Der EU Green Deal

Was ist der Green Deal?

Mit dem European Green Deal hat sich die Europäische Union Ende 2019 auf den Weg gemacht, bis 2050 klimaneutral zu werden. Die zentrale Idee: Wirtschaftswachstum soll vom Ressourcenverbrauch entkoppelt werden. Dafür wurden umfassende Maßnahmenpakete geschnürt – von Energie über Mobilität bis hin zu Landwirtschaft und Industrie.
Ein Kernstück ist das „Fit for 55“-Paket, das eine Reduktion der Emissionen um mindestens 55  Prozent bis 2030 vorsieht. Flankiert wird dieses Ziel durch neue Standards für Gebäude, Förderprogramme für klimafreundliche Technologien und Mechanismen wie den CO₂-Grenzausgleich.

Was hat sich seitdem verändert?

In den vergangenen Monaten hat der Green Deal mehrere wichtige Aktualisierungen erfahren – sowohl inhaltlich als auch politisch:
  • 90 % weniger Emissionen bis 2040
    Im Februar 2024 hat die EU-Kommission ein neues Zwischenziel vorgeschlagen: eine 90-prozentige Reduktion der Treibhausgasemissionen bis 2040. Damit wird der Kurs in Richtung Klimaneutralität 2050 konkretisiert und verbindlicher gemacht – mit besonderem Fokus auf industrielle Transformation.

    „Clean Industrial Deal“
    Im Februar 2025 wurde ein neuer Investitionsrahmen vorgestellt: Der Clean Industrial Deal bündelt 100 Milliarden Euro an öffentlichen Mitteln, um energieintensive Branchen wie Stahl, Zement oder Chemie beim klimafreundlichen Umbau zu unterstützen. Ziel ist es, die Wettbewerbsfähigkeit dieser Sektoren zu sichern – bei gleichzeitiger Emissionsreduktion.

    Naturschutzgesetz verabschiedet
    Das neue Nature Restoration Law verpflichtet die Mitgliedstaaten dazu, geschädigte Ökosysteme bis 2030 zu mindestens 30 % wiederherzustellen. Die ambitionierten Ziele reichen bis 2050 – und sollen Biodiversität, Wasserqualität und Klimafolgenanpassung fördern.

    Ökodesign und Reparatur
    Im Sommer 2024 trat eine Ökodesign-Verordnung in Kraft, die neue Standards für langlebige und reparierbare Produkte setzt. Parallel wurde das Recht auf Reparatur eingeführt – ein wichtiger Schritt für die Kreislaufwirtschaft.
  • Verzögerung bei der Entwaldungsverordnung
    Ein Wermutstropfen: Die Verordnung zum Importverbot von entwaldungsrelevanten Produkten wurde auf Ende 2025 verschoben – unter dem Druck von Wirtschaft und Landwirtschaft.

Politische Lage: Druck und Gegenwind

Der Green Deal steht aktuell auch unter politischem Druck: Die EU-Wahl 2024 hat zu einer Stärkung konservativer Kräfte geführt. Diese fordern Bürokratieabbau, mehr industriepolitische Abwägungen – und stellen einzelne Regelungen des Green Deal in Frage. In Brüssel wird daher intensiv über den künftigen Kurs diskutiert.

Bedeutung für Unternehmen

Für Unternehmen in der EU bedeutet der Green Deal:
  • Neue Pflichten im Bereich Nachhaltigkeit und Transparenz (z. B. durch die EU-Taxonomie, das Lieferkettengesetz oder neue Berichtsstandards).
  • Chancen für Innovationen, z. B. im Bereich erneuerbare Energien, Kreislaufwirtschaft oder Digitalisierung.
  • Zugang zu Förderprogrammen und Investitionen, die auf nachhaltige Transformation abzielen.
Die IHK Essen unterstützt Unternehmen in der Region dabei, diese Entwicklungen einzuordnen und konkrete Handlungsoptionen zu erkennen.
Stand, April 2025