Tonfunk Gruppe

Multifunktions-PC anstelle des Reserverads

Multifunktions-PC anstelle des Reserverads: Weniger Berichte auf der Polizeiwache schreiben, dafür deutlich mehr Präsenz vor Ort zeigen. Polaris macht´s möglich. Das vom EMS-Systemanbieter Tonfunk in Ermsleben entwickelte hybride System macht den Funkstreifenwagen zum mobilen Arbeitsplatz. In über 500 Fahrzeugen wurde es bereits installiert. Die Fahrzeugflotte der Polizei in Sachsen-Anhalt wird komplett damit ausgerüstet.
Die Tonfunk Gruppe ist Systemanbieter für Originalausrüstungshersteller. Gefertigt und entwickelt werden hochwertige elektronische Baugruppen und Geräte für Investitionsgüter der Automobilindustrie, Medizintechnik, Telekommunikation, Nautik, Sensorik, Sicherheitstechnik und anderer Branchen. Mit dem so genannten MoPad, einem Industriepad, brachte Tonfunk bereits die mobile Datenwelt in den Arbeitsalltag auch fernab des Schreibtisches. Von Zeiterfassungssystemen bis zur Logistik sind unzählige Anwendungsfälle umsetzbar. Auch mit Profipay, einem professionellen Bezahlsystem, hat sich die Tonfunk Systementwicklung und Service GmbH einen Namen gemacht. ProfiPay ist ein kontaktloses Bezahlsystem, das in großen Sport- und Eventstätten genutzt wird. Neben vielen anderen setzen auch die Roten Bullen in Leipzig oder die Betreiber des Olympiastadions in Berlin auf dieses Bezahlsystem.

Polaris: System für Funkstreifenwagen

Und nun Polaris. Polaris ist ein aus Hardware und Software bestehendes System für Funkstreifenwagen. Dort eingebaut, hat die Digitalisierung in den Fahrzeugen der Polizei in Sachsen-Anhalt endgültig Einzug gehalten. Ein eingebauter Multifunktions-PC, der an der Stelle arbeitet, wo früher einmal das Reserverad Platz nahm, ist das Herzstück von Polaris. Das System bietet enormes Potenzial. Nicht nur Einsätze können von der Leitstelle in Echtzeit übertragen werden. Zeitgleich können die Beamten sehen, was die Kollegen machen und wo gerade der Hubschrauber, der einen flüchtigen Verdächtigen verfolgt, kreist. Der Heli kann – dank der Breitbandverbindung über das verbaute LTE-Modul - natürlich auch Videos vom Einsatzgeschehen direkt auf den Bildschirm des Streifenwagens streamen. Wo dann der nächste Einsatzort ebenso erscheint wie die Info, wie weit die angeforderte Unterstützung noch entfernt ist. Damit das flächendeckend funktioniert, haben die Ermsleber mit der Telekom einen kompetenten Partner an ihrer Seite. Versorgungsengpässe im Mobilfunknetz müssen übrigens nicht befürchtet werden. Die vom größten deutschen Kommunikationsriesen bereitgestellten LTE-Datenverbindungen sind in Sachsen-Anhalt mehr als ausreichend. Datenraten von 100 Mbit stellen auch in ländlichen Gebieten kein Problem dar. Nur ganz wenige Flecken sind davon ausgenommen. In den Bergen des Harzers beispielsweise, wo der schnelle Datentransfer in einigen ganz wenigen Gegenden nicht möglich ist. Da das System mit analogen Funkgeräten und denen der TETRA-Reihe kompatibel ist, können diese meist nur sehr kurzen Strecken problemlos von Polaris überbrückt werden.

Leitstelle sitzt quasi mit im Streifenwagen

Das System bietet übrigens nicht nur eine einfache Navigation mit polizeiinternen Karten an. Es stellt vielmehr ein vollwertiges einsatztaktisches Mittel für die tägliche Polizeiarbeit dar. Durch die direkte Kopplung der Leitstelle mit dem Fahrzeug ist von der direkten Routenführung zum Einsatzort bis hin zur Videoeigensicherung alles möglich. Die Leitstelle sitzt so quasi mit im Streifenwagen. Aber auch der Verwaltungsaufwand für die Polizisten konnte mit dem digitalen System deutlich reduziert werden. Adé Zettelwirtschaft und stundenlanges Berichteschreiben auf der Wache. Das kann der Beamte nun schon im Streifenwagen erledigen: Mit einem gekoppelten Tablet werden Notizen und Berichte direkt im System hinterlegt: unterschriftsfertig, versteht sich. Ordnungswidrigkeiten können im Funkstreifenwagen direkt vor Ort ebenfalls erfasst und aufgenommen und sogar abgerechnet werden. Polaris liefert dafür den integrierten Zahlungsterminal gleich mit.
Durch die direkte Anbindung und Kopplung an das Einsatzleitsystem lassen sich aber auch noch andere Daten in Echtzeit übermitteln. So kann die Besatzung eines Funkstreifenwagens auch Fahndungsabfragen stellen. Informationen lassen sich sofort aus dem Zentralen Fahrzeug- oder Verkehrsregister über KFZ-Kennzeichen oder den Halter eines Fahrzeuges abrufen. Das alles bedeutet deutlich mehr Effizienz und Präsenz. Waren es früher drei Stunden, die Polizeibeamte durchschnittlich auf der Straße unterwegs waren, sind es heute sieben. Genutzt wird das System in allen Fahrzeugen. Zurzeit werden die Displays in Autos von Opel und Volkswagen integriert. »2015 wurden erste Fahrzeuge in Brandenburg mit dem System ausgestattet, ab 2016 auch die Funkstreifenwagen in Sachsen-Anhalt. Aber auch mit anderen Fahrzeugherstellern arbeiten wir bereits zusammen, um Polaris im Herstellerdisplay zu nutzen«, erklärt René Grzega, Geschäftsführer der Tonfunk Systementwicklung und Service GmbH in Ermsleben.

Das Herz der Gruppe ist die Tonfunk GmbH Ermsleben

Der heutige EMS-Systemanbieter Tonfunk hat seine Wurzeln in der 1958 in Ermsleben gegründeten Tonfunk PGH. Am Anfang stand die Entwicklung innovativer und qualitativ hochwertiger Unterhaltungselektronik sowie ergänzender Baugruppen, wie dem ersten volltransistorisierten Stereodekoder. In der parallel entstehenden Produktion wurde schnell der Bereich Fertigungsdienstleistung aufgebaut. Aus dieser Tradition heraus wurde Anfang der 90er die Tonfunk GmbH Ermsleben gegründet. Die erfolgreiche Entwicklung am Markt hat aus dem Einzelbetrieb eine Gruppe werden lassen. Diese vereint drei Firmen, die sich auf die unterschiedlichsten Kundenwünsche spezialisiert haben. Das Herz der Gruppe ist die Tonfunk GmbH Ermsleben, die sich als Dienstleister auf die Fertigung elektronischer Baugruppen und Geräte konzentriert. Daneben hat sich die Tonfunk Systementwicklung und Service GmbH als Projekt- und Entwicklungsgesellschaft bei renommierten Kunden als innovativer Partner einen Namen gemacht. Die Tonfunk-Gruppe beschäftigt 450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die zuletzt einen Jahresumsatz von 90 Millionen Euro erzielten.

Mit Polaris aufs Siegertreppchen im IHK-Wettbewerb

Mit Polaris haben die Ermsleber nicht nur einen echten Coup gelandet. Mit dem Projekt schafften es die Systementwickler aus dem Harzkreis im Rahmen des IHK-Wettbewerbs »Digitale Erfolgsgeschichten aus Sachsen-Anhalt« auch auf das Siegertreppchen. Gleich drei der 12 Unternehmen, die sich an dieser zweiten Auflage des Wettbewerbs beteiligt hatten, wurden hier als digitale Vorreiter für ihre innovativen Entwicklungen im digitalen Bereich in diesem Jahr von den Industrie- und Handelskammern in Halle und Magdeburg ausgezeichnet: die Dögel GmbH aus Dölbau/Kabelsketal, Tonfunk aus Ermsleben und TESVOLT GmbH aus Wittenberg. Den ersten Platz belegte die Dögel GmbH aus Dölbau/Kabelsketal mit ihrer Plattform »working-dog«, gefolgt von der Tonfunk Systementwicklung und Service GmbH und der TESVOLT GmbH aus Wittenberg. Alle drei repräsentieren damit digitale Erfolgsgeschichten made in Sachsen-Anhalt. Das Online-Geschäftsmodell »workingdog« hat sich in den letzten 15 Jahren zum »Facebook für Rassehundbesitzer, -züchter und Hundesportfans« entwickelt. Der digitale Assistent »Polaris« von Tonfunk macht Funkstreifenwagen zu vollwertigen mobilen Arbeitsplätzen. TESVOLT hat ein Batteriemanagementsystem entwickelt und dafür Kunden auf der ganzen Welt begeistert. Mit ihrer Entwicklung können Batteriezellen immer bestmöglich be- und entladen werden.

Digitalisierung ist ein strategisches Thema

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Für die Wettbewerbsjury sind die vorgestellten Projekte repräsentativ für viele Firmen im Land, digitale Technologien für den wirtschaftlichen Erfolg zu nutzen. Unabhängig von der Größe der Unternehmen und branchenübergreifend. »Unser Ziel ist es, möglichst viele Unternehmen auf das Thema Digitalisierung und die damit verbundenen Innovationen zu lenken. Die eingereichten Projekte haben auch gezeigt, dass es bereits viele gute Ansätze gibt. Von der Rechnungslegung über das digitale Ablegen von Belegen bis hin zu komplexeren Einsatzbereichen. In jedem Fall stellt die Digitalisierung für alle Unternehmen einen erheblichen Mehrwert dar«, betont Juliane Wolf, Referentin Industrie und Konjunktur der IHK Magdeburg. René Grzega pflichtet ihr bei: »Digitalisierung in Unternehmen ist nicht nur eine wichtige Investition in die Zukunft. Sie stellt neben der Ausbildung von Fachpersonal, dem pünktlichen Bezahlen von Gehältern oder der Akquise von Aufträgen ein ebenso wichtiges strategisches Thema dar. Bei uns gehören darüber hinaus auch das Fördern des dualen Studiums und Kooperationen mit Bildungseinrichtungen wie der Hochschule Harz oder der Fachhochschule Merseburg dazu.
Autor: Frank Drechsler aus "Der Markt in Mitteldeutschland", 07/2018