Industrie

Industrie in der MEO-Region

Anfang des 20. Jahrhunderts war die industrielle Struktur der MEO-Region schnell beschrieben: Es galt: „Essen gleich Krupp, Kohle und Stahl”. Die Nachbarstädte Mülheim an der Ruhr und Oberhausen waren ähnlich aufgestellt. Vor 50 Jahren wurde mit rund 220.000 Industriebeschäftigten die höchste Belegschaftszahl dieses Wirtschaftsbereiches überhaupt erreicht. Seitdem nahm die Anzahl der beschäftigten Personen im Produzierenden Gewerbe ständig ab. Ursächlich war zunächst das Zechensterben, das eine Reihe von Zulieferbetrieben mitriss, später kam der überproportionale Abbau von Arbeitsplätzen in Großunternehmen hinzu. Auch der „statistische Rollentausch” (also die Verlagerung von Unternehmensbereichen aus dem Produzierenden Gewerbe in den Dienstleistungssektor) war hier überproportional beteiligt.
Heute beschäftigen gut 160 Unternehmen (mit 50 und mehr Beschäftigten) 36.000 tätige Personen. Unter Einbeziehung der Kleinbetriebe sind es über 40.000. Aus dem ehemaligen „Dreibein” von Krupp, Kohle und Stahl ist ein „Tausendfüßler” geworden, d.h. neue Unternehmen mit innovativen Produkten sind entstanden, andere haben ihre Produktionsstruktur völlig neu ausgerichtet. Der eindeutige Schwerpunkt der MEO-Industrie liegt heute im Investitionsgüterbereich.
Wenn beispielsweise der Reisende im ICE mit 300 km/h über die Schienen gleitet, hat die Gutehoffnungshütte Radsatz GmbH in Oberhausen sicher hierzu die Räder geliefert. Beim morgendlichen Duschen startet man mit der Evonik Goldschmidt GmbH in den Tag - Shampoos und Duschgels in aller Welt werden mit Produkten des Essener Unternehmens hergestellt. Und wenn in den großen Häfen der Welt die Schüttgutanlagen wie von Geisterhand und unbemannt ihr Werk verrichten, war mit großer Sicherheit die iSAM AG in Mülheim an der Ruhr vorher dort aktiv; dieses Unternehmen ist der weltweite Marktführer für die Automatisierung derartiger Anlagen.
Die zukünftige Entwicklung der Industrie wird durch weiter zunehmende Spezialisierung und abnehmende Fertigungstiefe ebenso gekennzeichnet sein wie durch einen höheren Anteil „intelligenter Produkte”. Daneben wird Flexibilisierung, Qualität, Servicebereitschaft und das Anbieten schlüsselfertiger Lösungen aus einer Hand mehr und mehr bestimmend sein. Produkte, die ohne größeren Forschungs- und Entwicklungsaufwand hergestellt werden können, werden in Billiglohnländer verdrängt. Gleichwohl sichern solche Produktionsverlagerungen oft das Überleben der am Standort Deutschland verbleibenden Betriebsteile.
Aufgrund weltweit zunehmender Bevölkerungszahlen und wachsender Wirtschaft dürfte der hiesigen Industrie die Arbeit allerdings nicht ausgehen. Das bestehende Know-how muss gepflegt und ausgebaut werden. Hierbei ist auf eine noch stärkere Einbringung und Nutzung des Wissens der Hochschulen und Forschungsinstitute zu achten.