Energiewendebericht

Status der Energiewende aus Sicht der Energieweisen

Berlin, 05.02.2021. Zu dem Monitoringbericht über den Status der Energiewende veröffentlicht das Expertengremium aus vier Wissenschaftlern eine Stellungnahme und gibt Empfehlungen für die weitere Entwicklung der Energiewende. In diesem achten Bericht ist der Stand bis einschließlich 2019 erfasst. Die Bilanz der Experten zeichnet ein durchwachsenes Bild. Folgende Punkte der Experten sind insbesondere interessant:

Energieeffizienz

Lediglich bei der Energieeffizienz steht die Ampel derzeit auf rot. Dies gilt sowohl für die Reduktion des Primärenergieverbrauchs (Leitindikator) als auch für die ergänzenden Indikatoren Endenergieproduktivität und Reduktion des Endenergieverbrauchs im Verkehr. Alle anderen Indikatoren stehen auf gelb oder grün. Betrachtet wird das Zieljahr 2020.

Versorgungssicherheit

Unsicherheiten bestehen hinsichtlich der Zielerreichung bei Preiswürdigkeit, Versorgungssicherheit und Akzeptanz. Die Kommission ist sich sicher: "Diese Unsicherheiten werden in der Zukunft mit dem Bekenntnis zur Klimaneutralität stark zunehmen. Eine raschere Defossilisierung dürfte nicht nur mit höheren Belastungen einhergehen, sondern auch zu neuen Herausforderungen für die Versorgungssicherheit und die Akzeptanz der Energiewende führen."

Preiswürdigkeit

Bei der Preiswürdigkeit steht die Ampel trotz hoher Strompreise auf grün. Begründung dafür ist, dass der Anteil der Ausgaben für Strom im Vergleich zum BIP relativ niedrig ist. Bei den Stromstückkosten der Industrie steht die Ampel auf gelb. Insgesamt mussten 2019 75 Mrd. Euro für Strom aufgewendet werden. Im Wärmesektor betragen die Ausgaben 92 Mrd. Euro und im Verkehr 77 Mrd. Euro.

Ausbau der Stromnetze

Bei der Versorgungssicherheit bleibt der Ausbau der Stromnetze das Sorgenkind. Die Experten kommen zu folgender Einschätzung: "Sollte die Bundesregierung den Netzausbau nicht entschlossen angehen bzw. die regionale Flexibilität nicht erhöhen, sind perspektivisch die Versorgungssicherheit sowie die Ziele beim Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugungsanlagen gefährdet."

Emissionshandel EU ETS

Mit Blick auf 2030 und den Green Deal gehen die Weisen davon aus, dass im europäischen Emissionshandel gegenüber dem Basisjahr 2005 eine Minderung um 65 % erreicht werden muss (bisher 55 %). Dies könnte einen Anstieg der Zertifikatspreise auf  50 Euro/t CO2 bedeuten. Deutschland müsste seinen Ausstoß über alle Sektoren um 65 Prozent bis 2030 auf rund 440 Mio. Tonnen mindern. Dies hält die Kommission für machbar, sofern Kohle bis 2030 marktgetrieben aus der Stromerzeugung ausscheidet. Dies brächte eine zusätzliche Minderung von 80 Mio. Tonnen. In den anderen Sektoren muss das hohe Ambitionsniveau aus dem Klimaschutzgesetz erreicht werden.

Stromnachfrage steigt bis 2030

Die Experten rechnen mit einem Anstieg der Stromnachfrage bis 2030 um 10 Prozent, was damit den Ausbaubedarf erneuerbarer Energien erhöht.

Energiepreisreform

Vor allem eine CO2-basierte Energiepreisreform als Leitinstrument ist für die Experten für eine wirkungsvolle Klimapolitik der geeignete Rahmen zur Erreichung der langfristigen Ziele. Wichtig ist hierbei insbesondere die Integration des Brennstoffemissionshandels in den EU ETS.

Ausbau der Erneuerbaren

Den Ausbau erneuerbarer Energien auf 65 Prozent an der Bruttostromerzeugung im Jahr 2030 halten die Experten für nicht gesichert. Bei PV-Dachanlagen sehen sie keine Kostensenkung, die die Degression der Förderung ausgleicht, so dass Investitionen unattraktiver werden. Bei den Freiflächen werden hingegen keine Probleme gesehen. Bei der Windenergie werden die bekannten Probleme beschrieben. Die Weisen raten den Bundesländern aber, auf pauschale Abstandsregeln zu verzichten.

Marktrisiken für Marktteilnehmer sollen kalkulierbar bleiben

Bei der Windkraft auf See spricht sich die Expertenkommission  für die zweite Gebotskomponente und gegen Contracts for Difference aus: "Es ist nicht Aufgabe der Politik, Marktrisiken zu eliminieren, sondern die Rahmenbedingungen so zu setzen, dass keine regulatorischen Risiken entstehen und die Marktrisiken für die Marktteilnehmer kalkulierbar bleiben. Für den weiteren Ausbau der Offshore-Windenergie erscheinen Contracts for Difference in diesem Sinne nicht zielführend."
Den Monitoringbericht und die Stellungnahme der Energieweisen finden Sie als PDF zum Download auf den Seiten des BMWi.
Quelle: DIHK