Jahr 800 - 1800

800

Um etwa 800 war Magdeburg ein weit vorgeschobener Handelsplatz an der Grenze zu den Slawen, der unter der Obhut eines fränkischen Kastells stand. Der Strom der Elbe bildete dabei eine Art natürliche Grenzlinie. Zum Schutz der Handelswege setzte Karl der Große einen sächsischen Grenzgrafen ein. Der Handel setzte Personal unterschiedlicher Art voraus, das die Waren stapelte und Handelszüge zusammenstellte. So siedelten sich Wirte, Krämer und Handwerker an, die den Bedarf der örtlichen Konsumenten befriedigten. So hatte Magdeburg bereits im 10. Jahrhundert einen Namen als Hauptstapelplatz für die aus den slawischen Gebieten eingehenden Waren. Einen weiteren Aufschwung nahm die Stadt, als der junge Kaiser Otto I. mit seiner Gemahlin hier seinen Wohnsitz nahm und Magdeburg zu einem reich ausgestatteten geistig-kulturellen Zentrum mit Missionsaufgaben nach dem Osten ausbaute. Damit einher ging ein wirtschaftlicher Aufschwung, denn nun war hier eine anspruchsvolle Konsumentengruppe am Ort ansässig.

965

Im Jahr 965 verlieh der Kaiser der Stadt das Marktrecht, bestimmte den Marktplatz und ordnetet die Jahrmärkte an. Hierdurch erhielt Magdeburg auch die rechtliche Stellung eines Handelsmittelpunktes, der durch die Privilegien Marktfrieden und Marktgerichtsbarkeit ausgezeichnet war. Einen Bruch in dieser positiven Entwicklung brachte die Herrschaft Otto III., der die Ostgrenze seines Reiches vernachlässigte. Dies brachte den Wenden die Herrschaft über beide Elbufer ein. Magdeburg verlor seine Mittlerfunktion zwischen den westlichen und den slawischen Gebieten. Der Auftrag der örtlichen Bedarfsdeckung blieb erhalten, reichte aber nicht aus, um eine zahlenmäßig große Kaufmannschaft weiterhin an den Ort zu binden. Die verliehenen Handelsfreiheiten bleiben der Magdeburger Kaufmannschaft jedoch erhalten. Dies und die Existenz eigenständiger, spezialisierter Handwerksproduktion, von Nah - und Fernhandel, Markt, Münze und Geldverkehr waren die wichtigsten sozialen und ökonomischen Voraussetzungen für die weitere Stadtentwicklung auch in Magdeburg. Es bestand ein freies, grundbesitzendes Bürgertum. So nahm allmählich der Reichtum der Bürger und der Stadt wieder zu. Magdeburg wandte sich zu diesem Zeitpunkt wieder verstärkt dem Osten zu, insbesondere nachdem Albrecht der Bär die Mark Brandenburg gebildet hatte. Aber auch mit Plätzen an der Ostseeküste wurde Handel getrieben. Magdeburg bezog Heringe, Pelze u.a. und exportierte diese Waren auch wieder.

1188

In diese Zeit fiel auch die Verleihung von Innungsprivilegien durch Erzbischof Wichmann. Dieser verlieh im Jahr 1188 Magdeburg das Stadtrechtsprivileg und trug so zur Entwicklung der Stadt Handelsplatz bei.
Das Magdeburg des 13. Jahrhunderts war eine Stadt des Aufstiegs, eines bürgerlichen Aufstiegs in Wirtschaft, Verfassung und Recht. Seit 1281 waren im Magistrat neben zwei Bürgermeistern und zehn Ratsherren auch Handel und Gewerbe durch die Innungsmeister der großen Innungen (Gewandschneider, Krämer, Kürschner, Leinwandschneider, Schuhmacher) vertreten. Magdeburg behauptete Rang als Haupthandelsplatz an der Elbe und bleib der Hauptexportplatz für Getreide. Die Stadt hatte das Stapelrecht, d.h. an Magdeburg durften keine Waren vorbeigeführt werden, ohne für bestimmte Zeit zum öffentlichen Verkauf im Packhof ausgelegen zu haben. Von großer Bedeutung war auch die Zugehörigkeit Magdeburgs zur Hanse, dem kaufmännischen Schutzbund.

1631

Eine Zäsur brachte die Stadtzerstörung im Jahr 1631. Die Etappe eines starken wirtschaftlichen und politischen Aufschwungs nahm ein jähes Ende, als in den Wirren des 30-jährigen Krieges die stolze Kaufmannsstadt am 10. Mai 1631 durch die Truppen von Tilly eingenommen und total zerstört wurde. Von dieser schweren Zerstörung erholte sich die Stadt lange nicht und es dauerte fast 100 Jahre, ehe Magdeburg einigermaßen an die alte Blüte anknüpfen konnte. Einen guten Ausgangspunkt bildeten hierzu die durch das Wirken Otto von Guerickes beim Friedensschluss von Münster und Osnabrück bestätigten Forderungen, dass die Stadt ihre alten Privilegien und Freiheiten wiedererlangen sollte.

1680

Im Jahr 1680 gelangte Magdeburg unter Brandenburger Regime. Unter der starken Hand der Hohenzollern gelang es, die Stellung Magdeburgs als Verkehrsmittelpunkt und Handelsplatz zu behaupten.
Die in Magdeburg ansässigen Kaufleute und Handwerker hatten sich in Zweckverbänden zur Wahrung ihrer wirtschaftlichen und sozialen Interessen zusammengeschlossen. Die angestammten Magdeburger Kaufleute gehörten entweder zur Kaufleute-Brüderschaft oder zur Seidenkramer-, Gewandschneider- (Tuchhändler), und Schmelzer- (Fettwarenhändler) Innung. Die Kaufleute-Brüderschaft war die Vereinigung der Großhändler. Diese kaufmännischen Verbindungen bestanden ebenso wie die anderen Innungen bis zu ihrer Auflösung durch die westfälische Regierung im Jahre 1809.
Im Mittelpunkt unserer Betrachtungen sollen die Seidenkramer-Innung und die Kaufleute-Brüderschaft stehen, die, wie wir sehen werden, die Keimzelle der Korporation der Kaufmannschaft bilden werden.
Die Seidenkramer-Innung bekam im Jahre 1162 ihre Innungsprivilegien von Erzbischof Wichmann verliehen. Ursprünglich als Zusammenschluss der Kramer gebildet, der alle Materialwarenhändler angehörten, änderte sich das Handelsgebiet der Kramer. Sie wandten sich dem lukrativeren Handel mit seidenen Stoffen, Bändern und Spitzen zu und so änderte sich der Name in Seiden- und Kramer-Innung, bis sich die Bezeichnung Seidenkramer-Innung durchsetzte. Die Großhändler der Stadt hatten sich in der Kaufleute-Brüderschaft zusammengeschlossen. Hier wurden die auch Interessen der Spediteure, Geldwechsler und Bankiers vertreten, also aller, die mittelbar und unmittelbar mit dem Handel zu tun hatten. Das Gründungsjahr der Kaufleute-Brüderschaft ist nicht genau bestimmbar. Eine erste Erwähnung stammt aus dem Jahr 1425, eine erste aufgefundene Ordnung der Brüderschaft stammt aus dem Jahr 1596.