportleiterkreis sind willkommen! Der IHK-Arbeitskreis Zoll umfasst rund 50 Mitglieder aus der Exportsachbearbeitung von Unternehmen unserer Region. Im Vordergrund steht der Netzwerkgedanke und der frühzeitige Austausch über aktuelle zollrechtliche und andere außenwirtschaftliche Anforderungen.
20.136 Außenwirtschaftsdokumente, die die Unternehmen der Region für ihr Auslandsgeschäft benötigen, hat die IHK 2002 bescheinigt bzw. ausgestellt. Für den weitaus überwiegenden Teil haben die Unternehmen dazu die Online-Services der IHK in Anspruch genommen.
Die Beratung zu Zollfragen, zum Im- und Export allgemein und die Planung von Veranstaltungen stehen 2023 im Mittelpunkt. Unsere Pflichtaufgabe ist es, Ursprungszeugnisse, Bescheinigungen für die Außenwirtschaft und Carnet ATA auszustellen bzw. zuverlässig und zügig zu prüfen, zu bescheinigen bzw. auszustellen. Die weitere Digitalisierung, insbesondere das Rollout des elektronischen Verfahrens „eCarnet ATA“, ist geplant 2023 und soll den Firmen die Arbeit erleichtern.