Interview mit IHK-Vizepräsident Peter Glas

Die IHK-Wahl im Sommer bietet Unternehmern die Möglichkeit, die Richtung der niederbayerischen Wirtschaft mitzubestimmen. Was die gewählten Unternehmensvertreter erwartet und was dieses Ehrenamt grundsätzlich bedeutet, weiß Peter Glas, IHK-Vizepräsident und Geschäftsführer der Otto Glas Handels-GmbH in Eggenfelden. Er engagiert sich seit Jahrzehnten ehrenamtlich für die IHK.
Herr Glas, wie wichtig ist das Ehrenamt grundsätzlich aus Ihrer Sicht?
Im Ehrenamt kann man neben seiner eigentlichen Tätigkeit viel für die Allgemeinheit tun, sich einbringen, wirtschaftlich, sozial, aber auch politisch. Und nur wer sich engagiert, kann auch mitgestalten und neue Dinge mit erarbeiten. Für mich sind Menschen im Ehrenamt eine ganz wichtige Säule der Gesellschaft. 
Woran denken Sie zuerst, wenn Sie zurückschauen auf die Geschichte Ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit und die persönlichen Schwerpunkte im IHK-Ehrenamt?
Ich war schon mit 23 und als junger Unternehmer überzeugtes Mitglied bei den Wirtschaftsjunioren. Wir waren in der niederbayerischen Wirtschaft die „jungen Wilden“ mit vielen Ideen, Visionen und großem Ehrgeiz. Schnell wurde ich Landesvorstand und damit „Niederbayern-Botschafter“, eine spannende und verantwortungsvolle Aufgabe. Die Vertretung mittelständischer Interessen, das aktive Zusammenwirken von Betrieben aller Größen und Branchen sowie die Nähe zur Praxis haben mir als Unternehmer, aber auch als Mensch sehr weiter geholfen. Für mich war das die logische Folge, mich dann auch bei der IHK zu engagieren bis hin zur Ebene der Deutschen Industrie und Handelskammer, wo man politisch natürlich schon einiges einbringen kann.  
Können Sie Ihren Unternehmerkolleginnen und -kollegen besondere Erlebnisse schildern?
Da gäbe es viel zu erzählen nach über 40 Jahren. Am wichtigsten aber denke ich war immer das Netzwerken. Der Austausch war sehr hilfreich und hat auch meinen persönlichen Unternehmerblick enorm erweitert. Die Kontakte in IHK, BIHK oder DIHK, die bayerischen Nächte in Berlin, konstruktive Diskussionen in den Gremien und immer am Puls der Wirtschaft – das war sehr prägend und ist absolut positiv zu bewerten. Zu den Highlights zählte aber auch, so viele andere Betriebe aus der Nähe kennenzulernen, zu sehen, welches Know-how und welche Kreativität in der niederbayerischen Wirtschaft steckt. Aus jeder Begegnung kann man etwas für den eigenen Betrieb mitnehmen. Großartig.
Welche Bedeutung hatte Ihre IHK-Arbeit gerade zuletzt in der von Krisen geprägten Zeit?
Diese Krisen haben uns allen schwer zu schaffen gemacht. Gerade dann macht die Arbeit bei der IHK Sinn, denn betroffen sind von diesen überregionalen Geschehnissen ja auch meistens alle. Auch schon 2008 während der Finanzkrise konnten wir mit der IHK beispielsweise vielen durch konkretes Wissen helfen und in schwierigen Situationen
unterstützend tätig werden. Der, ich sage mal, „Einfluss“, auf die Politik ist auch nicht zu unterschätzen. Die Bedeutung der Kammer ist aber allein dadurch schon enorm, weil das Beratungsangebot sehr groß, fundiert und damit wertvoll ist.
Sie werden bei den kommenden Wahlen nicht mehr antreten. Gibt es denn Lehren oder Empfehlungen, die Sie gerne weitergeben würden?
Es soll bei der IHK immer eine gute Mischung sein und wir Langjährigen wollen, dass die neue Generation gut vertreten ist, sie müssen ja die Weichen stellen für ihre unternehmerische Zukunft und ihr künftiges Leben. Ich sage auch immer: Nicht jammern, sondern handeln. Man kann als Gewählter im Ehrenamt vieles bewirken, auch wenn manches vielleicht nicht sofort sichtbar wird. Sich zu engagieren hat so viele Vorteile, das ist gut genutzte Zeit! Wichtig ist aus meiner Sicht aber auch, dass man authentisch bleibt. Die eigene Persönlichkeit entscheidet mit über den Erfolg der Arbeit. Den Wählern würde ich gerne auf den Weg mitgeben: Die Wahl ist sinnvoll und wichtig. Die zur Wahl stehenden Kandidaten vertreten Ihre Interessen und Wertigkeiten aktiv an vielen wichtigen Stellen von Politik und Wirtschaft. Auch überregional. Gewählten wie Wählern sage ich: „Man muss mit dem Herzen dabei sein!“
Wenn Sie konkret an die Region, Ihren Wirkungskreis denken, was wünschen Sie sich?
Für ganz Niederbayern und das Rottal speziell wünsche ich mir zum Beispiel immer den Blick auf neue Existenzgründer. Das sind die Unternehmer der Zukunft und damit die neuen Stützen unserer Wirtschaft. Wir brauchen neuen Ideenreichtum und Power. Dazu gehört auch die moderne Technik. Sie ermöglicht uns neue Geschäftsfelder, Wachstum und weist den Weg in die Zukunft. Auch „nachhaltige“ Unternehmen sind in Zukunft wichtig. Hier bewegt sich so viel. Am Herzen liegen mir auch besonders die Auszubildenden und der gesamte Bereich Ausbildung. Die IHK leistet hier wirklich viel für alle Beteiligten, von den Azubis selbst über die Ausbilder bis hin zu den Ausbildungsbetrieben. Die Mitarbeiter sind letztlich das A und O jedes Unternehmens.
Dürfen wir Sie noch um ein kurzes Fazit bitten?
Die künftigen Ehrenamtsträger der IHK sollten sich auf die Zukunft freuen. Sie können wichtige Entscheidungen für kommende Generationen treffen und mittel- sowie langfristig ihre unternehmerische Zukunft gestalten. In dieser Zeitenwende geht es darum, neue Impulse zu setzen, neue Wege zu gehen und die IHK soll nie ein „Konsensgremium“ sein. Der konstruktive Austausch, auch wenn’s mal blitzt und donnert, das macht es final aus. Es ist wie im täglichen Unternehmerleben: Man muss mit Begeisterung dabei sein!