Sieger 2014

Autoren von Dein Spiegel, Tagesspiegel und Zeit ausgezeichnet / Hörfunk- und Fernsehpreise an Autoren von Deutschlandfunk, MDR, NDR, SWR, WDR, ZDF / Onlinepreis an Zeit Online / Preisgelder in Höhe von 55.000 Euro
Im größten deutschen Wettbewerb für Wirtschaftspublizistik, dem von den Industrie- und Handelskammern (IHKs) ausgeschriebenen Ernst-Schneider-Preis, sind heute (6. Oktober 2014) die Preise verliehen worden. Maybrit Illner führte durch den Abend. Sie gratulierte den Gewinnern des Wettbewerbs, die sich gegen rund 1.000 Mitbewerber durchgesetzt hatten. Die meisten Beiträge thematisieren die folgenreichen Veränderungen der Wirtschaft aufgrund technischer Entwicklungen, Digitalisierung und Globalisierung. „Vor diesem Hintergrund brauchen wir sorgfältige journalistische Recherchen und kluge Einordnung, um den Wandel zu verstehen“, sagte Dr. Walter Richtberg, Vorsitzender des Ernst-Schneider-Preises. Die 43. Verleihung des Journalistenpreises der deutschen Wirtschaft richteten die drei sächsischen IHKs Chemnitz, Dresden und Leipzig aus. In die Media City Leipzig waren 400 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Medien gekommen, darunter zahlreiche Chefredakteure und Intendanten, die als Laudatoren die Juryentscheidungen begründeten. Die Preisträger 2014:
1. Internet (Dotierung 5.000 Euro)
Nadine Oberhuber, Marlies Uken und Sascha Venohr, Zeit Online, erlangten mittels Crowd-Sourcing von ihren Lesern fast 10.000 Antworten zur Höhe der Überziehungszinsen. Die Autoren des „Dispo-Projekts“ analysierten die Daten, bereiteten sie grafisch gut auf und moderierten einen Prozess der Meinungsbildung über Bankgebühren, Ausfallrisiken und Konsumentenverschuldung.
Nominiert waren außerdem: Julia Bernstorf: „Stadt-Land-Mensch - Wo der Strukturwandel wohnt“, DW, und Martin Dowideit, Dana Heide, Tobias Döring, Lukas Bay, Christof Kerkmann, Carina Groh-Kontio, Katrin Elger und Sebastian Ertinger: „Familienunternehmer im Gespräch“, Handelsblatt Online.
2. Print
Wirtschaft in regionalen Printmedien (Dotierung 7.500 €)
Tiemo Rinks Streifzug „Die Spuren der Arbeit“ aus dem Tagesspiegel ist eine feinsinnige Reflexion über die Veränderungen der industriellen Fertigung in Berlin. Exzellent geschrieben, lädt dieser ironisch-melancholische Artikel dazu ein, über den technischen Wandel und den Stellenwert von Arbeit in unserer Zeit nachzudenken.
Nominiert waren außerdem Mechtild Angerer: „Aufstieg und Fall der Sonnenkönige“, Wirtschaftszeitung, und Marc Geschonke: „Patente - Münstersche Erfindungen - und was sie ihren Ideengebern brachten“, Münstersche Zeitung.
Wirtschaft in überregionalen Printmedien (Dotierung 7.500 €)
Anita und Marian Blasberg gehen der Frage nach, warum nur noch jedes sechste Maiskorn als Lebensmittel auf den Markt kommt. In dem berührenden, sorgfältig recherchierten Zeit-Dossier „Warum muss Joy hungern?“ erzählen sie, wie wachsende Maisnachfrage in China, Biospritpolitik der EU und Konzepte der Weltbank die Nahrungsmittelproduktion verändert haben.
Nominiert waren auch Mario Kaiser: „Der lange Abschied“, Süddeutsche Zeitung Magazin, sowie Christian Salewski und Sabine Muscat: „Es könnte so einfach sein“, Capital.
Förderpreis (Dotierung: Weiterbildung 2.500 €)
Ausgezeichnet wird Antonia Bauer vom Kindermagazin „Dein Spiegel“, die in ihren Artikeln Wirtschaftswissen mit Fantasie und Feinfühligkeit vermittelt, Informationen klug dosiert, Belehrungen vermeidet und Augenhöhe mit ihren jungen Lesern herstellt.
Nominiert waren weiter Barbara Bachmann, FAS/BrandEins/NZZ, und Oliver Hollenstein, Süddeutsche Zeitung.
3. Hörfunk
Kurzbeitrag (Dotierung 5.000 €)
Martina Meißner erzählt im WDR-Stichtag „1863: Gründung der Farbwerke Hoechst“ (Redaktion Ronald Feisel) ein Kapitel deutscher Chemiegeschichte wie einen Krimi: vom Aufstieg und der Weltgeltung bis zur überraschenden Zerlegung des Unternehmens Ende der 90er Jahre.
Nominiert waren außerdem Jörg Marksteiner und Denise Friese (Redaktion Anna Osius) mit der Serie „Kampf um Karstadt“, WDR.
Große Wirtschaftssendung (Dotierung 7.500 €)
Lorenz Rollhäuser schildert in „Shoppen in China - Afrikanische Händler in Guangzhou“, NDR/SWR (Red. Ulrike Toma) einen Mikrokosmos kultureller Unterschiede und Aufsteigerträume, der die Beziehungen zwischen China und Afrika in neuem Licht erscheinen lässt.
Nominiert waren ferner Stefan Geier und Jeanne Rubner (Redaktion Miriam Stumpfe): „Schiefer, Sand und Supermächte - Wie neue Öl- und Gasquellen die Weltordnung verändern“, BR, sowie Dr. Gabriele Knetsch (Redaktion Ulrike Ebenbeck) mit „Handelseinig - DDR-Zwangsarbeit und die Verantwortung westdeutscher Firmen“, BR.
4. Fernsehen
Kurzbeitrag (Dotierung 5.000 €)
Ines Ziglasch und Elisa Kern dokumentieren in „Lehrlingsbootcamp“, MDR (Redaktion Torsten Peuker), wie schwer es Jugendlichen ohne Schulabschluss fällt, Anschluss an die Arbeitswelt zu finden. Die Autorinnen greifen ein gesellschaftlich relevantes Thema auf und beziehen durch spontane Fragen und Bewertungen Position, ohne die Betroffenen bloßzustellen.
Nominiert waren außerdem Chris Humbs (Redaktion René Althammer): „Frisch und giftig: Fische durch Plastikmüll vergiftet“, ARD (rbb), und Franziska Roth (Redaktion Joachim Bech): „Milch für China“, ARD (SWR).
Große Wirtschaftssendung (Dotierung 7.500 €)
Die 30-minütige Zoom-Dokumentation von Jo Schück, Peter Ruppert und Michael Strompen „Flucht in die Karibik - Die Steuertricks der Konzerne“, ZDF, Redaktion Claudia Ruete und Paul Amberg) zielt auf die Steuergerechtigkeit. Spielerisch inszeniert, selbstironisch und mit überzeugenden Beispielen verdeutlichen die Autoren, dass legale Steuerpraktiken der Konzerne den Mittelstand benachteiligen und fairen Wettbewerb behindern.
Nominiert waren auch Dominic Egizzi und Carsten Binsack: „Tödliche Deals - Deutsche Waffen für die Welt“, ZDF (Redaktion Nicolai Piechota und Christian Dezer) sowie Michael Nieberg und Marius Meyer „Lohnsklaven in Deutschland“, ARD/NDR, (Redaktion Verena Formen-Mohr und Kuno Haberbusch).
Technik (Hörfunk oder Fernsehen, Dotierung 7.500 €)
Preisteilung: Sönke Gäthke verdeutlicht in dem Radiofeature „Von AC zu DC. Auf dem Sprung ins Gleichstromzeitalter“, Deutschlandfunk (Redaktion Christiane Knoll), dass das installierte Wechselstromnetz an Grenzen stößt, weil immer mehr Geräte wie Handys, Computer und LEDs mit Gleichstrom betrieben werden und regenerative Energien mehr Gleichstrom liefern.
Katharina Prokopy portraitiert in „Die gestrickte Bandscheibe - Erfolg mit neuen Textilien“, SWR (Redaktion Dieter Pahlke) schwäbische Textilhersteller, die mit ihrem Wissen um Stoffverarbeitung heute Gefäßimplantate, Spezialhandschuhe und Bandscheiben fertigen und damit den Strukturwandel bewältigen.
Nominiert war außerdem Harald Marburger (Redaktion Harald Marburger) für „Kampf ums Lithium“, ProSieben.
Innovation / Wirtschaft in der Unterhaltungssendung (Dotierung 5.000 €)
Keine Auszeichnung.
Über den Internetpreis entschieden Peter Esser, Herausgeber Mittelbayerische Zeitung; Marcus Gatzke, Ressortleiter Wirtschaft Zeit Online; Oliver Havlat, Redaktionsleiter RP Online; Kai N. Pritzsche, Redaktionsleiter FAZ.NET; Hans-Joachim Wunderlich, Hauptgeschäftsführer IHK Chemnitz.
Die Entscheidungen in der Printjury trafen Jan Emendörfer, Chefredakteur Leipziger Volkszeitung; Michael Garthe, Chefredakteur Rheinpfalz; Dr. Detlef Hamann, Hauptgeschäftsführer IHK Dresden; Hans Leyendecker, Ressortleiter Investigative Recherche Süddeutsche Zeitung; Ulf C. Reichardt, Hauptgeschäftsführer IHK Köln.
In der Hörfunkjury arbeiteten Boris Lochthofen, Geschäftsführer Radio PSR; Jan Metzger, Intendant Radio Bremen; Johann Michael Möller, Hörfunkdirektor MDR; Dr. Walter Richtberg, Vorstand ESP e.V.; Inga Scholz, Geschäftsführerin Zeitungsgruppe Thüringen.
Die Fernsehjury bestand aus Dr. Peter Frey, Chefredakteur ZDF; Dr. Dagmar Gaßdorf, Verlegerin und stv. Vorsitzende ESP e.V; Dr. Thomas Hofmann, Hauptgeschäftsführer IHK Leipzig; Michaela Kolster, Programmgeschäftsführerin Phoenix; Prof. Dr. Karola Wille, Intendantin MDR.
Der Ernst-Schneider-Preis ist der Journalistenpreis der deutschen Wirtschaft. Der Preis ist nach dem Unternehmer und Kunstmäzen Ernst Schneider benannt, der von 1963 bis 1969 Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages war. Mit dem höchstdotierten Preis im Wirtschaftsjournalismus vermitteln die Industrie- und Handelskammern den Bürgern seit 1971 mehr Wissen über wirtschaftliche und technische Zusammenhänge und ermutigen die Medien, neue Schritte bei der Vermittlung von Wirtschaft zu gehen.