Wirtschaft unter Druck

Konjunkturbericht Niederrhein

Dreimal im Jahr befragt die Niederrheinische IHK ihre Mitgliedsunternehmen nach ihrem Befinden: Im Fokus stehen Geschäftslage, Zukunftsaussichten, Auftragseingänge, Auslandsgeschäfte, Investitionen, Beschäftigung und Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung. Befragt werden alle Branchen: Industrie-, Groß- und Einzelhandel sowie die Dienstleister. Damit liefert die IHK die einzige Gesamtschau dafür, wie sich die Wirtschaft in der Region entwickelt.

Frühsommer 2023: Niederrhein-Wirtschaft tritt auf der Stelle

Der Konjunkturklimaindex für den Niederrhein, der Lage und Erwartungen zusammenfassend darstellt, steigt gegenüber dem Jahresbeginn von 98 auf 103 Punkte.
Klimaindex FS 2023
Der Rückgang der Energiepreise und die Strom- und Gaspreisbremsen wirken stabilisierend auf die Wirtschaft am Niederrhein. Die große Mehrheit der Betriebe zeigt sich zufrieden mit der Geschäftslage. 32 % berichten von guten Geschäften (JB 28 %), während die schlechten Lagebewertungen mit 13 % in etwa auf dem Niveau von Jahresbeginn stagnieren. Zufrieden zeigen sich insbesondere Industrie (39 %, JB: 31 %) und Dienstleister (34 %, JB: 25 %). Unter den Händlern hingegen teilt sich das Lagebild in zwei Lager. Besonders dem Großhandel macht der anhaltende Preisdruck zu schaffen. Beim Blick in die Zukunft wirkt der Rekordeinbruch aus vergangenem Herbst noch nach.

Geschäftslage und Erwartungen FS 2023
Lediglich 15 % der Befragten blicken zuversichtlich auf die kommenden 12 Monate. Mit schlechteren Geschäften rechnen weiterhin 27 % (JB 30 %) der Befragten. Besonders gravierend äußert sich der Handel mit unverändert 39 %. Nur langsam schwindet die Verunsicherung der Unternehmen mit Blick auf eine dauerhaft leistbare Energieversorgung. Gesunkene Konsumausgaben, hohe Arbeitskosten und der Fach- und Arbeitskräftemangel schmälern zusätzlich den Handlungsspielraum der Betriebe, aus eigener Kraft an Auffahrt zu gewinnen.

Lohn-Preis-Spirale befeuert Arbeitskosten

Mit 70 %* führen die Energie- und Rohstoffkosten auch nach einem gut durchstanden Winter im Zeichen der Energiekrise weiterhin die Reihe der Geschäftsrisiken an (JB 77 %*). Der Rückgang der Energiepreise und die seit Jahresbeginn wirksamen Energiepreisbremsen wirken sich stabilisierend auf die Märkte aus. Die Auftragslage in der Industrie verzeichnet sowohl im Inland als auch im Ausland wieder Zuwächse.
Während sich die Ungewissheit in der Energiewende auch witterungsbedingt legt, schlagen die deutlich gestiegenen Arbeitskosten
zu Buche. Insgesamt beurteilen 55 %* der Unternehmen die Arbeitskosten als Geschäftsrisiko (JB 44 %*), im Handel fallen sie mit 64 %* Nennung besonders ins Gewicht (44 %*).
Risiken FS 2023
Das Fachkräfterisiko steigt mit insgesamt 68 %* (JB 62 %*) und in der Industrie 72 %* (JB 60 %*) auf neue Rekorde. Das Zusammenwirken von Fachkräftemangel und hohen Arbeitskosten wirft ein Schlaglicht auf den für die Betriebe immer kleiner
werdenden Handlungsspielraum bei der Balance zwischen gedecktem qualifizierten Personalbedarf und Wirtschaftlichkeit.
* Mehrfachnennungen möglich.

Die Ergebnisse basieren auf den Aussagen von 257 Unternehmen aus den Branchen Industrie, Handel und Dienstleistungen mit rund 37.500 Beschäftigten. Diese Ergebnisse fließen auch in die jeweils aktuelle Konjunkturumfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), in den Ruhrlagebericht, das Konjunkturbarometer Rheinland sowie in den Konjunkturbericht Nordrhein-Westfalen von IHK NRW mit ein.