Rund um den Ausbildungsvertrag

Ausbildungs­methoden

Allgemeines zum Prozess des Lernens

Lernen kann definiert werden als eine Verhaltensänderung, die
  • durch Versuch, Irrtum und zufälligen Erfolg,
  • durch Nachahmung oder
  • durch Einsicht
bewirkt werden kann.
Lernzielorientierte Berufsausbildung kann nicht während der täglichen Arbeit »nebenbei« erfolgen, sondern muß methodisch und systematisch aufgebaut werden. Man unterscheidet die folgenden Formen der Unterweisung:
  • die Unterweisung am Arbeitsplatz,
  • das Lehrgespräch,
  • den Unterricht und
  • das selbstgesteuerte Lernen.

Unterweisungstechniken

Jede Arbeit ist in Teilarbeiten zu gliedern. So ist es auch bei der Unterweisung. Um die Ausbildung interessant zu gestalten, sind verschiedene Unterweisungstechniken einsetzbar. Die wichtigsten sind:

Das Vormachen

In Normalform wird der Vollzug einer Arbeit bis zu ihrer Endform gezeigt. Zur Vertiefung muss die Arbeit schrittweise wiederholt und erklärt werden.
Beispiel: Anrichten einer Platte für das Kalte Büfett

Das Vorzeigen

Gezeigt werden Werkzeuge, Rohstoffe, Formulare oder Maschinen. Die vorgezeigten Stücke sollten nicht zu klein sein und der Auszubildende sollte in angemessener Zeit die Gelegenheit haben, das Anschauungsmaterial mit allen Sinnen wahrzunehmen.
Beispiel: Meeres- und Süßwasserfische zubereiten.

Das Vorführen

Dem Vormachen sehr nahe, setzt der Ausbilder diese Technik ein, wenn Vorzuzeigendes in Aktion demonstriert werden muss. Der Auszubildende beobachtet, berichtet über das Gesehene und versucht, es zu deuten.
Beispiel: Dekantieren von Rotwein

Die Besichtigung

Eine Besichtigung ist nötig, wenn das Vorzeigen oder Vorführen nicht in der dafür vorgesehenen Umgebung möglich ist. Solche Exkursionen müssen durch klärende und erläuternde Worte ergänzt werden.
Beispiel: Lagerhaltung von Wein

Das Abbilden

Eine Technik, die in Ergänzung anderer eingesetzt wird. Skizzieren auf Papier, einer Wandtafel, auf der Folie eines Tageslichtsprojektors oder mit Hilfe fertiger Elemente und Hafttafeln.
Beispiel: Zusammenarbeit der Abteilung mit anderen Bereichen des Betriebes

Das Vortragen, Erzählen und Berichten

Bei längeren Wortbeiträgen (z.B. ausführliches Lehrgespräch, betrieblicher Unterricht) ist besonders auf einwandfreie Sprechtechnik zu achten. Die gleichen Grundsätze gelten natürlich auch für mündliche Erklärungen zu allen anderen Unterweisungsformen:
  • nicht überhastet sprechen oder nuscheln, sondern mit deutlich betonter Aussprache.
  • Keine Wörter oder Silben verschlucken.
  • Nicht stockend oder sprunghaft, in unvollständigen Sätzen sprechen, sondern möglichst flüssig und klar formulieren. Klar zwischen »p« und »b« sowie zwischen »d« und »t« unterscheiden.
  • Nicht zu leise sprechen und nicht brüllen, sondern mit mittlerer Lautstärke.
  • Nicht monoton (=eintönig) sprechen, da das für den Zuhörer ermüdend ist, sondern durch geschicktes Wechseln der Betonung Aufmerksamkeit und Verständnis fördern.
  • Auch ein Wechsel in der Lautstärke (laut, leise) oder im Tempo (schnell, langsam) kann Informationen hervorheben und die Sprache lebendiger machen (wichtigste Gedanken langsam und eindringlich).
  • Atempausen sind nicht nur für den Sprecher wichtig, sie können als »Stau- und Spannungspausen« auch ein Mittel zum Fesseln der Zuhörer sein.
  • Bei Vortrag auf klaren, logischen Aufbau achten, der »rote Faden« muss für den Zuhörer erkennbar bleiben.
  • Nicht »über die Köpfe hinweg reden«, sondern dem Auffassungsvermögen der Zuhörer angepasst.
  • Nicht übellaunig, brummig wirken, sondern möglichst gutgelaunt und humorvoll.
  • Jeden Anschein von Überheblichkeit und Besserwisserei vermeiden, vielmehr natürlich und vertrauenerweckend auftreten.

Beispiel: Hygienegrundsätze und -vorschriften

Das Erklären
Wort- oder Begriffserklärungen dadurch, dass das fremde Wort durch ein bekanntes oder der Begriff durch einen Gegenbegriff erklärt wird.
Beispiele: »Der Gast bucht das Zimmer, weil er eine Zwischenlandung hat.«
»Die Borsten der Reinigungsbürste werden bei falscher Pflege spröde, richtige Pflege hält sie elastisch«.
Bilderklärungen leisten gute Dienste, um komplexe Vorgänge oder komplizierte Geräte vollständig zu verstehen.
Beispiel: Erklärung eines Kochschrankes anhand einer Zeichnung
Bei einer Sacherklärung wird das Objekt fast immer in seine Teile zerlegt. So ist zum Beispiel die Reparaturanfälligkeit eines Einzelteiles zu erörtern.

Beispiel: Staubsauger

Das Fragen
Fragen geben Anstoß zum Denken. Dabei ist an Bekanntes anzuknüpfen, vorhandenes Wissen ist festzustellen und weiterzuführen. Konkrete und präzise Fragen stellen, so regt eine Frage wie: »Warum füllen wir diesen Durchschreibesatz nicht mit dem Filzschreiber aus?« zum Mitdenken an. Weitere Formen sind:
  • Erkundungsfragen
  • Kontrollfragen
  • Prüfungsfragen
  • Entwicklungsfragen
  • Begründungsfragen
  • Herausholfragen
  • Beurteilungsfragen
Beispiele für richtiges Fragen:
  • Das Fragewort gehört aus grammatikalischen Gründen an den Anfang des Fragesatzes. Richtig: »Wie heißen die Messer, die zum Auslösen von Fleisch verwendet werden?« - Falsch: »Die Messer zum Auslösen von Fleisch heißen wie?«
  • Die Fragen sollten stets an alle Auszubildenden, nicht an nur einen gestellt werden, damit jeder mitdenkt. Falsch »Müller - Wozu braucht man Vanille« - richtig: »Wozu braucht man Vanille« - Pause - »Müller?«
  • Kettenfragen sind zu vermeiden. »Was versteht man unter Rinderhälfte, wieviel % Knochen haben sie und wie ist sie zu verarbeiten und in welchen Handelsformen kommen sie auf den Markt?«
  • Suggestivfragen sind wertlos; durch sie wird dem Auszubildenden die »Antwort in den Mund gelegt«. Das gilt auch von den Ergänzungsfragen, bei denen nur ein fehlendes Satzglied ergänzt werden muss.
Wiederholen und Üben
Durch die Unterweisung wird nicht nur Neues vermittelt, auch bereits Gelerntes soll sich festigen. Übung führt zu Fertigkeiten. Dabei sollte der Ausbilder Fehler korrigieren, damit sie sich nicht einprägen.

Beispiel: Arbeitsvorbereitungen bereichsbezogen durchführen

Feststellen und Messen von Leistungen
Die Leistungen der Auszubildenden werden nicht nur durch die Zwischen- und Abschlussprüfung festgestellt. Die Leistungskontrolle sollte regelmäßig und so objektiv wie möglich erfolgen. Fertigkeiten werden gefestigt, indem Auszubildende Aufgaben verrichten, in denen die zu überprüfenden Fertigkeiten enthalten sind.
Beispiel: Mehrere Auszubildende planen ein Abendessen für einen Elternabend und führen die Veranstaltung als Projektarbeit durch.Die Vielfalt der Unterweisungstechniken umfassend anwenden und beachten.

Unterweisungsprinzipien

  • Aktivierung des Auszubildenden
  • Anschaulichkeit
  • Praxisnähe
  • Erfolgssicherung
  • Jugendgemäßheit
  • Sachliche Richtigkeit
Beim autoritativen Unterweisungsstil betonen die Ausbildern ihre Vorgesetzteneigenschaften. Stets agieren sie streng, kleinlich, kühl und abweisend. Entscheidungen fällen sie grundsätzlich alleine. Dieser Stil bewirkt bei den Auszubildenden, dass sie sich abhängig, gefügig aber auch widerspenstig entwickeln.
Beim kooperativen Unterweisungsstil verzichten die Ausbilder nicht auf Führung. Sie verstehen sich als Helfer und Moderatoren. Sie nehmen Anregungen der Auszubildenden ernst. Das Wörtchen »bitte« ist fester Bestandteil im Wortschatz. Die Auszubildenden reagieren positiv auf solchen Stil, sind strebsam, zufrieden und ausgeglichen.
Beim nachlässigen Unterweisungsstil verhalten sich die Ausbilder völlig passiv und sind zu nachgiebig. So werden sie sehr bald von den Auszubildenden nicht mehr ernst genommen.
Das Unterweisen dient dem Lernen, wobei es wichtig ist, »Schritt für Schritt« vorzugehen. Das Lernen geschieht dabei in drei Phasen:
  • Die Begegnung mit betrieblichen Vorgängen
  • Die Besinnung zur Klärung und Verteilung
  • Die übende Mitarbeit des Auszubildenden
Die Abschnitte der Unterweisung sind:
  • Lernmotivation durch Wecken des Interesses
  • Lernwiderstand als Barriere bei Schwierigkeiten
  • Einsicht führt zum Ziel
  • Tun als neues Können
  • Behalten und Einüben zur Geläufigkeit
  • Bereitstellen des Gelernten in der Praxis

Unterweisungsmittel

Um die Ausbildung lebendig zu gestalten und bei den Auszubildenden möglichst viele Sinne anzusprechen, sind verschiedene Hilfsmittel einsetzbar:
  • Unterweisungsmittel
  • Ausbildungsmittel
  • Arbeitsmittel
  • Lehr- und Lernmittel
  • Demonstrationsmittel