Magdeburger Wirtschafts- und Wissenschaftstradition
Von Otto von Guericke bis Hermann Gruson
Dr. Klaus Hieckmann, Präsident der IHK Magdeburg und Wolfgang März, Hauptgeschäftsführer der IHK Magdeburg:
Wir erleben einen epochalen Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft, der uns hier in der Magdeburger Region auch und gerade vor große Herausforderungen stellt. Die Industriegesellschaft des 19. und 20. Jahrhunderts wird mehr und mehr abgelöst durch die Informations- und Wissensgesellschaft des 21. Jahrhunderts. Nichts bleibt wie es ist. Zeit und Ort verlieren ihre bisherige Bedeutung, da Informationen weltumspannend verarbeitet, gespeichert, abgerufen und kommuniziert werden können. Die globale Arbeitsteilung in der Produktion, Beschaffung, Entwicklung und Distribution bestimmt mehr und mehr unsere wirtschaftliche Realität. Aus neuen Techniken entstehen neue Wirtschaftszweige mit neuen Produkten und Vertriebswegen.
Das hat in unserer Region tiefe Wurzeln, eine seit Jahrhunderten alte Tradition.Ein Name steht insbesondere dafür: Otto von Guericke (1602 - 1686).
Er erlangte als Magdeburger Ingenieur und Bürgermeister mit seinen Erfindungen Weltruhm. Besonders bekannt sind die Vakuumpumpe, die Schwefelkugel und seine Experimente, vor allem der Versuch mit den Magdeburger Halbkugeln und den 16 Pferden.
Der Naturphilosoph Guericke gilt als Vater der Vakuumtechnik, der Elektrostatik und als erster deutscher Experimentalphysiker.Ob Kolbenluftpumpe, Wasserbarometer, Wettermännchen oder Elektrisiermaschine - sie veranschaulichen den Erfindungsreichtum Guerickes.Erfindungen, die heute u. a. in der modernen Elektronik nicht wegzudenken wären.
Weitere bedeutende Namen tragen die Magdeburger Unternehmer Bernhard Schäffer und Christian Friedrich Budenberg, die 1850 ein Plattfeder-Manometer patentieren ließen, das ebenfalls von weltweiter Bedeutung war.
Eine außergewöhnliche Persönlichkeit war Hermann Gruson (1821-1895), ein verdienstvoller Ingenieur und Industrieller, der mit seinem "eigentümlichen Eisen", wie er den von ihm entwickelten Hartguss nannte, den Maschinenbau revolutionierte.
Sein beruflicher Entwicklungsweg führte ihn zuvor in die von August Borsig 1837 in Berlin eröffnete Maschinenfabrik, denn zu dieser Zeit steckte der Maschinenbau in Magdeburg noch in seinen Anfängen. Gruson besuchte die Berliner Universität und erlernte beim väterlichen Freund August Borsig den praktischen Maschinenbau von Grund auf. Borsigs Maschinenfabrik wurde seine eigentliche Universität.Ständig bemühte er sich um seine theoretische und praktische Weiterbildung.
Am 1. Juni 1855 gründete er seine Maschinenfabrik, die Eisengießerei und Schiffswerft. Damals ahnte niemand, dass aus den Buckauer Werkstätten einmal ein Unternehmen hervorgehen würde, das in späterer Entwicklung zur europaweiten Anerkennung und Weltgeltung des Magdeburger Maschinenbaus entscheidend beitrug.
Als Fachmann für Lokomotivenbau, Gießerei- und Waffentechnik, als Spezialist für Werkstoffprüfung sowie als Förderer des Erfindungs- und Patentwesens gehört der Ingenieur und Industrielle Gruson, den auch vielfältiges soziales Engagement auszeichnete, zu jenen Persönlichkeiten, die hervorragende Wissenschafts- und Wirtschaftstraditionen begründet, geprägt, bereichert haben.
Heute vergibt die Ingenieurkammer Magdeburg eine über die Grenzen hinaus hoch geschätzte Würdigung an hervorragende Persönlichkeiten: die "Gruson-Medaille".
Ganz im Sinne des geflügelten Wortes von Carl Friedrich Weizsäcker "Tradition ist bewahrter Fortschritt, Fortschritt ist weitergeführte Tradition" - sollten wir uns für die Meisterung gegenwärtiger und künftiger Aufgaben auf jene Stärken besinnen, die historische Persönlichkeiten unserer Region gemeinsam haben:
Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Ideen, Bereitschaft, Neues zu erproben und Nutzung moderner Möglichkeiten.
Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Ideen, Bereitschaft, Neues zu erproben und Nutzung moderner Möglichkeiten.
Schön festzustellen ist, dass diese Brücke Tradition und Innovation heute, durch tausende Neugründungen von modernen, zukunftsorientierten jungen Unternehmen gehalten und ein festes Fundament gefunden hat.
Das ist deshalb so bemerkenswert, weil mit der Deutschen Wiedervereinigung der größte Transformationsprozess im Wirtschaftsleben Deutschland zu meistern war. Blessuren gab es genug und die Auswirkungen sind noch nicht überwunden.
Hoffnungszeichen gibt es allemal. Dazu gehören die 44000 Unternehmen unseres Bezirkes der Industrie- und Handelskammer Magdeburg - von der Altmark über den Magdeburger Raum bis zum Harz.
Hoffnungszeichen gibt es allemal. Dazu gehören die 44000 Unternehmen unseres Bezirkes der Industrie- und Handelskammer Magdeburg - von der Altmark über den Magdeburger Raum bis zum Harz.
Die Wirtschaft des Magdeburger Raumes wird geprägt von einem modernen Maschinenbau, einer leistungsfähigen Landwirtschaft und Nahrungsgüterwirtschaft, führenden Pharma-Unternehmen, Kalibergbau, Biotechnologie, Medizintechnik sowie dem Tourismus. Weitere Branchen wären hinzuzufügen.
Ebenso die Otto-von-Guericke-Universität, die Hochschule Magdeburg/Stendal.
Hervorragend eingebracht hat sich der Ingenieurverband unter hohem persönlichen Engagement seines Präsidenten Prof. Dr. Klaus Hoppe.
Ebenso die Otto-von-Guericke-Universität, die Hochschule Magdeburg/Stendal.
Hervorragend eingebracht hat sich der Ingenieurverband unter hohem persönlichen Engagement seines Präsidenten Prof. Dr. Klaus Hoppe.
Führende Institute, wie "Max Planck" und "Fraunhofer" sowie die ausgeprägte industrienahe Forschungslandschaft sind wichtige Faktoren für die Meisterung der Zukunft. Heute wird besonderes Augenmerk auf die internationale Ausrichtung gelegt, mit dem gezielten Fokus auf Osteuropa als Wachstumsmärkte der Zukunft.
In einem jüngst veröffentlichten Ranking bezüglich der dynamischsten Wachstumsregionen Deutschlands aller Bundesländer belegte Sachsen-Anhalt mit seiner Landeshauptstadt Magdeburg einen beachtlichen vierten Platz.Neben den vorgenannten Faktoren ist die zentrale geografische Lage mit kontinentalen Verkehrswegen ein wichtiger Standortvorteil im globalen Wettbewerb und Anreiz für Investoren.
In einem jüngst veröffentlichten Ranking bezüglich der dynamischsten Wachstumsregionen Deutschlands aller Bundesländer belegte Sachsen-Anhalt mit seiner Landeshauptstadt Magdeburg einen beachtlichen vierten Platz.Neben den vorgenannten Faktoren ist die zentrale geografische Lage mit kontinentalen Verkehrswegen ein wichtiger Standortvorteil im globalen Wettbewerb und Anreiz für Investoren.
Das Vermächtnis solch überragender Persönlichkeiten wie Otto von Guericke und Hermann Gruson ist in Magdeburg, das in diesem Jahr - 2005 - immerhin 1200 Jahre begeht, in wirklich guten Händen.