26. Oktober 2022

Energieversorgung: Situation bleibt angespannt

Bocholter Betriebe diskutieren mit Politik und Verwaltung
Bocholt. – Wie sicher ist die Energieversorgung für Unternehmen in Bocholt? Wie entwickeln sich die Energiepreise und welche Folgen hat das für die Betriebe? Diese und weitere Fragen diskutierten die 30 energieintensivsten Unternehmen Bocholts gestern (25. Oktober) mit Vertretern von Politik, Verwaltung und dem Bocholter Energieversorger BEW auf Einladung von Bürgermeister Thomas Kerkhoff, IHK Nord Westfalen, Wirtschaftsförderung Bocholt und der Kreishandwerkerschaft Borken. Persönlich folgten der Einladung auch die beiden Bundestagesabgeordneten Nadine Heselhaus (SPD) und Anne König (CDU). Sie verschafften sich vor Ort einen Überblick über die aktuelle Situation der Betriebe und suchten das Gespräch mit den Unternehmen.
„Die Lage bleibt angespannt“, betont Sven Wolf, Leiter des IHK-Standortes Westmünsterland angesichts der unsicheren Versorgungslage. „Es ist keineswegs gesichert, dass es im Winter nicht doch zu einer Gasmangellage kommt und die Notfallstufe nach dem Notfallplan Gas ausgerufen wird“, sagt Wolf und verweist auf mögliche Lieferstopps für Industrieunternehmen, deren wirtschaftliche Folgen kaum abzuschätzen seien. Wolf betont, dass energieintensive Unternehmen angesichts der schon länger hohen Energiekosten bereits alles daransetzen, ihren Gas- und Stromverbrauch zu senken. „Hier ist auch die betriebswirtschaftliche Motivation sehr hoch“, die in anderen Bereichen fehle oder nicht so ausgeprägt sei. Fest steht für den Standortleiter der IHK nach zahlreichen Gesprächen und Betriebsbesuchen: „Wenn die Industrie ihre Produktion ganz oder teilweise einstellen muss, hat das nicht nur weitreichende Konsequenzen für die direkt betroffenen Unternehmen und deren Beschäftigte.“
Dies bestätigt auch Ludger Dieckhues, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Bocholt: „Das bedeutet auch weniger Lebensmittel in den Supermarktregalen, weniger Medikamente und andere Güter des täglichen Bedarfs.“ Die Folgewirkungen von Abschaltungen einzelner Branchen oder Betriebe seien dabei noch gar nicht zu überblicken, so Dieckhues. Wichtig sei daher, dass die Bemühungen rund um das Thema Energieeinsparung fortgesetzt werden. „Jede Kilowattstunde zählt“, so Dieckhues. IHK, Wirtschaftsförderung Bocholt und Bürgermeister Thomas Kerkhoff moderieren daher seit Sommer Gespräche zwischen Unternehmen und der Bocholter Energie- und Wasserversorgung. Gemeinsames Ziel sind freiwillige Vereinbarungen über Einsparmengen und Gasreduktionen, um die Abschaltung von Industriebetrieben in den kommenden Wintermonaten zu verhindern. 
Sorgen bereitet der Wirtschaft auch nach wie vor die hohen Energiepreise. „Die Ankündigungen eines Gas- und eines Strompreisdeckels und die ersten Ergebnisse der Kommission Erdgas und Wärme der Bundesregierung klingen zwar gut und werden bei den Unternehmen positiv aufgenommen“, weiß Wolf, allerdings sei das Kostenrisiko nach wie vor kaum zu kalkulieren und viele Betriebe wüssten nicht, wie es weitergeht. „Hier bedarf es schnellstmöglich konkreter und belastbarer Entscheidungen in Berlin, damit die Betriebe Planungssicherheit bekommen, denn die bestehende Unsicherheit ist Gift für betriebswirtschaftliche Entscheidungen“, so Wolf.