Hörfunk- und TV-Tipps für Einsteiger

Der Hörfunkauftritt

O-Ton

Das Zitat, das aus einem aufgezeichneten Interview ausgewählt wird, wird das kürzeste und prägnanteste sein. Botschaften deshalb in einfachen Sätzen (ohne Nebensätze) in einer klaren Sprache formulieren. Das verhindert Schneiden und beugt da - mit Verfälschung vor. Auch lange Pausen in Sätzen verführen den Redakteur zum Schneiden. Bei live-Gesprächen hat der Interviewer zwar keine Möglichkeit zu schneiden. Aber Sie müssen ja auch an den Hörer denken... Wichtig: Nicht nur auf den Fragenden reagieren. Immer in ganzen Sätzen antworten: Subjekt, Prädikat, Objekt!

Sprache

So unkompliziert wie möglich, auf Fremdworte und Fachchinesisch verzichten. Reden Sie so, wie Sie zu Hause reden (natürlich kein Dialekt oder Fäkalsprache).

Mimik

Bitte lächeln! Lächeln sieht keiner, aber es hört sich sofort freundlicher an. Probieren Sie es aus...

Der TV-Auftritt

a) Kurze Stellungnahme/Interview im Stehen

Die Gestik

Fragen Sie wie weit sie im Bild sind, ist es ein Brustbild: Hände möglichst ruhig halten, es wirkt merkwürdig, wenn plötzlich eine Hand ins Bild schießt. Ist es eine Ganz-Aufnahme, können auch die Hände eingesetzt werden, aber sehr dosiert, sonst wirkt man leicht hektisch. Die Folge: Niemand achtet mehr auf Ihre Worte.

Die Kleidung

Für Herren gilt: Keine kleingemusterten Jackets! Sie lassen das Bild flimmern. Gut sind einfarbige Sackos in blau, grau, schwarz, grün, - je nach Mode, Geschmack und Botschaft. „Papageien- Anzüge“ werden dem seriösen Anliegen Ihres Hauses sicher nicht so gerecht … Kräftig in der Farbe sollte dagegen ruhig die Krawatte sein (z. B. gelb) – kräftiger als Sie es vielleicht tragen würden, denn im TV wirkt die Farbe blasser. Ein rein weißes Hemd unter dem Sakko ist o.k., ohne Sakko aber zu grell für die Kamera. Es müsste nachgesteuert werden, das bedeutet aber, alle Farben werden blasser. Immer gut ist ein dezentes Blau.
Für Damen gilt: Farblich darf mehr gewagt werden. Schickes Kostüm/Hosenanzug. Schön ist ein kleiner Ausschnitt (im TV tragen die Damen nichts darunter, wie ein Profi verriet) mit einer dekorativen Kette. Wenn etwas unter dem Sakko getragen werden soll, dann am besten ein Rundhals- Top.

Die Position vor der Kamera

Bei kurzen Statements/Interviews werden Sie in der Regel stehen. Dabei empfiehlt es sich, das Jacket geschlossen zu tragen. Die Stehposition sollte leicht schräg zur Kamera sein, das schafft Tiefe und schmeichelt. Ganz wichtig: Schauen Sie immer auf den Redakteur, der Sie gerade interviewt, schauen Sie nicht in die Kamera und lassen Sie vor allem nicht den Blick hin und her schweifen zwischen Redakteur und Kamera. Das ist unprofessionell, wirkt irritierend.

Die Mimik

Im TV darauf achten, dass Gesichtsausdruck und Thema/Botschaft zusammenpassen: Leicht lächeln, wenn positives Thema. Leicht ernst gucken, wenn ernste Themen (Ausbildungsplatzabgaben, Steuerreform etc.) Am besten vor dem Spiegel einfach üben.

O-Ton

Die Botschaft auch hier kurz und prägnant. Es ist noch wichtiger als beim Hörfunk, denn hier kann schlecht geschnitten werden. Die Meldung fällt im Zweifelsfall einfach raus. Überlegen Sie sich also vorher ein paar Sätze. Fragt der Journalist zu oft nach und immer wieder im selben Tenor, ist Vorsicht angebracht: Er will scheinbar eine andere Antwort, als Sie sie geben. Bleiben Sie bei Ihrer Botschaft. Kurz ist wichtig, denn für einen O-Ton hat der Journalist ohnehin nicht mehr als 20 Sekunden. Alles andere wird heraus - geschnitten, ob es Ihnen passt oder nicht. Haben Sie sich versprochen oder gefällt Ihnen der erste O-Ton nicht, bitten Sie schlicht darum, ihn wiederholen zu dürfen (natürlich nicht sechsmal). Lassen Sie sich ruhig ein paar Sekunden Zeit für die Antwort.
Denken Sie kurz nach. Bei einer Aufzeichnung ist das kein Problem. Fragen Sie den Journalisten vor der Aufzeichnung auch ruhig, was er fragen wird, welchen Tenor der Bericht haben soll. Dann können Sie überlegen, ob das auch die Richtung ist, an der Ihnen gelegen ist....

Sprache

Hier gilt das Gleiche wie beim Hörfunkauftritt. So unkompliziert wie möglich, auf Fremdworte verzichten. Sprechen Sie, wie Sie zu Hause reden, dann versteht Sie auch Otto Normalverbraucher.

Hintergrund

Seien Sie aktiv bei der Auswahl des Hintergrundes. Möchten Sie das Logo im Hintergrund haben, möchten Sie eine Pflanze haben. Sie können mitreden. Das wirkt professionell.

b) Auftritt in einer Talkshow/Sendung:

Grundsätzlich

Hier gilt das gleiche wie zuvor, was Gestik, Kleidung, Mimik und Sprache angeht.

O-Ton

Auch hier gilt, gehen Sie mit einer klaren Botschaft in die Talkshow. Bringen Sie sie an und das ruhig öfter. Sie müssen nicht auf alle Fragen antworten. Lassen Sie sich nicht aufs Glatteis führen, lassen Sie sich nicht provozieren. Emotionalität schafft unkontrollierte Reaktionen.

Die Position vor der Kamera

In einer Talkshow werden Sie zumeist sitzen. Da heißt es Beine übereinanderschlagen – breitbeinig sieht schlecht aus, verbietet sich bei Röcken von selbst. Das Jacket sollten Sie offen tragen, es sieht besser aus. Wenn Sie es aber lieber geschlossen mögen, dann am besten hinten drauf setzen, damit es sich im Rücken nicht unschön hochzieht.

Auftritt bei einer Pressekonferenz

Hier gilt im Prinzip das Gleiche. Stichwort Powerpoint-Präsentationen. Die renommierte Bundespressekonferenz verzichtet ganz bewusst darauf und das aus guten Gründen: Sie können Ihren Auftritt verderben! TV-Kameras können sie nicht filmen, sie sind zu schlecht in Auflösung und Ausleuchtung. Den Hörfunk stört das Wegbewegen des Akteurs von den Mikrofonen. Zeitungen bringt es nichts, es stört nur beim Schreiben.
Fazit: Alle brauchen einfach nur gute Unterlagen zum Mitnehmen.
Stichwort: Besetzung des Podiums. Bei einer Pressekonferenz ist es sinnvoll, dass auf dem Podium nicht mehr als drei Leute sitzen. Statements sollten nicht zu lang sein. Je mehr Redner, desto kürzer die Einzelbeiträge. Es ermüdet mehr als 15 Minuten zugetextet zu werden, bevor der Journalist Fragen stellen kann.

Quellen:
Der Chef der Bundespressekonferenz,
ZDF-Korrespondent Werner Gössling
und Deutsche Welle-Programmdirektor Christoph Lanzauf (aus ISWA-Seminar)
Text übernommen aus den IHK-Medienservice-Heft 2012