Eine Analyse

Gutachten „Stresstest Straße“

Ruhrgebiet: extrem hohe Staubelastung

Das Ruhrgebiet gehört zu den am meisten vom Stau belasteten Regionen in Deutschland: Mehr als 300 Kilometer Autobahn und Bundesstraße weisen zum Teil erhebliche Überlastungen auf. Daher wird selbst der für 2030 prognostizierte geringe Zuwachs im Personenverkehr und das moderate Wachstum im Güterverkehr zu einer weiteren spürbaren Verschlechterung auf den Straßen führen. Und: Das Ruhrgebiet steht zusammen – auch im Stau. Denn ein Ausfall der Infrastruktur bspw. im Westen der Region führt zu einer Beeinträchtigung im östlichen Ruhrgebiet.
Das sind die Kernergebnisse des gemeinsam von den Industrie- und Handelskammern im Ruhrgebiet (IHK) vorgelegten Gutachtens „Stresstest Straße - Wie leistungsfähig sind die Straßen im Ruhrgebiet?“.
Der überwiegende Teil der wichtigen Verkehrsprojekte im Ruhrgebiet ist im Entwurf des BVWP zwar aufgenommen und positiv bewertet worden. Darüber hinaus gibt es auch im Ruhrgebiet eine Reihe von Verkehrsprojekten, die es nur in die Kategorie „Weiterer Bedarf“ geschafft haben bzw. gar nicht berücksichtigt wurden. Das Ruhrgebiet ist jedoch auf jede einzelne Engpassbeseitigung und jeden einzelnen Lückenschluss dringend angewiesen. Vorhaben mit einer guten Wirtschaftlichkeit und spürbarer Entlastungswirkung müssen nach Meinung der IHKs in den Vordringlichen Bedarf hochgestuft werden.

Gutachten "Stresstest Straße"

Ziel des Gutachtens war es, die Auswirkungen der verkehrlichen Entwicklung auf die Straßen- und Stausituation zu untersuchen. Dabei wurden Engstellen identifiziert und Lösungsansätze aufgezeigt.
Da zu Beginn der Studie noch nicht feststand, welche Projekte im Bundesverkehrswegeplan (BVWP) berücksichtigt werden, setzten die Gutachter die Annahme, dass nur die bereits in Bau befindlichen und indisponiblen Vorhaben im Jahr 2030 als umgesetzt gelten.
 Nach den Daten des Gutachtens wird der Personenverkehr nur gering um drei Prozent, der Güterverkehr mit einem Plus von 24 Prozent dynamischer bis 2030 wachsen. Unter der Prämisse „Was passiert, wenn nichts passiert“, prognostizieren die Gutachter für das Ruhrgebiet 91.000 Fahrzeugstunden im Stau – und das täglich. Verglichen mit den Werten von 2010 ist das eine deutliche Steigerung um 44 Prozent.

Essen: Platz 2 im Ruhrgebiet

Der Stadt Essen drohen laut Gutachten im Jahr 2030 täglich über 10.000 Fahrzeugstunden im Stau – sofern die Infrastruktur nicht spürbar ausgebaut wird. Damit stünde Essen bei den Staubelastungen im Ruhrgebiet auf dem zweiten Platz. Vor allem die Bundesstraßen B224 und B227 weisen in einzelnen Abschnitten mit einer Überlastung von mehr als 150 Prozent deutliche Defizite auf. Gerade für die Stadt Essen sieht die IHK dringenden Nachbesserungsbedarf beim Entwurf des Bundesverkehrswegeplans. Zentrale Projekte wie der Lückenschluss der A52 und die Realisierung des Ruhralleetunnels sind mit der Einstufung in den sog. Weiteren Bedarf auf die lange Bank geschoben worden. Beim sechsspurigen Ausbau der A40 im Ruhrgebiet fehlt das Teilstück von Frohnhausen bis zum Dreieck Essen-Ost. Somit würden die Autobahnen rund um Essen leistungsfähiger gemacht, können aber hier nicht entsprechend weitergeführt werden. Damit drohe Essen zum Flaschenhals des Ruhrgebiets zu werden. Aus Sicht der IHK müssen die zentralen Verkehrsprojekte daher in den Vordringlichen Bedarf des BVWP eingestuft werden.

Mülheim an der Ruhr: Bei Staubelastung im Mittelfeld

Für Mülheim an der Ruhr zeigt sich vor allem eine deutliche Überlastung der B1 im Jahr 2030. An einigen Stellen übersteigt die Kapazitätsauslastung mit über 150 Prozent den Idealwert um mehr als die Hälfte. Die West-Ost-Achse des Ruhrgebiets, die A40, zählt ebenso zu den stark belasteten Straßen. Die Abschnitte weisen hier eine deutliche Überlastung mit zum Teil mehr als 80.000 Fahrzeugen auf. Der im Entwurf des Bundesverkehrswegeplans (BVWP) vorgesehene sechsspurige Ausbau der A40 auf Mülheimer Gebiet in den Vordringlichen Bedarf des BVWP-Entwurfs ist daher sinnvoll und notwendig.

Oberhausen: B223 deutlich überlastet

Für Oberhausen zeigt das Gutachten, dass vor allem die B223 eine deutliche Überlastung im Jahr 2030 aufweist. An einigen Stellen übersteigt die Kapazitätsauslastung mit über 150 Prozent den Idealwert um mehr als die Hälfte. Der im Entwurf des Bundesverkehrswegeplans vorgesehene Ausbau der A3 auf Oberhausener Gebiet stellt aus Sicht der IHK ein wichtiges und sinnvolles Vorhaben dar.
Zusätzlich hat das Gutachten verdeutlicht, dass mögliche Ausfälle durch Brückensperrungen oder Baumaßnahmen erhebliche Auswirkungen im gesamten Ruhrgebiet haben – aber auch auf städtischem Gebiet. So zeigt ein Szenario, dass es bspw. bei einer Sperrung der A3 nördlich des Kreuzes Kaiserberg neben den Verlagerungen auf umliegende Autobahnen auch zu einer Mehrbelastung der umliegenden Straßen kommt. Gerade die ohnehin stark belastete B223 würde davon betroffen sein. Dies kann zum Stillstand im Stadtgebiet führen.