Sieger 2009
Ernst-Schneider-Preis 2009 verliehen
Zeitungspreise für Autoren von Stuttgarter Zeitung, Zeit und Welt / Hörfunk- und Fernsehpreise an Autoren von ARTE/ZDF, NDR, RTL, WDR / Veranstalterpreise an Welt am Sonntag / Insgesamt 60.000 Euro für herausragende Wirtschaftsberichterstattung
Im größten deutschen Wettbewerb für Wirtschaftspublizistik, dem zum 38. Mal von den Industrie- und Handelskammern ausgeschriebenen Ernst-Schneider-Preis, sind am 7. Oktober 2009 die Preise verliehen worden. Michael Antwerpes, der im Stuttgarter Porsche Museum durch den Abend führte, gratulierte vor zahlreichen prominenten Gästen den Gewinnern des Wettbewerbs. Die Preisträger hatten sich gegen 1.000 Mitbewerber durchgesetzt. Ausgezeichnet wurden:
I. Wirtschaft in regionalen Printmedien (Dotierung 7.500 Euro)
Michael Ohnewald, Stuttgarter Zeitung: „Eine Familie in China”. Die siebenteilige Serie schildert, wie sich das Leben einer Familie verändert, deren Haupternährer plötzlich das Angebot erhält in China zu arbeiten. Mit der Beschreibung ihrer Ängste und Hoffnungen verleiht der Autor dem Thema Globalisierung Leben. Die Berichte sind mit wirtschaftlichen Fakten und Zusammenhängen unterlegt, sie enthalten die Sichtweise des Arbeitgebers und schließen mit einem Besuch der Protagonisten in China, wo ein Portrait der Mittelschicht des Landes entsteht. Nominiert waren in dieser Kategorie auch Johannes Bonnekoh, Ulrich Huckschlag, Peter Teichmann, Thomas Hagemann, Mendener Zeitung: „Entscheider am Arbeitsplatz” und Franz Schmider, Badische Zeitung: „Ende eines Trauerspiels”.
II. Wirtschaft in überregionalen Printmedien (Dotierung 7.500 Euro)
Kerstin Kohlenberg und Wolfgang Uchatius, Die Zeit: „Wo ist das Geld geblieben?”, 27.11.2008. Der Artikel beantwortet eine der nahe liegendsten und zugleich schwierigsten Fragen, die man angesichts der Geldvernichtung der Finanz- und Wirtschaftskrise stellen kann - die nach dem Verbleib der „verbrannten” Billionen. Die Autoren durchdringen eine komplexe Materie und geben einfache, zum Teil verblüffende Antworten, weil sie klug fragen und ebenso präzise wie anschaulich schreiben. Die Jury hatte daneben Klaus Ott und Rainer Stadler, Süddeutsche Zeitung Magazin: „Der Staat als Retter?”, sowie Kristina Spiller, Angela Maier und Sven Clausen, Financial Times Deutschland, für die vierteilige Serie: „Der Fall Schaeffler” nominiert.
III. Förderpreis für Nachwuchsjournalisten (Dotierung: Weiterbildung im Wert von max. 5.000 Euro)
Jan Hildebrand, Die Welt / Welt am Sonntag. In die Wirtschaftsberichte des Autors fließen gut dosierte Informationen, die der Leser leicht einordnen kann. Der Autor verfügt über eine bildhafte Sprache und einen Blick für Details. Er schreibt routiniert und bemerkenswert kenntnisreich. Nominiert waren auch Jan Grossarth, Frankfurter Allgemeine Zeitung, und Christian Salewski, Berliner Zeitung.
IV. Hörfunk Große Wirtschaftsendung (Dotierung: 7.500 Euro)
Benjamin Großkopff und Arne Meyer (Red. Susanne Gommert): „Ist der Kunde nicht mehr König, sondern Knecht?”, NDR INFO, 08.07.2008. Die Autoren durchleuchten die frappierende Entwicklung der Dienstleistungen, die den Kunden systematisch zur Mitarbeit erzieht. Das gut recherchierte und amüsante Feature erklärt Zusammenhänge und schildert anschaulich, wie wir uns daran gewöhnt haben, Pakete abzuholen, Regale zusammenzubauen und Internetanschlüsse zu konfigurieren, nur um unsere Bahn-Tickets schon im Wohnzimmer ausdrucken zu können. Nominiert waren daneben: Jürgen Döschner (Red. Marita Knipper): „Fire and Forget - Krieg als Geschäft”, WDR, und Dr. Achim Wendler (Red. Margit Siller): „Werden Sie unser Haus retten?”, BR.
V. Hörfunk Kurzbeitrag (Dotierung: 5.000 Euro)
Kerstin Hilt (Red. Michael Rüger): „1618: Erstes öffentliches Leihhaus”. Der am 26. November 2008 im WDR ausgestrahlte „Stichtag” ist ein flott geschnittener Radiobeitrag, der geschickt montiert ist und unterhaltsam über den „Dispo-Kredit” der kleinen Leute informiert. Die Autorin hat dank ihrer Interviews mit den Kunden eine lebendige kleine Reportage geschaffen, die ganz beiläufig viel über die wirtschaftlichen Nöte der Menschen aussagt. Unter den zwei Dutzend Einreichungen dieser Kategorie ragt dieses Stück so weit heraus, dass die Jury es als einziges nominiert hat.
VI. Wirtschaft in der Unterhaltung oder eine herausragende Sendung anderer Art (Hörfunk oder Fernsehen, Dotierung: 7.500 Euro)
Peter Werse (Red. Stefanie Frebel): „Eis-Heidi” aus der Reihe: „Rach, der Restauranttester”, RTL, 29.09.08. Christian Rach ist es zu verdanken, dass betriebswirtschaftliche Überlegungen ein Millionenpublikum fesseln. Der Experte, der selbst Unternehmer und Sternekoch ist, hinterfragt die typischen Entscheidungen eines mittelständischen Betriebes nach Konzept, Produkten, Preisen und Service. Das Coaching ist konkret und nachvollziehbar. Die Leidenschaft, die Rach vermittelt, macht die Beratung unterhaltsam. Zum Zuschauererfolg trägt auch die Dramaturgie bei, die aus Verlierern Helden macht, die den „Turn-around” schaffen. Nominiert war daneben die Kindersendung: Wolfgang Pruss (Red. Tim Engelmann): „pur+: Was kostet das Leben?”, ZDF.
VII. Technik (Hörfunk oder Fernsehen, Dotierung 7.500 Euro)
Axel Engstfeld (Red. Günter Myrell und Dr. Peter Allenbacher): „Verrat in Triest”, 02.08.2008, ARTE / ZDF. Der Film erzählt Josef Ressels Erfindung der Schiffsschraube - einer technischen Entwicklung, die den Schiffbau revolutioniert hat. In die beeindruckend inszenierten, nachgespielten Szenen aus Ressels Leben flicht der Autor Aussagen eines Industrie-Archäologen sowie eines Propellerdesigners und Aufnahmen aus einer Schiffsschraubengießerei ein. Dadurch ist es dem Zuschauer möglich, Ressels Entwicklung zu verstehen und deren Bedeutung für die Schifffahrt einzuordnen. Ebenfalls nominiert war: Manfred Uhlig (Red. Britta-Susann Lübke): „Die Giganten von der Ems”, ARD (RB). Der Technikpreis wird vom VDW Verein deutscher Werkzeugmaschinenfabriken e.V. gestiftet.
VIII. Fernsehen Kurzbeitrag (Dotierung 5.000 Euro)
Ingo Blank, Dr. Dietrich Krauß und Markus Schmidt (Red. Markus Zeidler): „Arm trotz Riester: Sparen fürs Sozialamt”, 10.01.2008, ARD (WDR). Die Autoren greifen einen Fall auf, der das Gerechtigkeitsgefühl trifft: Ist es richtig, dass Versicherte, deren Rente durch die Grundsicherung im Alter aufgestockt wird, ihre angesparten Ansprüche aus der „Riester”-Versicherung verlieren? Der Beitrag zeigt die Unterschiede zwischen der Auffassung der Betroffenen und der Rechtslage. Er belegt mit verschiedenen Tests sogar Falschberatungen bei der Riesterrente und hinterfragt Zusammenhänge der Eigenvorsorge kritisch. Nominiert waren auch Mathias Rauck (Red. Antje de Levie): „Gewinnversprechen”, WDR, sowie Andreas Halbach, Jo Schück, Andreas Wiemers und Christoph Schwarzer (Red. Dr. Claus Richter): „PKW-Label”, ZDF.
IX. Fernsehen Große Wirtschaftssendung (Dotierung: 7.500 Euro)
„Kindersklaven”. Getarnt als Käufer und ausgerüstet mit versteckten Kameras dringen Rebecca Gudisch und Tilo Gummel in ein System indischer Kinderarbeit ein. Die beiden WDR-Reporter verfolgen die Wege der Kinder und ihrer Produkte und entwirren ein Netz aus Zwischen- und Unterhändlern. Der am 15. August 2008 im WDR ausgestrahlte Film (Red. Mathias Werth) ist investigativ und spannend; er zeigt, dass die wirtschaftlichen Folgen dieses Handelns nicht nur Indien betreffen, sondern als exportierte Pflastersteine in deutschen Städten zu sehen sind. Nominiert waren ferner Ralph Goldmann und Stefan Hanf (Red. Christian Dezer): „Abschied auf Finnisch - Nokia und der Deal von Bochum, ZDF, sowie Wolfgang Minder (Red. Ulrike Schweitzer): „Die Entscheidung: Entlassen oder investieren”, ARD (WDR).
X. Veranstalterpreis (undotiert)
Welt am Sonntag für die Beilage „Finanzkrise kinderleicht”, 16.11.2008. Den Autoren um Jörg Eigendorf gelingt es, eins der kompliziertesten Themen dieser Zeit ohne falsche Töne auf Kindermaß zu bringen und damit neuen Leserschaften zu vermitteln. Nicht nur die Anmutung der Seiten ist anders als gewohnt - auch die Sprache klingt frisch wie auf dem Spielplatz. Das innovative Konzept verbindet unterhaltende und erklärende Elementen, enthält Glossare, Interviews und eine Geschichte über Geldverleiher, die in der Hölle schmoren, weil sie zu gierig waren. Nominiert war außerdem Der Tagesspiegel für das Konzept der Serie „Mehr Netto”.
Der Ernst-Schneider-Preis ist der Journalistenpreis der deutschen Wirtschaft. Er ist benannt nach dem Unternehmer und Kunstmäzen Ernst Schneider, der von 1963 bis 1969 Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages war. Mit dem höchstdotierten Preis im Wirtschaftsjournalismus wollen die Industrie- und Handelskammern den Bürgern mehr Wissen über wirtschaftliche und wirtschaftlich-technische Zusammenhänge vermitteln und die Medien ermutigen, neue Schritte bei der Vermittlung von Wirtschaft zu gehen.