Wasserstoffstrategie hinter den Zielen
Berlin, 03.11.2025. Der Bundesrechnungshof hat seinen Bericht zur aktuellen Lage des Wasserstoff-Markthochlaufs veröffentlicht. Die Ergebnisse zeigen: Der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft verläuft deutlich hinter den Zielen der Bundesregierung. Weder die Erzeugungs- noch die Importziele sind bis 2030 realistisch erreichbar. Angebot, Nachfrage und Infrastruktur entwickeln sich asynchron, wodurch Klimaziele, Energieversorgungssicherheit und Bundesfinanzen gefährdet sind.
Ausgangslage
Die Bundesregierung will bis 2030 eine wettbewerbsfähige Wasserstoffwirtschaft aufbauen (10 GW Elektrolyseleistung, 30–50 % inländische Erzeugung, Rest Importe). Wasserstoff soll fossile Energieträger in Industrie und Energieversorgung ersetzen. Der Bund hat über 7 Mrd. € investiert und plant ein 9 000 km langes Wasserstoff-Kernnetz.
Ergebnisse des Bundesrechnungshofs
In seiner Analyse und Bewertung hat der Bundesrechnungshof mehrerer Kritikpunkte aufgegriffen, auf welche er deutlich hinweist. Dazu gehören:
- Erzeugung: Aktuell nur 1,7 GW installiert, 8,3 GW fehlen zum 2030-Ziel. Viele Projekte werden verzögert oder abgesagt.
- Importe: Global verfügbare Mengen reichen nicht aus. Deutschland wäre auf Lieferungen aus instabilen Staaten angewiesen; EU-Nachhaltigkeitsauflagen hemmen zusätzlich.
- Nachfrage: Bleibt weit hinter Erwartungen. Industrielle Großprojekte (Stahl, Chemie) stocken wegen Kosten und fehlender Verfügbarkeit.
- Infrastruktur: Kernnetz-Ausbau zu ambitioniert. Bis 2030 sollen 6 000 km Leitungen stehen, aber kaum Einspeisung oder Nutzung.
- Finanzierung: Hohe Risiken durch staatlich abgesichertes „Amortisationskonto“. Scheitert der Hochlauf, drohen zweistellige Milliardenbelastungen für den Bundeshaushalt.
- Klimawirkung: Unsicher durch Import-Vorkettenemissionen und mögliche Leckagen von Wasserstoff der als indirektes Treibhausgas wirkt.
Stellungnahme des BMWE
Das Ministerium bestätigt Verzögerungen und räumt überambitionierte Planung ein. Ursachen seien geopolitische Veränderungen, regulatorische Unsicherheiten und zu optimistische Annahmen. Das BMWE zielt nun darauf ab:
- Marktrahmen flexibilisieren
- CCS stärker einbeziehen
- blauen Wasserstoff gleichstellen
- Aufbau des Kernnetzes an Nachfrage anpassen
- Langfristige Subventionen hält das BMWE für nicht tragbar, setzt aber auf Kostensenkungen durch Skaleneffekte und internationale Kooperationen
Empfehlungen der Bundesrechnungshofs
Der Bundesrechnungshofs empfiehlt daher folgende Maßnahmen in die Verfahren mit aufzunehmen:
- Regelmäßiges Monitoring zur realistischen Fortschrittsbewertung.
- Nachfrageorientierte Politik: Synchronisierung von Angebot, Nachfrage und Netzplanung.
- Überarbeitung der Wasserstoffstrategie zur Vermeidung teurer Überkapazitäten und Doppelstrukturen mit CCS.
- Plan B für Klimaziele, falls der Hochlauf scheitert.
Download des Berichts
Der gesamte Bericht des Bundesrechnungshofes steht Ihnen als Download zur Verfügung.
Quelle: DIHK