Standort

Internationale Herausforderungen

Niederbayerische Unternehmen sind auf den Weltmärkten weiterhin sehr erfolgreich. Das unbeständige weltwirtschaftliche Umfeld, Strukturveränderungen und neue handelspolitische Grundlagen sowie Gesetze sind jedoch weiter fordernd. Dies wurde bei der Frühjahrssitzung des IHK-Fachausschusses Außenwirtschaft deutlich.
Der Vorsitzende des Außenwirtschaftsausschusses, Dr. Max Frank, hatte die Ausschussmitglieder in sein gleichnamiges Unternehmen in Leiblfing geladen. Er bekräftigte, wie wichtig ihm die gemeinsame Arbeit an den derzeit immensen Herausforderungen sei. Das internationale Geschäft sei schon seit vielen Jahren einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren für Wachstum, Wohlstand und Arbeitsplätze. Aufgrund der aktuell drängenden Themen von der globalen Sicherheitslage über die Neuordnung der Handelspolitik bis hin zu Fachkräftemangel und Energieversorgung seien gerade jetzt gute persönliche Beziehungen und Informationen entscheidend für den unternehmerischen Erfolg.
Der Länderfokus innerhalb der Sitzung richtete sich auf Tschechien. Pavel Pulec, Außenwirtschaftsberater der IHK Niederbayern, und Peter Hrbik von der Deutsch-Tschechischen IHK in Prag stellten das umfassende Leistungsspektrum der Partnerkammer dar. Ob Informationen zum Import- und Exportgeschäft, zur Erschließung neuer Märkte, zur Geschäftspartnersuche, zu Ausschreibungen, zu Förderprogrammen und zu internationalen Verträgen: Niederbayerischen Unternehmen stehen im Nachbarland viele Türen offen. Obwohl die derzeitigen volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen (wie beispielsweise Inflation und Staatsverschuldung) eine Herausforderung für Tschechien darstellen, sind die Voraussetzungen für ein weiterhin hohes Niveau des wirtschaftlichen Austausches im Güter- und Dienstleistungsbereich gerade mit Niederbayern gegeben. 
Der nächste Schwerpunkt der Sitzung waren die Auswirkungen des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes. Klar wurde, dass das Gesetz über die unternehmerischen Sorgfaltspflichten in Lieferketten ganz neue Anforderungen an Unternehmen stellt. Gleichzeitig zeichnet sich auf EU-Ebene bereits ein noch strengeres Gesetz ab. Verpflichtet sind auf den ersten Blick zunächst nur Unternehmen mit mehr als 3.000 Arbeitnehmern und Sitz in Deutschland. 2024 jedoch wird der Anwendungskreis schon auf alle Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern erweitert. Kleine und mittlere Unternehmen sind zwar noch nicht unmittelbar von dem Gesetz betroffen, allerdings werden bereits heute die Sorgfaltspflichten weitergereicht und größere Unternehmen fordern entsprechende Informationen von ihren Zulieferbetrieben ein.
Das bestätigte auch Lothar Frank Schwarz, Geschäftsführer der INTERATIO MediTec Medizintechnik – Vertriebs-GmbH in Steinach bei Straubing. Schwarz zeigte in seinem „Best Practice“-Vortrag die Umsetzung der Vorgaben des Lieferkettengesetzes innerhalb des in vielen Unternehmen bereits vorhandenen Qualitätsmanagements ISO 9001 auf. Dadurch wurde deutlich, wie sich soziale Verantwortung und innovative Unternehmensführung in der Praxis verbinden lassen. „Wir sehen das Lieferkettengesetz nicht nur als Hindernis, sondern als eine Chance. Wir sind schon jetzt gut vorbereitet, das kann auch ein Vorteil sein“, sagte Schwarz. Das Gesetz sieht tatsächlich eine behördliche Überwachung vor. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) wurde als zuständige Aufsichtsbehörde mit umfassenden Kompetenzen ausgestattet einschließlich der Verhängung von Bußgeldern bis zu 50.000 Euro. Verstößt ein Unternehmen vorsätzlich oder fahrlässig gegen die vorgeschriebenen Sorgfaltspflichten, kann das BAFA sogar Strafen verhängen, die sich am Gesamtumsatz des Unternehmens orientieren. Auch können Betriebe bei einem schweren Verstoß für bis zu drei Jahre von öffentlichen Ausschreibungen ausgeschlossen werden. Die IHK empfiehlt daher allen Unternehmen, sich mit den detaillierten Pflichten auseinanderzusetzen und bietet dazu ab September wieder einen Online-Zertifikatslehrgang in mehreren Modulen an.
Was alle international agierenden Betriebe in Niederbayern derzeit eint, ist der Personalmangel. Das zeigte sich bei den Berichten der Unternehmer. Es werde immer schwieriger, geeignete Arbeitskräfte zu finden. Dies deckt sich mit den Ergebnissen der jüngsten IHK-Konjunkturumfrage, die der stv. IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Jaschke vorstellte. Demnach bezeichnen die niederbayerischen Betriebe branchenübergreifend den Arbeitskräftemangel als größte Wachstumsbremse, gefolgt von den gestiegenen Energiepreisen. Die IHK steuert hier unter anderem mit der neuen Azubi-Kampagne „Jetzt #KÖNNENLERNEN“ entgegen.


Das 2023 in Kraft tretende Sorgfaltspflichtengesetz nimmt Unternehmen in die Pflicht, mehr Verantwortung für Menschenrechts- und Umweltrisiken zu übernehmen. Wie diese Anforderungen umzusetzen sind, ist Inhalt dieses Lehrgangs, der ab September startet.
IHK-Ansprechpartner
Thomas Fehrer
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