International
Das Auslandsgeschäft der Unternehmen von der Altmark bis in den Harz wurde zunehmend komplexer. Globale Krisen, wachsende geopolitische Spannungen und stetig neue regulatorische Anforderungen erhöhten die Herausforderungen für international aktive Unternehmen spürbar. Entsprechend wuchs auch der Bedarf an fundierten Informationen und individueller Beratung, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können. Die IHK Magdeburg unterstützte die Unternehmen dabei als starker Partner mit einem breiten Angebot an Service- und Beratungsleistungen und ihrem weltweiten Netzwerk der Deutschen Auslandshandelskammern (AHKs). Gleichzeitig setzte sie sich aktiv dafür ein, die Interessen der Unternehmen auf nationaler und internationaler Ebene zu vertreten und Gehör zu verschaffen.
- Globale Krisen, geopolitische Spannungen und steigende Regulierungsdichte
- Interessensvertretung International wichtiger denn je
- Außenwirtschaftsberatung stark nachgefragt - 20 Jahre „Fit für den Export“
- Resilienzen durch Diversifizierung stärken
- Schlüssel für globale Kontakte: die Deutschen Auslandshandelskammern
Globale Krisen, geopolitische Spannungen und steigende Regulierungsdichte
„Die Anforderungen an unser Auslandsgeschäft sind in den letzten Jahren enorm gestiegen – von immer neuen Nachweispflichten bis hin zu geopolitischen Unsicherheiten.
Ohne die fachliche Unterstützung der IHK Magdeburg und den direkten Draht zu wichtigen Märkten wäre es deutlich schwerer, den Überblick zu behalten und Chancen im internationalen Geschäft zu nutzen.”Bianca Zorn, Geschäftsführerin der Zorn Instruments GmbH & Co. KG, Vizepräsidentin der IHK Magdeburg und Vorsitzende des IHK-Außenwirtschaftsausschuss
Auch 2024 war wiederum geprägt von geopolitischen Spannungen und wirtschaftlichen Unsicherheiten, die die Auslandsgeschäfte der Unternehmen im IHK-Bezirk erheblich beeinflussten. Der Krieg in der Ukraine, die Eskalation im Nahen Osten sowie wachsende Spannungen zwischen den USA und China hatten die globalen Lieferketten erneut unter Druck gesetzt. Hinzu kam eine schwache Weltkonjunktur, volatile Energiepreise und die weiterhin spürbaren Folgen der Russland-Sanktionen. Der zunehmende Protektionismus weltweit führte zu weiteren Handelshemmnissen und erschwerte den Marktzugang für hiesige Unternehmen.
Zudem explodierte die Regulierungsdichte auf nationaler und europäischer Ebene weiter. Neben der zweiten Stufe des CO₂-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM) und den fortlaufenden Anforderungen des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG) rückte ein weiteres Ungemach verstärkt in den Fokus: die EU-Entwaldungsverordnung (EUDR). Die EUDR bedeutete für viele Unternehmen zunächst große Unsicherheit und einen erheblichen Mehraufwand, da komplexe Nachweise bis zur Rohstoffquelle erbracht und detaillierte Sorgfaltspflichten eingehalten werden müssen. Mit der Verschiebung der EUDR haben betroffene Unternehmen nun bis Ende 2025 mehr Zeit, sich auf die Umsetzung der umfangreichen Vorgaben vorzubereiten.
Zudem belastete das EU-Lieferkettengesetz (Corporate Sustainability Due Diligence Directive – CSDDD) die Unternehmen der IHK Magdeburg. Trotz massiver Gegenwehr der Wirtschaft wurde das Gesetz beschlossen und brachte für europäische Unternehmen mehr Haftung und Bürokratie mit sich. Trotz des Rückschlages /Entwicklung verstärkt die IHK Magdeburg nochmal ihre Aktivitäten für praktikable und mittelstandsfreundliche Regelungen gegenüber politischen Entscheidungsträgern.
Interessensvertretung International
wichtiger denn je
Gerade in diesen schwierigen internationalen Kontext hat die IHK Magdeburg die Interessen auf internationaler und europäischer Ebene noch stärker vertreten. Der Außenwirtschaftsausschuss hat die Anliegen der IHK-Unternehmen aktiv an die politischen Entscheidungsträger in Magdeburg, Berlin und Brüssel vorgetragen.
Dazu hatte der Ausschuss für Wirtschaft und Tourismus des Landtages von Sachsen-Anhalt die IHK Magdeburg als Experte zum Fachgespräch „Sachsen-Anhalt in aller Welt – Außenwirtschaft des Landes stärken“ eingeladen. IHK-Präsident Klaus Olbricht erklärte die vielfältigen Herausforderungen, mit denen sich international agierende Unternehmen täglich auseinandersetzen. Er gab Empfehlungen, wo und wie Politik Unternehmen bei ihren Auslandsgeschäften unterstützen kann.
Klaus Olbricht, IHK-Präsident (2.v.l.), führte den Außenwirtschaftsausschuss durch sein Unternehmen. Die Ausschussmitglieder diskutierten in ihrer Sitzung am 4. April 2024 mit dem Staatsekretär für Großinvestitionen und Strukturwandel in Sachsen-Anhalt, Dr. Jürgen Ude, den Strukturwandel in unserer Region und gaben Hinweise aus Unternehmersicht.
Nur fünf Unternehmen aus der gesamten Bundesrepublik lud das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz für einen Austausch zum Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz ein. Mit dabei war Dr. Christian Göbbert (oben 2.v.l.), Mitglied des IHK-Außenwirtschaftsausschusses. Er machte gegenüber der Bundesregierung, der Zivilgesellschaft und Nichtregierungsorganisationen deutlich, welche praktischen Auswirkungen das Gesetz für KMU mit sich bringen.
Die IHK Magdeburg setzte sich für offene Märkte und faire Wettbewerbsbedingungen ein, u.a. im:
- DIHK-Außenwirtschaftsausschuss,
- DIHK-Arbeitskreis „Internationale Handelspolitik“,
- DIHK-Arbeitskreis „Zoll“,
- Beirat Außenwirtschaft des Landes-Sachsen-Anhalt,
- Business 20-Prozess (B20: offizielles Dialogforum der G20 mit der globalen Wirtschaftsgemeinschaft) und
- International Chamber of Commerce (ICC Germany)
Im Jahr 2024 empfing die IHK Magdeburg sechs Botschafter und fünf Delegationen aus dem Ausland in Magdeburg. Mittelpunkt der Gespräche war vor allem der bilaterale Austausch und die Identifikation möglicher Kooperationsfelder. Gemeinsam wurden wirtschaftliche Potenziale ausgelotet und konkrete Ansätze für Handels- und Investitionsbeziehungen diskutiert. Zudem informierten die diplomatischen Gäste über die Rahmenbedingungen in ihren Ländern und stellten Unterstützungsangebote für Unternehmen vor.
Vizepräsidentin Elisa Heinke (1.v.r.) und Vizepräsident Nils Appelt (1.v.l.) mit dem Botschafter Tadschikistans. S. E. Dr. Imomudin Sattorov (Mitte). Beide Seiten sprachen sich für einen Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen aus.
Neben diplomatischen Vertretern hat die IHK Magdeburg auch Vertreter von Unternehmen Kommunen und Verbänden aus dem Ausland empfangen.
Matthias Schröder (1.v.l), Geschäftsführer der MSC Aschersleben und Mitglied im Außenwirtschaftsausschuss empfing eine Delegation bestehend aus Wirtschaftsförderern aus den USA. Ziel der Gespräche war es, unseren Mitgliedsunternehmen den Zugang zu neuen Märkten zu erleichtern.
Außenwirtschaftsberatung stark nachgefragt - 20 Jahre „Fit für den Export“
Seit 20 Jahren
begleitet das Programm „Fit für den Export“ Unternehmen aus dem IHK-Bezirk bei der Erschließung internationaler Märkte und beim Ausbau ihrer Auslandsgeschäfte. Stets am aktuellen Bedarf der Wirtschaft orientiert, bietet das Programm praxisnahe Unterstützung und gezielte Beratung – flexibel, kompetent und verlässlich.
Die beeindruckende Bilanz nach zwei Jahrzehnten:
- über 1.700 außenwirtschaftliche Aktivitäten mit über 31.000 Teilnehmern,
- mehr als 42.000 individuelle Beratungsgespräche,
- 95 Internationalisierungspläne zur strategischen Ausrichtung,
- 191 Unternehmerreisen, Messebeteiligungen und Kooperationsbörsen im Ausland,
- fortlaufend ca. 1.000 Abonnenten der Außenwirtschaftsinformationen.
Allein im vergangenen Jahr nutzten 1.752 Teilnehmer die 72 Veranstaltungen, um sich zu Themen wie Zoll- und Außenwirtschaftsrecht, Markteintritts- und Diversifizierungsstrategien sowie internationalen Geschäftschancen zu informieren. Großen Zuspruch fanden dabei die Länderberatungstage, Wirtschaftstage sowie die branchenübergreifenden Workshops der IHK Magdeburg. Sie kombinierten praxisnahes Fachwissen mit der Möglichkeit, wertvolle Kontakte zwischen Exporteinsteigern und erfahrenen Außenwirtschaftsprofis zu knüpfen.
Im Jahr 2024 übernahm die IHK Magdeburg die Federführung für die Durchführung der mitteldeutschen Webinar-Reihe zum „Nachhaltigen Lieferkettenmanagement“. Bei den Veranstaltungen zur Diversifizierung der Lieferketten ging es häufig darum, neue Kunden- und Lieferantenbeziehungen aufzubauen und Alternativen zum chinesischen Markt zu finden.
„Das umfassende Know-how, die Beratungen und die praxisorientierten Veranstaltungen der IHK Magdeburg sind für uns von unschätzbarem Wert. Sie helfen uns nicht nur, aktuelle Herausforderungen im Auslandsgeschäft zu meistern, sondern auch, strategisch neue Märkte zu erschließen. Die regelmäßigen Workshops und Expertenvorträge bieten uns wertvolle Einblicke und praxisnahe Lösungen, die wir direkt in unserem Geschäft anwenden können."Dirk Meyer, Geschäftsführer der Neoscan Solutions GmbH und Mitglied des IHK-Außenwirtschaftsausschusses
Resilienzen durch Diversifizierung stärken
Gerade wegen der geopolitischen und wirtschaftlichen Herausforderungen im Jahr 2024 suchten die Unternehmen der IHK Magdeburg aktiv nach neuen Absatz- und Beschaffungsmärkten. Die IHK unterstützte sie dabei durch Markterkundungsprojekte u.a. in Afrika und Saudi-Arabien.
Vizepräsidentin, Bianca Zorn, leitete eine 12–köpfige Delegation im Februar 2024 nach Namibia und Südafrika an, um Marktinformationen aus erster Hand zu bekommen und potenzielle Partner zu besuchen. Highlight war der Empfang des Botschafters S.E. Dr. Thorsten Hutter in seiner Residenz, an dem 50 namibische Vertreter aus Wirtschaft und Politik teilnahmen, um mit der Delegation aus Sachsen-Anhalt ins Gespräch zu kommen.
Ein Höhepunkt der Unternehmerreise nach Saudi-Arabien unter Leitung von IHK-Präsident Klaus Olbricht (3.v.r.) und Hauptgeschäftsführer André Rummel (2.v.r.) war der Besuch bei Red Sea Global, einem Konsortium, das Luxusresorts am Roten Meer zur Förderung des Tourismus entwickelt. Die Firma DEBA Badsysteme GmbH von Georg von Gruben (rechts) ist mit der Projektierung hochwertiger Fertigbäder aktiv an diesem Projekt beteiligt.
Die IHK Magdeburg setzt gemeinsam mit deutschen und ägyptischen Partnern das BMZ-Projekt „PartnerAfrika“ um, welches die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Ägypten bei der Nutzung digitaler Technologien unterstützt. Ziel ist es, Beschäftigung und Qualifizierung zu fördern sowie nachhaltige und widerstandsfähige Agrarsysteme zu stärken.
Eine fünfköpfige Delegation aus der ägyptischen Ernährungswirtschaft und Lebensmittelindustrie besuchte Sachsen-Anhalt. Im Gespräch mit André Rummel, Hauptgeschäftsführer der IHK Magdeburg, ging es vor allem um Erfahrungen und die konkreten Ergebnisse des gemeinsamen Projektes in der Ernährungswirtschaft.
Durch Schulungen, Weiterbildungsprogramme und die Förderung von Start-ups werden neue berufliche Perspektiven geschaffen und die Rolle von Frauen im Sektor sichtbar gemacht. Das Projekt bietet nebenbei hiesigen Unternehmen Zugang zur ägyptischen Ernährungswirtschaft.
Schlüssel für globale Kontakte: die Deutschen Auslandshandelskammern
Verlässliche
internationale Partner sind für exportierende Unternehmen unersetzlich. Der direkte Draht der IHK Magdeburg zu den Deutschen Auslandshandelskammern (AHKs) an 150 Standorten in 93 Ländern bietet dafür beste Voraussetzungen. Die IHK Magdeburg ist Mitglied bei 43 AHKs. Die Mitgliedsunternehmen können von diesen einzigartigen weltweit bilateralen Verbindungen bestens profitieren. Sie sparen dadurch Zeit und Ressourcen und können gezielt auf geprüfte Informationen und starke Partner zurückgreifen – ohne selbst in jeder AHK Mitglied werden zu müssen.