Weltmarktführer aus der Altmark

Meshpack Klötze produziert biologisch abbaubare Netze

Das Unternehmen ist in dieser Form einzigartig in Deutschland. Ernstzunehmende Konkurrenz im Inland gibt es nicht. Das Geschäft brummt. „Jeder Bürger dieses Landes hat unsere Produkte schon mal in der Hand gehabt“, freut sich Geschäftsführer Thomas Hartung. Dennoch will er sich nicht zufrieden zurücklehnen.
Im beschaulichen Kusey, einem Ortsteil von Klötze, stellt die Meshpack GmbH sämtliche Arten von Verpackungsnetzen für Obst- und Gemüse oder Weihnachtsbäume her. Darüber gehören Schutznetze gegen Schädlinge und Agrarnetze für Silos oder in Rundballenform zum Angebot. Jährlich verlassen 600 bis 700 Tonnen davon das Werk. „Damit produzieren wir aber auch genauso viel Müll“, sagt der Firmenchef. Denn solche Netze sind, das liegt in der Natur der Sache, in der Regel zum einmaligen Gebrauch bestimmt. Für die Entsorgung blieb bisher nur die Restmülltonne.
Da Umweltschutz und Nachhaltigkeit in Entwicklung und Produktion für den Unternehmer eine essenzielle Rolle spielen, hat die Firma ein innovatives Bionetz entwickelt und 2022 erstmalig auf internationalen Messen präsentiert. Im Unterschied zum bisherigen, schwer abbaubaren, auf Zuckerrohr basierendem Grundstoff, wird dessen Granulat aus Maisstärke gewonnen. Der Rohstoff dafür wächst buchstäblich vor der Haustür. Die daraus hergestellten Netze stehen der Qualität herkömmlicher Produkte in nichts nach. Sie sind aber vollständig kompostierbar. Es ist das erste erhältliche „Bändchennetz“ für Weihnachtsbäume aus Biomaterial.
Die Entwicklung machte schnell von sich reden und sammelte namhafte Preise ein. Neben regionaler Anerkennung und der Auszeichnung mit dem „Wirtschaftspreis Altmark“, ernteten Hartung und sein Team beim Projekt „Deutschland: Land der Ideen“ sogar bundesweite Lorbeeren. Im Mai wurde im Bundeskanzleramt der Wirtschaftspreis VORSPRUNG, der Preis des Ostdeutschen Wirtschaftsforums, an sieben herausragende, ostdeutsche Unternehmen vergeben. Mit dabei die meshpack GmbH aus der Altmark, vorgeschlagen von Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Sven Schulze (CDU). Ausgewählt wurden die Sieger von einer unabhängigen Expertenjury unter der Leitung von Matthias Platzeck, Ministerpräsident a.D. des Landes Brandenburg.
Alle Preisträger wurden im Rahmen der diesjährigen Konferenz des Ostdeutschen Wirtschaftsforums in Bad Saarow den Teilnehmenden, unter ihnen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), persönlich vorgestellt. Die Laudatio hielt Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD). Um auch in Zukunft noch weitere nachhaltige Innovationen zu garantieren, arbeitet das Unternehmen derzeit mit dem Fraunhofer Institut in Halle (Saale) an neuen Ideen.
Von einer solch erfolgreichen Entwicklung hätte Hartung nicht zu träumen gewagt, als er im September 2020 gemeinsam mit seinem Bruder Michael die Firma übernahm. Beide waren zuvor bereits mit der vom Vater übernommenen „Hartung Haustechnik GbR“ im Ort etabliert. Als der bisherige griechische Besitzer seinen Rückzug bei Meshpack ankündigte und die Produktion herunterfuhr, griffen sie zu, um den Standort zu retten. „Das war mehr aus einer Bierlaune heraus“, gesteht Hartung heute.
Der Erfolg gibt ihm recht. Die 1997 gegründete Firma zählt heute wieder 42 Mitarbeiter, die im Schichtbetrieb die Netze produzieren. Der Markt ist riesig und umfasst Deutschland und die Nachbarländer. Die Firma gehört außerdem zu den größten Weihnachtsbaumnetzproduzenten in der Welt. Allein hierzulande werden jährlich 25 Millionen Weihnachtsbäume verkauft, die in der Regel 2x verpackt werden. Die Obst- und Gemüsenetze für Zwiebeln, Paprika, Kartoffeln usw., die im Einzelhandel, auf Märkten oder im Direktverkauf benötigt werden, hat niemand gezählt. Ob sich auch das neue Produkt durchsetzt, wird sich zeigen. Hartung ist zuversichtlich aber. „Letztlich entscheidet das der Verbraucher.“
Autor. Christian Wohlt