30. September 2022

Selbstverständlich „wie die Luft, die wir atmen“

Die berufliche Weiterbildung attraktiver machen 
 
Münsterland / Emscher-Lippe-Region. - Erstmals hat im September im Bildungszentrum der IHK Nord Westfalen der „Kongress der Ideen“ stattgefunden, bei dem mit Expertinnen und Experten aus Bildungseinrichtungen, Wirtschaft sowie von Gewerkschafts- und Arbeitgeberseite Zukunftsvisionen für eine attraktive berufliche Bildung und Weiterbildung vorgestellt und diskutiert wurden.
„Weiterbildung muss wie die Luft sein, die wir atmen“, brachte Dr. Monika Hackel, Leiterin der Abteilung Struktur und Ordnung im Bundesinstitut für berufliche Bildung (BIBB), ihren Wunsch nach einer für alle zugänglichen Weiterbildung auf den Punkt. Es müsse eine Selbstverständlichkeit werden, sich stets und gerne nebenberuflich weiterzubilden. Hier seien auch die Weiterbildungseinrichtungen in der Pflicht, die Attraktivität und den Facettenreichtum der beruflichen Weiterbildung nach außen zu vermitteln. So könnten laut Hackel junge Leute für den beruflichen Bildungsweg gewonnen werden. In enger Abstimmung mit der Forschung müsse ein Radar für Zukunftsthemen entwickelt werden. Dank innovativer digitaler Vermittlungsformen sei es möglich, sich auf die Bedürfnisse einer berufstätigen Zielgruppe einzustellen, so die Bildungsexpertin.
Die innovativen Ideen, die beim „Kongress der Ideen“ vorgestellt wurden, berücksichtigen bereits viele dieser Handlungsempfehlungen. So wird im Projekt „Zertifikatsergänzte Exzellenzabschlüsse“ der IHK Nord Westfalen in Echtzeit ermittelt, welche digitalen Kompetenzen bei den Unternehmen morgen wichtig sein werden. Diese Kompetenzen fließen direkt in einen Blended-Learning-Lehrgang für Fachwirte und Industriemeister ein. Nach diesem Prinzip sollen zukünftig die Abschlüsse zum Fachwirt und Meister schneller ein Update erfahren.
Alexa Behrens von der Handwerkskammer Münster befasste sich mit digitalen Lernformaten und warf die Frage auf, wie hybrides Lernen zwischen Präsenz und digitaler Welt in der beruflichen Weiterbildung gelingen kann. Marc Thiel von der Lippe Bildung eG stellte vor, wie im InnoVET-Projekt Bildungsbrücken OWL viele große und kleine Brücken zwischen akademischer und beruflicher Bildung gebaut werden und die Gleichwertigkeit beider Karrierewege gestärkt werden kann.
Die Ideen eint die Vision einer attraktiven, aktuellen und zukunftsfesten beruflichen Aus- und Weiterbildung bei gleichbleibend hohem Standard: „Die berufliche Bildung steht in den Startlöchern für tiefgreifende Veränderungen zu mehr Aktualität und neuen digitalen und analogen Lernformaten“ resümierte Carsten Taudt, IHK-Geschäftsbereichsleiter Bildung, Fachkräftesicherung und Recht. „Im Jahr 2020 haben deutschlandweit 55.000 Menschen eine IHK-Weiterbildungsprüfung abgelegt – wir arbeiten gemeinsam daran, diese Zahl deutlich auszubauen“, so Taudt.
Der Bildungskongress fand im Rahmen des Projektes „Zertifikatsergänzte Exzellenzabschlüsse“ der IHK Nord Westfalen statt. Das Projekt war 2020 beim Wettbewerb „Zukunft gestalten - Innovation für eine exzellente berufliche Bildung (InnoVET)“ neben 16 anderen Projekten zur Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung ausgewählt worden.