21. Juli 2021

IHK: Fachleute für Onlinehandel ausbilden

Kuniberg Berufskolleg ist Standortfaktor für die Wirtschaft

Kreis Recklinghausen. – Die Wirtschaft im Kreis Recklinghausen hat bei der Ausbildung von Fachleuten für den Onlinehandel nach Einschätzung der IHK Nord Westfalen „noch Luft nach oben“. Drei Jahre nach dem Start des Ausbildungsberufs „Kauffrau/-mann im E-Commerce“, so die offizielle Bezeichnung, ist das Ausbildungsinteresse der Unternehmen „nach wie vor verhalten“, sagt Carsten Taudt, Leiter des Geschäftsbereichs Bildung und Fachkräftesicherung der IHK Nord Westfalen.
Ganze 11 Auszubildende gibt es derzeit im Kreis Recklinghausen für den Beruf, der als Beruf mit Zukunft gilt. Denn der Onlinehandel boomt. Für Taudt steht die Zahl deshalb im „Kontrast zur rasanten Entwicklung der Verkaufszahlen im Internet“ und dem Nachbesserungsbedarf, den viele Unternehmen gerade in der Coronakrise in diesem Bereich für sich selbst „schmerzhaft festgestellt haben“. Zum Vergleich: Im Kreis Borken gibt es 33 angehende Kaufleute für E-Commerce. In beiden Kreisen registriert die IHK pro Jahr jeweils etwa gleich viele neue Ausbildungsverträge über alle Berufe hinweg, nämlich insgesamt rund 1700.
Seit vergangenem Jahr gibt es sogar einen Schulstandort für den neuen Beruf in der Emscher-Lippe-Region. „Neben den Ausbildungsbetrieben ist auch die Berufsschule ein wichtiger Standortfaktor für die Entwicklung der regionalen Wirtschaft“, sagt Taudt. Der IHK-Bildungsexperte ist deshalb „froh, dass das Kuniberg Berufskolleg in Recklinghausen mit großem Einsatz eine Beschulung für alle Auszubildenden in der Emscher-Lippe-Region anbietet.“
Gute Erfahrungen mit dem „Kuniberg“ hat auch Christian Fichtner gemacht. Er ist Ausbildungsleiter bei der Vestischen Straßenbahnen GmbH (Herten) und weiß deshalb: „Ein Schulstandort in der Nähe macht es oft leichter, Auszubildende zu finden.“ Die Vestische hat im vergangenen Jahr mit der Ausbildung einer Kauffrau für E-Commerce begonnen. Und der nächste Auszubildende steht bereits für Anfang September in den Startlöchern. „Der Verkauf von Onlinetickets per Smartphone nimmt zu“, nennt Fichtner einen Arbeitsbereich, für den der Fachkräftenachwuchs ausgebildet wird. Die Ausbildung umfasse spezielle Kenntnisse, die bei einer normalen kaufmännischen Ausbildung nicht vorgesehen seien. Zum Beispiel, wie Kaufverträge online abgeschlossen werden, wie und wo erfolgreich online Werbung geschaltet werde könne und wie der Onlineshop am besten funktioniere. Ein Schwerpunkt der Tätigkeit sei der Kundenkontakt, sprich: die Kundenberatung über die verschiedene digitalen Kanäle, „nicht nur per Telefon und Mail, sondern eben auch über Social Media“, erläutert der Ausbildungsleiter der Vestischen.
„Das Ausbildungsprofil passt für uns und sicher für viele andere Unternehmen, die online mehr verkaufen wollen und müssen“, resümiert Fichtner. Er glaubt, dass die Ausbildung in dem neuen Beruf wichtig ist für die Unternehmensentwicklung und auch anderen Unternehmen Impulse geben könne, „selbst wenn man noch keinen Onlineshop hat oder nur ein Kundenportal im Internet benötigt“.
Das meint auch Carsten Taudt von der IHK Nord Westfalen. Kurz vor dem Beginn des neuen Ausbildungsjahres sollten Unternehmen nicht nur aufgrund der Lockdown-Erfahrungen während der Coronakrise prüfen, ob sie in die Ausbildung von Kaufleuten im E-Commerce einsteigen.
Unternehmen wie auch Schulabgänger, die sich für den Beruf interessieren, können sich bei der IHK Nord Westfalen informieren: Kathrin Schlagheck, Telefon: 0209 388-544.