10. März 2022

Hotel- und Gastgewerbe in schwieriger Lage

IHK-Ausschuss: Carsten Sühling appelliert an Kommunen
Kreis Borken/Bocholt. – In einer schwierigen Lage befindet sich nach Einschätzung der IHK Nord Westfalen das Hotel- und Gaststättengewerbe im Kreis Borken. „Die von familiengeführten Betrieben geprägte Branche ist stark verunsichert und gehört zu denen, die am stärksten von den Auswirkungen der Corona-Pandemie getroffen wurden“, betont Carsten Sühling, der neue Vorsitzende im IHK-Regionalausschuss für den Kreis Borken. Er appelliert deshalb an die Kommunen im Kreis, die Betriebe „wo immer möglich weiterhin zu unterstützen“, beispielsweise durch unkomplizierte und kostenfreie Genehmigungen für die Außengastronomie.
Das Hotel- und Gastgewerbe im Kreis Borken musste nach Branchenangaben 2020 und 2021 einen Umsatzeinbruch von rund 40 Prozent verkraften. Und: „Wir sind noch weit vom Niveau des Jahres 2019 entfernt“, macht Sühling deutlich, auch wenn die Gästeankünfte und Übernachtungen laut IT.NRW im vergangenen Jahr wieder leicht angestiegen sind. Danach gab es 2021 im Kreis Borken 190.000 Gästeankünfte und 451.000 Übernachtungen. Im Jahr 2019 waren es hingegen noch 314.000 Gästeankünfte und 638.000 Übernachtungen. 
Dass mit einer schnellen Erholung in der Branche nicht zu rechnen ist, wurde auch während der Sitzung des IHK-Regionalausschusses für den Kreis Borken vor wenigen Wochen deutlich. „Zu groß war der Einbruch und zu stark verändert sich das Nachfragegeschehen“, fasst Sühling die Gespräche mit den Ausschussmitgliedern zusammen. Im Schnitt benötigen die Unternehmen nach IHK-Einschätzung etwa vier oder fünf Jahre mit normaler Auslastung, um die Verluste aus den vergangenen zwei Jahren halbwegs zu kompensieren.
„Noch immer ist die Unsicherheit in der Branche und bei den Kunden groß, was sich auf die Buchungszahlen und damit auf die finanzielle Situation der Betriebe auswirkt“, berichtet Elena Siebelt vom Hotel Residenz in Bocholt. Hinzu kommen strukturelle Veränderungen im Reisegeschehen, die sich voraussichtlich dauerhaft negativ auf die Auslastung der Hotels auswirken werden. „Es ist zu erwarten, dass viele Dienstreisen, vor allem die der internationalen Gäste, aufgrund der Digitalisierung und Online-Meetings auch in Zukunft nicht mehr stattfinden werden“, schätzt Sühling. Sorgen bereitet der Branche wie auch der IHK zudem der Fachkräftemangel. Viele Beschäftigte haben sich während der Corona-Krise nach neuen Beschäftigungsverhältnissen umgeschaut und stehen der Branche nun nicht mehr zur Verfügung.
Dies betonen auch Unternehmerinnen und Unternehmer aus der Gastronomiebranche. Auch hier habe sich das Nachfragegeschehen stark verändert. Insbesondere unter der Woche liege die Nachfrage noch deutlich unter dem Vor-Corona-Niveau.
Trotz der noch immer schwierigen Lage gibt es auch Lichtblicke in der arg gebeutelten Branche. Viele Unternehmen haben sich kreativ gezeigt und in ihren Betrieben To-Go, Abholangebote oder auch Events wie Dinner im Wohnmobil angeboten. „Die Konzepte sind sehr gut von den Kunden angenommen worden und sollen auch vielfach weiterhin bestehen bleiben“, berichtet Sühling. Einigen grenznahen Gastronomiebetrieben hat zudem der Corona-bedingte Lockdown in den Niederlanden Ende letzten Jahres geholfen, da dadurch vermehrt Gäste aus dem Nachbarland zu Besuch kamen.