IHK Magdeburg

Jahr 1990 bis 2001

1990

Vom 9. bis 11. Januar 1990 fand auf Initiative der Westberliner IHK in Berlin ein Erfahrungsaustausch aller Handels- und Gewerbekammern und der Kammer für Außenhandel über die künftige Entwicklung statt. Bilaterale Kontakte zwischen den Kammern aus Ost und West begannen sich zu entwickeln. Daraus erwuchsen schließlich feste Partnerschaften. Konzeptionelle Vorstellungen über die neu zu bildenden Kammern reiften heran, Fragen der weiteren Arbeit und Zusammenarbeit wurden besprochen.
Auch in den Reihen der Unternehmer gab es verschiedene Vorstellungen über den weiteren Entwicklungsweg. Einigendes Element war die Unzufriedenheit über die Tätigkeit der Handels- und Gewerbekammer und die Passivität ihrer Leitung.
Am 12. Februar 1990 forderten Vertreter des privaten Fuhrgewerbes die sofortige Ablösung des Direktors und des Stellvertreters der Handels- und Gewerbekammer des Bezirkes Magdeburg. Diese Forderung wurde nachdrücklich durch die bekundete Streikbereitschaft der Fuhrunternehmer untermauert.
Am 16. Februar 1990 fand eine hausinterne Sitzung der Geschäftsstellenleiter sowie der leitenden Mitarbeiter der Handels- und Gewerbekammer statt. In dieser Sitzung wurde über die Forderung der Fuhrunternehmer nach einer sofortigen Ablösung der bisherigen Leitung informiert: "Durch diese Funktionäre wurden wir als Unternehmer und Kammermitglieder in den zurückliegenden Jahren nicht ausreichend unterstützt. Viele Unsicherheiten, ja sogar Existenzsorgen haben sich in unserem Bereich entwickelt. Die Leitung der Handels- und Gewerbekammer war seit dem Umbruch 1989 monatelang sprachlos. In alter Gewohnheit und Manier wurde am 23.10.89 die Jubelveranstaltung zum 40. Jahrestag der DDR organisiert. Kein selbstkritisches Wort, sondern viel Selbstdarstellung, was zu diesem Zeitpunkt nicht der Realität entsprach." Die Fuhrunternehmer forderten deshalb nachdrücklich die sofortige Abberufung, ohne die Möglichkeit eines Streiks aller privaten Fuhrbetriebe und der Mitglieder der Taxigenossenschaft auszuschließen.
Begleitet wurde dieser Schritt von einem Beschluss des Rates des Bezirkes, dass die Berufungsfunktionen mit sofortiger Wirkung aufgehoben werden.
Die Auftaktveranstaltung zur Gründung der IHK fand am 19. Februar 1990 in der Handels- und Gewerbekammer statt. Als Schwerpunktaufgaben für die kommenden Wochen wurden fixiert:
  • Wahl eines vorläufigen amtierenden Vorstandes zur Bildung der IHK aus den Reihen der anwesenden Unternehmer;
  • Herausbildung der IHK zu einer echten Interessenvertretung für die Mitgliedsbetriebe;
  • sofortige Kontaktaufnahme zur unabhängigen "Industrie- und Handelskammer Land Sachsen-Anhalt", die als nichtlegitim angesehen wurde;
  • Veröffentlichung von Mitteilungsblättern für die Mitglieder;
  • Einrichtung von Sprechstunden zu allen interessierenden Fragen für Mitgliedsbetriebe;
Absprachen zur konkreten Unterstützung durch die IHK Braunschweig;
Aufnahme von Arbeitskontakten zur Kammer für Außenhandel, Bezirksdirektion Magdeburg.
Gegen den Protest des Unabhängigen Arbeitskreises Wirtschaft bestätigte der "Runde Tisch Wirtschaft" am 26. Februar die Richtigkeit des beschlossenen Vorgehens zur Gründung der IHK Magdeburg. Bereits zu diesem Zeitpunkt wurde die Problematik der "72-er" Betriebe erörtert. Für 38 bis dahin bekannte Firmen, die 1972 als letzte "Gruppe" von Privatbetrieben bzw. Firmen mit verordneter staatlicher Beteiligung in volkseigene Betriebe (VEB) verstaatlicht wurden, nahm eine Sonderarbeitsgruppe zu ihrer Reprivatisierung die Arbeit auf. Als engagierter Interessenvertreter dieser "72-er" Betriebe war der Bauunternehmer Günter Koennecke als Mitglied der Vollversammlung tätig. Die neue Situation, die Aufgaben und die Notwendigkeit einer auf demokratischer Grundlage gebildeten IHK wurden am 28. Februar auf einer Großveranstaltung den über 500 anwesenden Unternehmern erläutert.
Am 1. März 1990 fand bereits die erste Dienstberatung der IHK statt. Zur Beratung standen aktuelle Aufgabenstellungen und Fragen der Struktur der neuen Kammer. Die folgenden Wochen waren von intensiver Arbeit geprägt. Einerseits galt es im Kammerbezirk neue Strukturen zu entwickeln, andererseits mussten Beratungsleistungen für die Unternehmen in sehr großer Anzahl realisiert werden. Dies erforderte von den hauptamtlichen Mitarbeitern ein hohes Engagement bei der Bewältigung der erhöhten Arbeitsbelastungen. Eigene Weiterbildung erfolgte in der Regel außerhalb der Arbeitszeit. Es fanden Informationsveranstaltungen, Weiterbildungsseminare und das unvermeidliche Selbststudium statt.
Große Unterstützung und uneigennützige Hilfe erhielt die Kammer seit diesem Zeitpunkt von den Patenkammern Braunschweig, Lüneburg-Wolfsburg, Osnabrück und Lippe zu Detmold.
Am 1. März 1990 wurde die "Verordnung über die Industrie- und Handelskammern der DDR" erlassen. Darin wurde fixiert, dass in der DDR nach regionalwirtschaftlichen Gesichtspunkten Industrie- und Handelskammern gebildet werden. Diese neu zu bildenden Kammern wurden charakterisiert als "Organisationen der gewerblichen Selbstverwaltung und der regionalwirtschaftlichen Interessenvertretung. Ihnen gehören die Gewerbetreibenden, also Unternehmen aller Eigentumsformen in den Bereichen Gewerbe, Industrie, Handel, Verkehr, Tourismus, Geld-, Kredit- und Versicherungswesen sowie anderer Zweige der Volkswirtschaft an, mit Ausnahme der in den Rollen der Handwerkskammer eingetragenen Betriebe sowie der Betriebe der Land- und Forstwirtschaft des jeweiligen Kammerbezirks." Die Verordnung legte als Aufgabe der Kammern fest, "das Gesamtinteresse der ihnen zugehörigen Gewerbetreibenden wahrzunehmen, für die Förderung der gewerblichen Tätigkeit zu wirken und dabei die Interessen einzelner Gewerbezweige oder Unternehmen abwägend und ausgleichend zu berücksichtigen. Es obliegt ihnen, den staatlichen Organen Vorschläge, Gutachten und Einschätzungen zu unterbreiten." Die Mitgliedschaft in der Kammer war für alle Gewerbetreibenden Pflicht. Besondere Bedeutung für die weiteren Entwicklungen hatten das am 6. März 1990 verabschiedete Gewerbegesetz, in dem die Gewerbefreiheit festgeschrieben war sowie das "Gesetz über die Gründung und Tätigkeit privater Unternehmen und Unternehmensbeteiligungen". Darin hieß es: "Zur Förderung privater Initiativen zur Entfaltung des Unternehmertums unterstützt der Staat die Gründung und Tätigkeit privatwirtschaftlicher Unternehmen, insbesondere von Klein- und Mittelbetrieben in den Bereichen der mittelständischen Industrie, des Bauwesens, des Handels, des Transportwesens, der Dienstleistungen und des Tourismus." Eine schnell steigende Anzahl von Bürgern entwickelte die Motivation und den Mut, diese neuen Freiheiten zu nutzen und sich eine neue Existenz als Selbständiger aufzubauen. Existenzgründungen und auch die beginnende Rückführung bzw. Reprivatisierung einst enteigneter Betriebe ließ die Mitgliederzahlen der Kammer rasch steigen.
Entwicklung der Mitgliederzahl der Kammer:
Januar 1990
3386
Februar 1990
3534
März 1990
3930
April 1990
4233
In diese Statistik sind die Unternehmen aus dem Sektor Industrie nicht einbezogen, denn sie waren zu diesem Zeitpunkt überwiegend volkseigen und in der noch bestehenden Kammer für Außenhandel der DDR bzw. im Bezirkswirtschaftsrat zusammengefasst. Erste Abstimmungen mit der Handwerkskammer erfolgten am 8. März. Dabei wurde eine Liste mit handwerkstypischen Berufen erstellt. Derartige Abstimmungen erfolgten seitdem regelmäßig.
Die Übergangsphase war eine sehr bewegte Zeit, in der es mitunter mehr Fragen als schlüssige Antworten gab.
Mit hohem Engagement wurde dennoch die Gründung der neuen IHK vorangebracht. Dies betraf vor allem die Vorbereitung und Durchführung der Wahlen zur Vollversammlung, dem "Parlament der Wirtschaft".
Auf die große Bedeutung des Ehrenamtes wurde in vielfältigen Unternehmerveranstaltungen und persönlichen Gesprächen hingewiesen. Bei manchem Existenzgründer herrschte Unklarheit über die Bedeutung und den Sinn der Kammer. Engagierte Unternehmer, Vertreter von Patenkammern und eigene Kammermitglieder versuchten bereits zu jener Zeit klarzustellen, dass die Wirtschaft die Institution Industrie- und Handelskammer in der angestrebten Form dringend brauchte, um die Interessen der Wirtschaft als Ganzes wahrnehmen zu können. Dabei stellten sie heraus, dass die Pflichtmitgliedschaft in der Kammer die für unabhängiges Handeln notwendige Grundlage sei und damit diese Interessenvertretung politisches Gewicht erhalte.
Die Stärke und Ausstrahlungskraft der Kammer wuchs maßgeblich mit der Wahrnehmung des Rechts auf Mitarbeit, also mit dem Engagement von Unternehmern im Ehrenamt. Auf der Vorstandssitzung am 4. April 1990 wurde bekräftigt, dass für den Sektor Industrie wegen der noch bestehenden "volkseigenen Strukturen" vorerst keine Wahl durchgeführt wird.

12. April 1990

Am 12. April 1990 fand im Sitzungssaal der IHK Magdeburg die konstituierende Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer statt.
In einem demokratischen Verfahren wurden der Präsident, das Präsidium und der Hauptgeschäftsführer der wiedergegründeten Industrie- und Handelskammer gewählt. In Berlin wurde von der Volkskammer zum ersten Mal nach freier und geheimer Wahl Herr Lothar de Maizière zum Vorsitzenden des Ministerrates der DDR gewählt.
Beide Ereignisse, obwohl inhaltlich verschieden und räumlich getrennt, hatten für die weitere Entwicklung nachhaltige Wirkung.
Die Industrie- und Handelskammer Magdeburg hatte sich zum Ziel gesetzt, "im Geist des Herbstes 1989 zu handeln und mitzuhelfen, der freiheitlich-demokratischen Ordnung auch im Osten Deutschlands eine dauerhafte und stabile Grundlage zu geben."14
Die 48 Delegierten, die auf 38 Wahlversammlungen von über 3600 privaten Unternehmern demokratisch gewählt worden waren, zogen mit ihrem Votum einen Schlussstrich unter die jahrzehntelang staatlich reglementierte Arbeit des Kammerapparates und setzten mit den neuen Regularien für die Kammerarbeit, d.h. der Satzung, der Wahl- und der Geschäftsordnung, neue Akzente für die künftige Tätigkeit.
Die Leistungskraft der Magdeburger Kammer entwickelte sich kontinuierlich. Sie war immer besser in der Lage, selbständig die für die Wirtschaftsregion relevanten Prozesse zu analysieren und entsprechende Maßnahmen einzuleiten. Dies galt und gilt für alle Ebenen des Ehren- und Hauptamtes.
Am 10. Juni 1991 verabschiedete der Landtag von Sachsen-Anhalt das "Gesetz über die Industrie- und Handelskammern in Sachsen-Anhalt". Dieses Gesetz war das erste seiner Art in den neuen Bundesländern und erklärte in § 1: "Die in Halle und Magdeburg bereits errichteten Industrie- und Handelskammern bestehen als Industrie- und Handelskammern im Sinne des Gesetzes zur vorläufigen Regelung des Rechts der Industrie- und Handelskammern vom 18. Dezember 1956 (Bundesgesetzbl. I S. 920), zuletzt geändert durch Artikel 95 Nr. 5 des Einführungsgesetzes zur Aufgabenordnung vom 14. Dezember 1976 (Bundesgesetzbl. I S. 33412), fort."

1990 - 1994

Sowohl das Präsidium und die Vollversammlung als auch die Geschäftsführung der Kammer unternahmen vielfältige Anstrengungen, um eine effiziente Arbeit zu gestalten.
Die Bereitschaft der Unternehmer zu tatkräftiger Mitarbeit im Ehrenamt war sofort nach der Wende sehr ausgeprägt, waren es doch sie selbst, die ihre Industrie- und Handelskammer als Einrichtung unternehmerischer Selbstverwaltung gefordert hatten. Entsprechend den Grundsätzen der Selbstverantwortung und Selbstverwaltung wurden neue Gremien geschaffen, von den Unternehmern für die Unternehmer. Das Ehrenamt hatte und hat es in der Hand, dafür zu sorgen, dass die Kammer so arbeitet, wie es im Interesse der Wirtschaft der Region liegt. Die Unternehmervertreter selbst waren es, die die Hauptrichtung der Entwicklung, die dabei zu lösenden Schwerpunktaufgaben und den Einsatz der zur Verfügung stehenden Mittel bestimmen. Die Tätigkeit im Ehrenamt ist dabei sehr vielfältig: als gewähltes Mitglied in der Vollversammlung, in Fachausschüssen, in Prüfungskommissionen, als Handelsrichter und Schlichter bei Streitigkeiten, in Regionalausschüssen etc. Das große ehrenamtliche Engagement der Unternehmer unserer Kammer zeigt die enge Verbundenheit mit der Kammer und das Verständnis für ihre Arbeit. Für den Grad der Wirksamkeit der Kammer ist die enge Partnerschaft zwischen Ehren- und Hauptamt ausschlaggebend.
Von Beginn an wirkten Unternehmer als ehrenamtliche Fach- und Sachverständige. Sie organisierten sich in Fachausschüssen, die der Vollversammlung und der Geschäftsführung beratend zur Seite stehen. Der Berufsbildungsausschuss für den Kammerbezirk Magdeburg wurde durch das Landeswirtschaftsministerium erstmals am 28. November 1990 berufen. Von der Vollversammlung wurden folgende Ausschüsse berufen:
der Fremdenverkehrsausschuss am 28.11.1990,
der Handelsausschuss am 28.11.1990,
der Verkehrsausschuss am 28.11.1990,
der Bauausschuss am 21.02.1991,
der Finanz- und Kreditausschuss am 21.2.1991,
der Sachverständigenausschuss am 21.2.1991,
der Industrieausschuss am 21.3.1991,
der Haushaltsausschuss am 25.3.1993,
der Regionalausschuss Altmark am 20.9.1994,
der Regionalausschuss Harz am 29.9.1994,
der Weiterbildungsausschuss am 29.9.1994.
Diese Ausschüsse bewährten sich als Interessenvertreter der Wirtschaft mit über 250 Mitgliedern. Als Prüfungsausschussmitglieder für die Bereiche Berufsbildung, berufliche Weiterbildung und das Verkehrsgewerbe sind mit praxiserfahrener Fachkompetenz, großem Engagement und hohem zeitlichen Einsatz rund 2.000 Prüfer tätig.
Die im Verlaufe der Entwicklung erfolgte Bildung der Tochtergesellschaften
IHK Bildungsakademie Magdeburg GmbH, tti Technologietransfer und Innovationsförderung Magdeburg GmbH, Auftragsberatungsstelle Sachsen-Anhalt und Euro-Info-Center Magdeburg dient der Erhöhung der Effizienz der Kammerarbeit und der Komplettierung des Dienstleistungsangebotes.
Im Hauptamt der Kammer wurden Maßnahmen eingeleitet, einen kompetenten, engagierten Mitarbeiterstab zu formieren, von dem jeder Einzelne in der Lage ist, selbständig, mit hohem Verantwortungsbewusstsein und großer Entschlossenheit die schwierigen Aufgaben zu bewältigen. Damit eng verknüpft war der Auf- und Ausbau von Fachbereichen. Zudem konnte auf der Dienstberatung vom 24. April 1990 mitgeteilt werden, dass in Übereinstimmung mit dem DIHT die Bezirksgeschäftsstellen der Kammer für Außenhandel der DDR den Industrie- und Handelskammern angegliedert werden. Damit verbunden war die Übernahme der bisher von der Kammer für Außenhandel betreuten, noch volkseigenen, aber schon in Entflechtung befindlichen Industriebetriebe in den Betreuungsbereich der IHK. Die vornehmlich aus politischen Gründen im April nicht durchgeführte Wahl in der Wahlgruppe Industrie wurde im August 1990 nachgeholt. Die 17 gewählten Vollversammlungsmitglieder dieser Wahlgruppe bestätigten auf der Vollversammlung vom 26. September das Ergebnis der konstituierenden Gründungsversammlung. Im Hauptamt waren Umsetzungen und Neueinstellungen erforderlich. Diese erfolgten entsprechend den an die Kammer gestellten Anforderungen. Gezielte Personalpolitik führte zur Einstellung von qualifizierten Fachkräften. Kontinuität in der Personalpolitik war und ist die Voraussetzung für die erfolgreiche Arbeit der Kammer.
Bis Mitte der 90er Jahre hatte sich eine Grundstruktur herausgebildet, die ständig vervollkommnet und aktuellen Anforderungen angepasst wird.
Viel Kraft wurde seit 1990 in den Aufbau und die ständige Verbesserung der Arbeit der Fachbereiche investiert. In der wiedergegründeten Kammer wurden die Aufgaben in den Abteilungen Handel und Außenwirtschaft, Verkehr und Fremdenverkehr, Betriebs- und Existenzgründung, Weiterbildung und Berufsausbildung und Allgemeine Verwaltung neu gestaltet. Die Abteilungen Industrie sowie Recht und Steuern wurden neu gebildet. Zu diesem Zeitpunkt bestanden noch 7 Kreisgeschäftsstellen in Stendal, Burg, Halberstadt, Wernigerode, Salzwedel, Staßfurt und Haldensleben, die bis zum Ende des Jahres 1992 schrittweise aufgelöst wurden.

1995

Nach 1995 wurden den jeweiligen Erfordernissen angepasste Maßnahmen zur Herausbildung der Aufgabenbereiche
Industrie, Umwelt, Konjunktur;
Handel, Außenwirtschaft, Dienstleistungen;
Raumordnung, Verkehr, Tourismus;
Berufsausbildung, Weiterbildung;
Verwaltung, Recht und Steuern;
Öffentlichkeitsarbeit
umgesetzt.
Neben der Hauptgeschäftsstelle in Magdeburg wurden neue Geschäftsstellen in Wernigerode und Salzwedel eingerichtet. Sie sind mit kompetenten Ansprechpartnern für die regionale Wirtschaft besetzt und leisten einen wertvollen Beitrag zur Verwirklichung der Interessen der kammerzugehörigen Unternehmen.
Mit der 9. Vollversammlung der ersten Wahlperiode der IHK Magdeburg wurde am 21. Mai 1992 die Geschäftsstelle Wernigerode offiziell eröffnet. Seit dem 1. Januar 1996 ist das Büro Quedlinburg hier angegliedert. Die Geschäftsstelle ist für die Landkreise Halberstadt, Quedlinburg und Wernigerode zuständig.
Hauptfeld der Tätigkeit ist die unterstützende Betreuung der Mitgliedsunternehmen in allen Fragen. Als wichtigstes Instrument der Zusammenarbeit der Wirtschaft in den drei genannten Landkreisen ist der im September 1994 gegründete Regionalausschuss Harz zu betrachten.
Zum 10. September 1992 wurde die Geschäftsstelle Salzwedel anlässlich der 10. Vollversammlung feierlich eröffnet. Die vorgegebene Zielstellung als Ansprechpartner für die Wirtschaft der Region, insbesondere als wirtschaftsfördernde Einrichtung und als Standort für die berufliche Fortbildung und Umschulung zu wirken, wurde konsequent umgesetzt. Die Gründung des Regionalausschusses Altmark am 09. März 1995 dient der Entwicklung dieser Wirtschaftsregion. Wirksamkeit erreichte der Ausschuss insbesondere bei der Erarbeitung des "Regionalen Entwicklungskonzeptes Altmark".
Die IHK Bildungsakademie Magdeburg GmbH wurde als 100 % Tochter der IHK Magdeburg gegründet. Am 02. März 1993 wurde das neu errichtete Gebäude der IHK Bildungsakademie GmbH in Magdeburg, Alter Markt/Eingang Katzensprung, seiner Bestimmung übergeben. Mit dieser Einrichtung stellte sich die Kammer gemäß einem bereits 1990 gefassten Beschluss einer wichtigen Zukunftsaufgabe. Mit Unterstützung der IHK Krefeld wurde aus Fördermitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft durch ansässige Unternehmen aus der Region diese wichtige Einrichtung der Kammer geschaffen.
Als Dozenten werden nebenberufliche Praktiker mit pädagogischen Kenntnissen und Erfahrungen eingesetzt. Weiterbildungsbedarfe werden konkret ermittelt durch die Zusammenarbeit mit dem ehrenamtlichen Weiterbildungsausschuss der IHK, anderen Ausschüssen, Unternehmensumfragen und -kontakten. Die Unternehmen unseres Kammerbezirkes haben in der Bildungsreinrichtung zur Qualifizierung ihrer Fach- und Führungskräfte einen kompetenten und zuverlässigen Partner.
Im Mai 1994 konnte das Tagungszentrum nach einer Umbauzeit von nur einem Jahr eröffnet werden. Es bietet seitdem allen Interessenten aus der Wirtschaft sowie auch aus Wissenschaft, Politik und Kultur hervorragende Möglichkeiten für Begegnung und Kommunikation.

1996 - 2001

Die Wahl zur Vollversammlung im Jahr 1995 führte zu einem neu zusammengesetzten Parlament der Wirtschaft.
"Im Vergleich mit den anderen ostdeutschen Kammern ... hat sich die IHK Magdeburg zu einer gewerblichen Kammer profiliert, die mit einem günstigen Kosten-Leistungs-Verhältnis tätig ist", konnte rückblickend festgestellt werden.
Am 18. Januar 1996 traf sich die im November 1995 neu gewählte Vollversammlung der IHK im Tagungszentrum der Kammer zu ihrer konstituierenden Sitzung. Mit 36 neu gewählten sowie 28 Unternehmerinnen und Unternehmern, die der Vollversammlung bereits in der ersten Wahlperiode angehört hatten, ging das Parlament der Wirtschaft des Kammerbezirkes Magdeburg in die bis zum 31. Dezember 2001 dauernde Amtszeit. Die Vollversammlungsmitglieder wurden in gleicher, allgemeiner, schriftlicher Wahl aus einem Kreis von 118 Bewerbern der Wahlgruppen Industrie, Groß- und Außenhandel, Einzelhandel, Banken, Sparkassen und Versicherungsgewerbe, Verkehrs- und Lagereigewerbe, Dienstleistungsgewerbe sowie Hotel- und Gaststättengewerbe gewählt. Sie vertreten die Interessen von ca. 40.000 kammerzugehörigen Betrieben.
"Die Mitglieder der neuen Vollversammlung sind legitimiert, Stellungnahmen zu wirtschaftlichen Entscheidungen des Bundes und des Landes abzugeben. Ihre Forderungen an die Politiker, geeignete Rahmenbedingungen für die Wirtschaft zu schaffen, sind geprägt von fachlicher und unternehmerischer Kompetenz, die über die eigen Firma und die einzelne Branche hinaus anerkannt und geachtet werden."
Dr. Klaus Hieckmann, geschäftsführender Gesellschafter der FER Ingenieurgesellschaft für Automatisierung GmbH Magdeburg wurde zum neuen Präsidenten der Kammer gewählt. Das Vertrauen als Vizepräsidenten erhielten: Frau Sabine Gilbers, Herr Roderich Blackstein, Herr Ulrich Eichhorn, Herr Harald Gatzke, Herr Dr. Fritz Rupertus, Herr Paul Saib, Herr Hans-Jörg Sauerzapfe, Herr Peter Schulz.
Für die im Jahr 1997 ausgeschiedenen Herren Blackstein, Schulz und Dr. Rupertus wurden Herr Gerhard Bertram, Herr Otto Ebert und Herr Klaus-Peter Hennig als Vizepräsidenten gewählt.
Die satzungsgemäße Wahl des Präsidenten und der 8 Vizepräsidenten aus der Mitte der Vollversammlung bestätigte am 15. April 1999 das Führungsteam in seiner bisherigen Zusammensetzung auch für die 2. Hälfte der Wahlperiode. Der Präsident, Herr Dr. Klaus Hieckmann, und seine Vizepräsidenten Frau Sabine Gilbers, Herr Gerhard Bertram, Herr Otto Ebert, Herr Ullrich Eichhorn, Herr Harald Gatzke, Herr Klaus Peter Hennig, Herr Helmut Kühne sowie Herr Paul Saib konnten zu diesem Anlass eindrucksvoll Rechenschaft ablegen.
Die kritische Begleitung der Landespolitik wurde intensiviert. Besonders mit dem Minister für Wirtschaft, Technologie und Europaangelegenheiten, aber auch mit dem Ministerpräsidenten, den anderen Ministerien sowie zum Parlament mit seinen Ausschüssen wurden die Arbeitskontakte verstärkt und der kritische Dialog fortgesetzt. Ausdruck dessen sind u. a. die erstmals erarbeiteten grundlegenden wirtschaftspolitischen Forderungen an die Landes- und Bundespolitik in den Jahren 1997 und 1998 sowie die jährliche kritische Auseinandersetzung mit dem Landeshaushalt.
Auf der Grundlage der intensiven Vorarbeiten in den Geschäftsbereichen wurde durch das Präsidium im August 1998 das Kammerkonzept 2000 beschlossen. Dabei wurden zur Straffung, Umorientierung, Zusammenlegung und auch Verstärkung einzelner Geschäftsbereiche die Grundlinien bestätigt sowie die dafür notwendigen Veränderungen im technischen Bereich erarbeitet. Die Grundorientierung heißt nach wie vor: "Die Unternehmen bestimmen die Richtlinien der Kammerarbeit - Kammer als Dienstleister für die Unternehmen".
Diese Wahlperiode ist geprägt vom Ausbau der Kammer zu einem wirkungsvollen Dienstleistungs- und Kommunikationszentrum für die regionale Wirtschaft bei gleichzeitiger Erhöhung der Effizienz der Arbeit aller Kammergremien. Im Mittelpunkt der Arbeit steht dabei immer, den Erfordernissen der Unternehmen bestmöglich zu entsprechen und dabei auch sparsam umgehen. Intensive und konstruktive Überlegungen und Diskussionen in allen Bereichen der Kammer ermöglichten die Erarbeitung des "Konzept IHK Magdeburg 2000".
"Mit dem Konzept 2000 haben wir die Kammer für die nächsten Jahre fit gemacht....", betonte Herr Dr. Hieckmann auf dem Neujahrsempfang der Industrie- und Handelskammer Magdeburg am 20. Januar 1999.
Durch die intensive Arbeit in den Fachabteilungen und mit den Ausschüssen sowie die weitere zielgerichtete Einbindung von Unternehmern erhöhte sich die Leistungskraft der Kammer. Besuche in den Unternehmen dienen vor allem der engeren Einbeziehung in die Kammerarbeit.
Dabei wird eine neue qualitative Stufe des integrativen Zusammenwirkens von Ehren- und Hauptamt erreicht.
Unbürokratische Arbeit und partnerschaftlicher Dialog als Dienstleitster für die Wirtschaft ist Anforderung und Verpflichtung für jeden Kammermitarbeiter.
Der Information und dem Erfahrungsaustausch dient auch die seit Juni 1990 herausgegebene Kammerzeitschrift "IHK Mitteilungen der Industrie- und Handelskammer Magdeburg".
Mit der weiteren IHK in Sachsen-Anhalt Halle-Dessau, den beiden Handwerkskammern sowie den anderen Kammern und Verbänden werden die Erarbeitung und Durchsetzung von Positionen, die die Wirtschaft in Sachsen-Anhalt betreffen, gemeinsam abgestimmt und vertreten.
Am 18. Februar 1997 unterzeichneten die IHK Halle-Dessau und die IHK Magdeburg eine Vereinbarung über die Gründung der "Arbeitsgemeinschaft der Industrie- und Handelskammern in Sachsen-Anhalt". Sie dient vor allem der gebündelten politischen und fachlichen Vertretung der zusammen 90.000 Mitglieder. Die Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) wird von dem alle zwei Jahre wechselnden Sprecher - jeweils dem Präsidenten - in der Öffentlichkeit vertreten. Bisher wurde bereits eine Reihe landes- und bundesweit ausstrahlender Veranstaltungen durchgeführt und gemeinsame Publikationen, wie z.B. das Branchenhandbuch für die Bauwirtschaft, der jährlich erscheinende Gefahrgutratgeber und ein Genehmigungswegweiser Umweltschutz erarbeitet.
Mit der Wirtschafts- und Währungsunion beider deutscher Staaten begann der Weg des östlichen Teils Deutschlands in die soziale Marktwirtschaft. Der völlige Umbruch der vorherigen sozialistischen Planwirtschaft war und ist mühevoll und nicht frei von teilweise tiefen Einschnitten im wirtschaftlichen und privaten Bereich. Das ganze Ausmaß von 40 Jahren sozialistischer Misswirtschaft wurde im Zusammenhang dramatisch vollzogenen völligen Zusammenbruchs der ehemals "sozialistischen Volkswirtschaften" in den benachbarten Ländern Mittel- und Südosteuropas immer deutlicher. Einschätzungen verantwortlicher Politiker und Wirtschaftler hinsichtlich einer relativ kurzfristigen Angleichung der Wirtschafts- und Lebensverhältnisse in den neuen Bundesländern auf das Niveau der alten Bundesländer mussten angesichts der tatsächlichen Entwicklung korrigiert werden.
Das Erkennen der Schwere der anstehenden Aufgaben forderte und fordert das Entstehen neuer Kräfte zu ihrer Bewältigung. Dies gilt in vollem Maße auch für den Kammerbezirk Magdeburg. Der Zusammenbruch der Großkombinate, auch in der Landwirtschaft, die fehlende Mittelstandsbasis, der notwendige Neuaufbau der Verwaltung in Land und Kommunen, die marode Infrastruktur bis hin zu den ökologischen Altlasten erforderten eine marktorientierte Politik, die der privaten Initiative breiten Raum lässt. Darauf hat auch die Kammer Magdeburg in ihrer Arbeit stets hingewirkt. Die Auflösung der alten zentralistischen Strukturen der Kombinate, ihre Entflechtung und Privatisierung, musste zu Gunsten bodenständiger mittelständischer Strukturen durchgesetzt werden. Verbunden war dieser Privatisierungsprozess mit einem massiven Arbeitsplatzabbau. Die große Zahl neu geschaffener Arbeitsplätze konnte eine hohe Arbeitslosigkeit von immer noch 20 % nicht verhindern.
Mitte der 90er Jahre dokumentierte das deutlich freundlichere, von sauberer Luft geprägte äußere Erscheinungsbild der Städte und Gemeinden, dass schon viel erreicht worden war. Der Aufbau einer sich selbst tragenden mittelständischen Wirtschaft war vorangeschritten, jedoch weiterhin noch am Anfang. Es war in den Jahren bis 1995 nicht gelungen, wesentliche Teile der die Region historisch prägenden industriellen Strukturen des Maschinen- und Anlagenbaus in eine erfolgversprechende Zukunft überzuleiten. Für die überlebensfähigen Einheiten gab es keine Bestandsgarantie. Nach einem ausgesprochenen Boom seit der Wende zeigte die Bauwirtschaft als bisherige Konjunkturlokomotive nun mit Firmenzusammenbrüchen Instabilität gegenüber bisherigem wirtschaftlichen Wachstum: Das Anwachsen der Mitgliederzahlen der IHK Magdeburg auf über 37.000 aktive Unternehmen zeigte jedoch, dass es trotz aller bestehenden Hemmnisse vorwärts ging. Die IHK formulierte stets aufs Neue ihre Anforderungen an eine unternehmensfreundliche, die notwendigen Existenz- und Entwicklungsbedingungen schaffende Politik. Die Kammer sah und sieht es als eine ihrer wichtigsten Aufgaben an, die Öffentlichkeit und die Politik auf den Zusammenhang zwischen Entstehen und Wachstum der materiellen Grundlagen unserer Gesellschaft und erfolgreicher, wertschaffender unternehmerischer Tätigkeit hinzuweisen.
Als Projektträger richtete die Industrie- und Handelskammer Magdeburg im Zusammenwirken mit der Deutschen Ausgleichsbank ab Januar 1996 einen "Runden Tisch" für die Betreuung von Unternehmern, die in Schwierigkeiten geraten sind, ein. Das Angebot richtet sich an kleine und mittelständische Unternehmer des IHK-Bezirks Magdeburg, die trotz voller Auftragsbücher zu wenig Eigenkapital haben und zusätzliche Mittel für den weiteren Ausbau ihrer Betriebe benötigten.
Die inzwischen rund 40.000 kammerzugehörigen Unternehmen waren in dieser wirtschaftlich zugespitzten Situation noch mehr gefordert. Die Voraussetzungen für unternehmerische Initiativen und Innovation mussten unbedingt verbessert werden. Dies gelang auch weitestgehend durch die bewährte und vertrauensvolle Zusammenarbeit von Ehren- und Hauptamt. Im Kammerbezirk Magdeburg sind zur Unterstützung der Entwicklungstätigkeit in Unternehmen Netzwerke für Technologietransfer und Kooperationen geschaffen worden. Kleine und mittelständische Unternehmen können bei Bedarf auf externes Wissen zurückgreifen, um neue und marktfähige Produkte und Verfahren zu entwickeln.
Die Innovationsberatungsstelle der IHK Magdeburg berät ihre Mitglieder bei der Einführung innovativer Ideen und vermittelt zugleich Kontakte, um diese Ideen in die Tat umzusetzen.
Nach der betrieblichen Berufsausbildung besitzt die berufliche Weiterbildung einen hohen Stellenwert. Die Wichtigkeit geänderter Qualitätsanforderungen in den Unternehmen, vor allem im Zuge des durchführten strukturellen Wandels, ist unstrittig. Auf den mittleren und höheren Qualifikationsebenen ist wachsender Bedarf erkennbar. Weiterbildung nimmt in den Unternehmen mittlerweile einen strategischen Stellenwert ein. Dabei wird die Weiterbildung jedoch nicht als Alternative zur Ausbildung angesehen, sondern sie ist Voraussetzung einer qualitativen Tätigkeit im Umfeld sich verändernder Qualifikationsanforderungen. Berufliche Weiterbildung kann ihre Aufgabe nur erfüllen, wenn sie aktuell und praxisnah gestaltet wird und flexibel auf sich ändernde betriebliche Anforderungen reagieren kann. Die Unternehmen unseres Kammerbezirkes haben in der IHK Bildungsakademie GmbH in diesen Fragen einen kompetenten und zuverlässigen Partner.
In den Folgejahren verbesserte sich die Situation der Wirtschaft leicht. Im Verlaufe des Jahres 1998 war eine Erholung zu verspüren und das Konjunkturtief konnte überwunden werden. Der Strukturwandel war weiterhin voll im Gange, wie auch in den Jahren zuvor legte die IHK besonderen Wert auf die Schaffung von Ausbildungsplätzen. Zum Ende des Jahres 1998 gab es Anzeichen für eine Aufhellung der Stimmungslage der Wirtschaft des IHK-Bezirkes Magdeburg, die vor allem durch wieder bessere Ergebnisse getragen wurde. Die Industrie verzeichnete Zuwächse bei den Investitions- und Gebrauchsgüterproduzenten und bestimmt wieder wesentlich das Bild der gewerblichen Wirtschaft. So war ein seit Mitte des Jahres 1997 zwar langsames, aber positiv gerichtetes Wachstum festzustellen. Inzwischen sind die Strukturumbrüche der Industrie weitgehend abgeschlossen. Die verbliebenen Einheiten haben ihren Kapitalstock erneuern können, Investoren siedelten sich an. Die industrielle Basis ist jedoch nach wie vor zu schmal - die Industriedichte liegt noch weit unter vergleichbarem westdeutschen Niveau. Damit fehlen Wachstumsanreize für industrienahe Branchen, wie auch für unternehmensbezogene Dienstleister und damit der dringend benötigte Zuwachs an Arbeitsplätzen auf dem ersten Arbeitsmarkt, obwohl sich der Dienstleistungsbereich insbesamt dynamisch entwickelt hat. Telekommunikation und innovative Dienstleistungsunternehmen beeinflussen zunehmend das Leben.
Trotz Wachstum im verarbeitenden Gewerbe geraten aus Gründen anhaltender Schwäche auf der Ertrags- und Liquiditätsseite noch immer Unternehmen in eine wirtschaftliche Schieflage. Dies wird besonders deutlich im bislang dominierenden Baugewerbe, das weitere Leistungsausfälle durch Überlagerung von weiterer Strukturanpassung und drastisch gesunkener Baunachfrage mit den damit verbundenen Wirkungen auf den Bestand von Unternehmen und den Arbeitsmarkt in Kauf nehmen musste. Allein 40 % der Baubetriebe berichteten über Gewinnminderungen im Vergleich zum Vorjahr. Handel, Verkehr und Dienstleister sind mit dieser Entwicklung unmittelbar bzw. mittelbar verbunden.
Einen besonderen Schwerpunkt in der Kammerarbeit bildet die Unterstützung der internationalen Aktivitäten der Unternehmen sowie die Handelsförderung zur Erschließung neuer Märkte. Eine Vielzahl von Aktivitäten werden dazu für die Unternehmen organisiert.
Eine beständige Zahl von unselbständig Beschäftigten und auch von Beschäftigungslosen wagt den Schritt in die Selbständigkeit. Neben anderen wirtschaftsfördernden Aufgaben setzt sich die Kammer schwerpunktmäßig auch für die laufende Bestandspflege, für neue Ansiedlungen und für Existenzgründer ein.
Die Aufschlussgespräche für Existenzgründer und gutachterliche Stellungnahmen zu Gründungen und Sicherungen gegenüber Kreditinstituten und Landesbehörden gehören zu den zunehmenden Tagesaufgaben der Kammer. Die Sprechtage der IHK in den einzelnen Regionen, der "Tag der offenen Tür", Expertensprechtage sowie die angebotenen Gesprächstermine bei Bildungsträgern wurden von vielen Interessierten genutzt.
Die Aufgabenbereiche für unsere Kammer werden immer komplexer. Am Ende des 20. Jahrhunderts steht die Kammer vor großen Herausforderungen. Der Weg des Aufbaus und der Umstrukturierung wird noch lang sein und bei aller Freude über Erreichtes darf man davor die Augen nicht verschließen, stellte der Präsident der IHK, Herr Dr. Hieckmann, auf dem Neujahrsempfang 1999 fest.
Die IHK Magdeburg hat während ihres 175jähigen Bestehens Höhen, aber auch Tiefen erlebt. Die zurückliegenden 10 Jahre seit der Wende waren aus heutiger Sicht die spannendsten.
Wer nach Magdeburg kommt oder unsere Wirtschaftsregion bereist, dem wird bewusst, was in den vergangenen 10 Jahren geleistet wurde.
Die IHK Magdeburg hat maßgeblich dazu beigetragen, dass der schwierige Umbruch von der sozialistischen Planwirtschaft zur Marktwirtschaft gelingen konnte. Geschichte mit Zukunft zu gestalten - dabei wird unsere Kammer auch künftig als regionale Selbstverwaltung und als Mittler zwischen Wirtschaft und Politik agieren. Aufgaben, die der Staat den Kammern übertragen hat, werden praxisverbunden gelöst, weil ehrenamtlich allein in unserer Kammer 2.500 Unternehmensvertreter mitwirken und darauf achten, dass die Kammeraktivitäten den wirtschaftlichen Bedürfnissen und Herausforderungen gerecht werden.