6. September 2021

Deiters warnt: „Zu wenig neue Azubis“

Fachkräfte für Wandel der Wirtschaft im Kreis fehlen
Kreis Steinfurt/Neuenkirchen. – Vor den wirtschaftlichen Folgen der steigenden Zahl unbesetzter Ausbildungsplätze im Kreis Steinfurt warnt IHK-Vizepräsident Gustav Deiters aus Ibbenbüren. „Wir steuern immer schneller auf einen gravierenden Fachkräftemangel zu, wenn es uns nicht gelingt, wieder mehr junge Menschen für eine betriebliche Ausbildung zu gewinnen“, sagte Deiters im Anschluss an die Sitzung des IHK-Regionalausschusses im Parkhotel Neuenkirchen. „Abgesehen von aktuellen Problemen durch Corona bleibt der Fachkräftemangel die Wachstumsbremse Nummer eins“, zeigte sich der Unternehmer überzeugt: „Uns fehlen die wichtigen Fachkräfte für die Digitalisierung und den Wandel zu einer nachhaltigen Wirtschaft.“
„Gerade die mittelständischen und kleinen Betriebe im Münsterland sind auf eine mindestens gleichbleibend hohe Zahl an Absolventen der betrieblichen Aus- und Weiterbildung angewiesen“, betonte Deiters. Die Zahl der Neuverträge von Auszubildenden in IHK-Berufen war Ende August im Kreis Steinfurt mit 1.386 zwar um fast sechs Prozent höher als im vergangenen Jahr, bleibt aber weiterhin deutlich unter dem Niveau, das die Unternehmen im Kreis Steinfurt vor Ausbruch der Corona-Pandemie gewohnt waren. Mehr noch: „Das sind mindestens 300 zu wenig. Es ist fast 15 Jahre her, dass wir so niedrige Zahlen hatten“, unterstrich Deiters, der auch den Regionalausschuss leitet. In der Zwischenzeit lag die Zahl der Neuverträge im August beständig über 1.600, vor drei Jahren noch bei 1.690.
„Die Corona-Krise hat tiefe Spuren am Ausbildungsmarkt hinterlassen“, resümierte Deiters deshalb. Ausbildungsbetriebe und junge Menschen hätten es seit Ausbruch der Corona-Pandemie schwer, in Kontakt zu kommen, machte er klar. Die Berufsorientierungsmaßnahmen in den Schulen fehlten genauso wie die Praktika in den Betrieben oder die Ausbildungsmessen. Die IHK biete viele Maßnahmen wie den Einsatz der Ausbildungsbotschafter oder die Vermittlung von kurzen Vorstellungsgesprächen digital an. „Diese Maßnahmen helfen sehr, haben aber nicht die gleiche Wirkung wie eine persönliche Begegnung“, glaubt der IHK-Vizepräsident. Obendrein sinke die Zahl der Bewerbungen noch stärker als die Zahl der Schulabgänger. „Unterm Strich gibt es auch in diesem Jahr wieder viele mittelständische Betriebe, die noch Auszubildende suchen, aber keine oder nur wenige Bewerbungen erhalten", berichtet Deiters. Er empfiehlt Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz, sich an das Team „Passgenaue Besetzung“ bei der IHK Nord Westfalen zu wenden (Tel. 0251 707-555).
Wie sein Unternehmen dem Personalmangel aktiv entgegentritt, erläuterte Ausschussmitglied Joachim Fehrenkötter, Geschäftsführer der Fehrenkötter Transport & Logistik GmbH aus Ladbergen. „Fachkräfte, das ist ein Riesenthema bei uns“, machte er deutlich und nannte als Maßnahmen Ausbildungskampagnen auf Social-Media-Kanälen wie Instagram, den Einsatz geeigneter Suchmaschinen, um Auszubildende und Fachkräfte zu finden, aber auch angemessene Gehaltstrukturen und eine gute Unternehmenskultur.
Stichwort IHK-Regionalausschuss für den Kreis Steinfurt:
Rund 50 Unternehmerinnen und Unternehmern aus dem gesamten Kreisgebiet und aus vielen unterschiedlichen Branchen engagieren sich ehrenamtlich im IHK-Regionalausschuss für den Kreis Steinfurt. Das Gremium befasst sich mit lokalen und regionalen Themen und Projekten, die Auswirkungen auf die Wirtschaft haben. Zudem berät der Regionalausschuss die Vollversammlung, das Präsidium und die Geschäftsführung der IHK Nord Westfalen. Das Gremium tagte nach über vierzehn Monaten erstmals wieder in Präsenz. Gastgeber war Theo Wilmink, Betreiber der Parkhotel Neuenkirchen Wilmink GmbH & Co. KG, und Mitglied im IHK-Regionalausschuss.