IHK-Medieninformation

Der Handel rutscht von einer Krise in die nächste

IHK-Handelsausschuss: Fachkräftemangel und Lieferschwierigkeiten setzen der Branche zu (29.07.2022)
Der Handel in Niederbayern hat zwei äußerst schwierige Corona-Jahre mit vielen Einschränkungen und Zwangsschließungen sowie damit verbundenen Umsatz-Einbrüchen hinter sich. Nach Wegfall der meisten Beschränkungen war kurze Zeit wieder so etwas wie Normalität eingekehrt, doch der Ukraine-Krieg und seine Folgen für Betriebe und Kunden haben jede Zuversicht zunichte gemacht. Das wurde bei der vergangenen Sitzung des IHK-Fachausschusses Handel deutlich, die bei der Alt FineCom Finishing-eCommerce-Logistics GmbH in Aicha vorm Wald stattfand. Unternehmer aus so unterschiedlichen Teilbranchen wie Baumarkt, Buchhandel, Trachten- oder Werkzeuggeschäft sowie aus dem Groß- und Einzelhandel berichteten hier von einer schwierigen Lage, die nicht einmal kurzfristige Planungen zulasse. Das Fazit der Ausschussvorsitzenden Petra Steinberger dazu: „Die Herausforderungen nehmen zu und die Liste der Risikofaktoren wird länger.“
Da sind zum einen die nach wie vor großen Lieferkettenprobleme. Die Lieferung selbst einfacher Teile dauere oft monatelang, Läger ließen sich nicht füllen und enorme Preissteigerungen beim Einkauf seien an der Tagesordnung. „Die Lage ist noch schwieriger als zu Hochzeiten der Pandemie“, beklagte Steinberger. Einige Betriebe versuchen der Entwicklung gegenzusteuern, indem sie Teile wieder vermehrt aus Deutschland beziehen oder gleich selbst hier produzieren. „Wir müssen die Abhängigkeiten reduzieren“, zeigte sich auch die Vorsitzende überzeugt. Ein weiteres großes Problem, das alle im Ausschuss vertretenen Unternehmen eint, ist der Personalmangel. Azubi-Stellen bleiben demnach häufig unbesetzt, Belegschaft für den Verkauf lässt sich kaum finden. Dazu kamen in den vergangenen Wochen Energie-Sorgen mit enormen Preissteigerungen bei Strom und Gas, die hohe Inflation und der damit verbundene Kaufkraftverlust bei weiten Teilen der Bevölkerung. Ein Ende dieser Entwicklung sei nicht abzusehen und die Kauflaune sinke daher weiter, so die Einschätzungen der Handelsunternehmer im Ausschuss. Das gefährde auch die Liquidität einer ganzen Branche.
Dass trotz all dieser Schwierigkeiten noch Umsatzpotenzial im E-Commerce liegt und wo für hiesige Betriebe Kooperationsmöglichkeiten bestehen, machten in der Sitzung Alexandra und Franz Alt von der Alt FineCom Finishing-eCommerce-Logistics GmbH deutlich. Der Logistikdienstleister befasst sich am Standort Aicha auf insgesamt 18.000 Quadratmetern Fläche unter anderem mit dem Retourenmanagement von Online-Händlern. Das Unternehmen kümmert sich um die Abwicklung der Rückläufer und bereitet diese für den Wiederverkauf auf. Einer der Kunden von FineCom ist die Bergzeit GmbH. Deren Logistikchef Thomas Lechl zeigte am Beispiel seines Unternehmens, wie ein Online-Shop erfolgreich geführt werden kann, wo die Fallstricke liegen und wie man auch internationale Märkte bespielt.