Sieger 2007
Ernst Schneider IHK Medienpreis 2007
Im größten deutschen Wettbewerb für Wirtschaftsbeiträge, dem zum 36. Mal ausgeschriebenen Ernst Schneider IHK Medienpreis, sind folgende Preise für Presse, Hörfunk und Fernsehen verliehen worden:
I. Wirtschaft in der Regionalzeitung, Schwerpunkt Schlagzeile (Dotierung 7.500 Euro)
Melanie Wassink für die zwischen dem 12.8. und 17.9. im Hamburger Abendblatt erschienene Serie "Schanghai - Hamburgs Tor nach China": In sechs Reportagen beschreibt Melanie Wassink eine Stadt, deren Wirtschaft explodiert. Sie berichtet aus Unternehmen, schildert den Bauboom und die Auswüchse der Markenpiraterie, beschreibt die Hoffnungen der wachsenden chinesischen Mittelschicht. Die Artikel leben von präziser Beobachtung, gründlicher Recherche und kritischen Fragen. Trotz aller Fakten und Daten bewahrt sich die Autorin einen humorvollen Blick auf den chinesischen Alltag.
Nominiert waren in dieser Kategorie außerdem Klaus Köster mit "Vom Beratungsgespräch zum Albtraum", Stuttgarter Nachrichten, sowie Martin Sturm für die Serie "Einzelhandel auf der grünen Wiese", Rhein-Zeitung, Lokalredaktion Neuwied.
II. Wirtschaft in überregionalen Printmedien (Dotierung 7.500 Euro)
Lorenz Wagner: "Der Missverstandene", erschienen am 12. April 2006 in der Financial Times Deutschland: In einem feinsinnigen Portrait voller Überraschungen und psychologischer Beobachtungen skizziert der Autor Momente aus dem Leben Hilmar Koppers, der als Vorstand der Deutschen Bank und Aufsichtsratschef von Daimler-Benz die Geschicke der Deutschland AG mitbestimmte. Der Leser erhält Einblicke in Entscheidungswege und erfährt Motive, die zur Fusion von Daimler und Chrysler führen.
Die Jury hatte auch die Autoren Nils Husmann und Axel Reimann für "Was ist gerecht?", Chrismon, sowie Frank Seidlitz und Marco Dalan für ihre Schwerpunktseiten zum "Mannesmann-Fall", Welt am Sonntag / Die Welt nominiert.
III. Förderpreis für Zeitungs- und Zeitschriftenvolontäre sowie für Journalisten im 1. und 2. Berufsjahr (Dotierung: Weiterbildung im Wert von max. 5.000 Euro)
Ronny Gert Bürckholdt, Badische Zeitung: Der Autor schreibt mit einem guten Blick für die Interessen seiner Leser. Dabei gelingt es ihm, anspruchsvolle wirtschaftliche Themen verständlich aufzubereiten und den Lesern wirtschaftliche Zusammenhänge zu vermitteln. Seine Geschichten sind relevant, regional verankert und so frisch geschrieben, wie man es sich in einer Regionalzeitung wünscht. Sie heißen: "Erst funkt der Teppich, dann auch der Joghurt", "Arbeiter aus dem Verleih" oder "Großer Frust über die ewige Reform".
Nominiert waren zusätzlich Simone Höhl, Badische Zeitung, und Tanja Kewes, Handelsblatt.
IV. Hörfunk Kurzbeitrag (Dotierung 5.000 Euro)
Martina Meißner (Redaktion Ronald Feisel) für "Der Hosenkönig" Alfons Müller-Wipperfürth, ausgestrahlt am 21. Mai 2006 im WDR:
Mit Witz und Leichtigkeit erzählt Martina Meißner in diesem ?Stichtag? das Unternehmerleben von Alfons Müller-Wipperfürth, der zeitweise 8.000 Menschen beschäftigte und eigene Webereien und Spinnereien betrieb. Die Autorin wählt die Form eines Märchens. Dank guter O-Töne und eines einfühlsamen Textes bleibt der Respekt vor der Leistung dieses Selfmademan erhalten - auch in der Schilderung der Krise und ihrer misslungenen Bewältigung.
Nominiert war zusätzlich Sven Preger (Redaktion Ronald Feisel): "Bayer nimmt Medikament Lipobay vom Markt", WDR.
V. Hörfunk Große Wirtschaftsendung (Dotierung: 7.500 Euro)
Preisteilung zwischen Dr. Klaus-Rainer Jackisch "Schokolade - Der lange Weg von der Kakao-Bohne zum Schokoweihnachtsmann", ausgestrahlt am 24.12.2006 im WDR, sowie Frank Christian Starke "Arbeitslos und dann vergessen - Der gescheiterte Kampf für Vollbeschäftigung", gesendet am 2.8.2006 im WDR: Die Feature zeigen die Bandbreite dessen, was Wirtschaftsberichterstattung im Hörfunk leisten kann: Die Aufbereitung eines leichten, fast lukullischen Themas, das der Autor nutzt, um die Hörer umfassend über die Kulturgeschichte der Schokolade und ihres Marktes zu informieren. Daneben die vermeintliche Patentformel gegen Arbeitslosigkeit - Hartz I bis IV, ein journalistisch eher trockenes Brot. Der Autor findet dank gut ausgewählter Gesprächspartner und überraschender Musikakzente Wege, die Hörer auch für ein solches Thema zu gewinnen. Das gelingt mit einer guten Regie - in beiden Fällen Alex Neumann - und einer sorgfältigen redaktionellen Betreuung, jeweils Marita Knipper.
Die Jury, die keine weiteren Nominierungen vorgenommen hat, verbindet die Auszeichnung mit einem Appell an die Sendeverantwortlichen, das Format weiterzuentwickeln und zu pflegen.
VI. Wirtschaft in der Unterhaltung (Hörfunk oder Fernsehen)
Lobende Erwähnung für Nikola Richter (Vorlage), Katrin Zipse (Bearbeitung) und Karin Hutzler (Redaktion): Das fünfteilige Hörspiel "Die Lebenspraktikanten", SWR, vermittelt wirtschaftliche Einsichten und Zusammenhänge auf neuen Wegen. Es zielt mit seiner lakonischen Sprache und experimentellen Inszenierung auf jüngere Hörer.
VII. Technik (Hörfunk oder Fernsehen, Dotierung 7.500 Euro)
Harald Stocker für den Film "Airbus A380 Lackierung", gesendet am 10. Februar 2006 in der Wissenssendung "Galileo" auf ProSieben: Harald Stocker erklärt mit ästhetischen, eindrucksvollen Bildern die technischen Abläufe in der Lackierhalle und gibt über verschiedene Protagonisten Einblicke in eine Arbeitswelt, in der Menschen unter schwierigen Bedingungen in höchster Perfektion arbeiten. Der Film vermittelt Faszination für den Flugzeugbau; er ist didaktisch gelungen und dramaturgisch herausragend.
Der Technikpreis wird vom VDW Verein deutscher Werkzeugmaschinenfabriken e.V. gestiftet. Nominiert war außerdem Winfried Lachauer mit "Von Menschenhand - forschen und tüfteln für die Medizintechnik", SWR.
VIII. Fernsehen Kurzbeitrag (Dotierung 5.000 Euro)
Hans-Joachim Rüdel (Redaktion Detlef Flintz): "Payback-Prämien", gesendet am 28. August 2006 im WDR: Der Autor weist nach, dass Payback-Prämien, die über eine Zuzahlung eingelöst werden, sich für den Verbraucher vielfach nicht rentieren. Der Beitrag ragt durch die originelle Form der Vermittlung heraus, die den Zuschauer auf hohem Niveau sowohl informiert als auch unterhält. Gute Recherche, hohe Verständlichkeit, Sprachwitz und eine exzellente Dramaturgie machen den Film vorbildlich.
Nominiert waren in dieser mit 100 Beiträgen besonders starken Kategorie außerdem Chris Humbs (Redaktion Reinhard Borgmann) für "Preistreiberei unter staatlicher Aufsicht", ARD (rbb), und Gitti Müller mit "Schildermafia", (Redaktion Carola Pfeiffer), WDR.
IX. Fernsehen Große Wirtschaftssendung (Dotierung: 7.500 Euro)
Hubert Sauper (Redaktion Dr. Sabine Rollberg): "Darwin's Nightmare", gesendet am 24. April 2006 auf ARTE (WDR). Der Dokumentarfilm konfrontiert die Zuschauer mit einer Lebenswirklichkeit, die nur vermeintlich weit entfernt ist: Dem Victoria-Barsch in Tansania, der Exporterfolg und ökologische Tragödie in einem ist. Hubert Sauper zeigt p rosperierende Fischfabriken, russische Transporteure und die Folgen der Monostruktur. Der Autor kommentiert nicht. Er beobachtet, er lenkt den Blick auf Details. Formal auf hohem Niveau entwickelt Sauper eine suggestive Bildsprache, die den Zuschauer fesselt. Der Film hat Symbolkraft für eine Facette des Nord-Süd-Handels, bei der ungleiche Partner zusammenkommen und guter Wille gegen Ignoranz auf beiden Seiten steht.
Nominiert waren ferner Dr. Tilman Achtnich (Redaktion Harald Schibrani): "Gefangen im Hi-Tec - Wie Handy, Computer & Co. in die Verzweiflung treiben", SWR, sowie Julia Friedrichs, Eva Müller, Markus Zeidler (Redaktion Mathias Werth): "Von Schwindlern und Verlierern - Ein Jahr Hartz IV", WDR.
Die Jurys
Die Fernsehjury bestand aus: Peter Esser, Verleger und Präsident IHK Regensburg; Peter Limbourg, Chefredakteur N24; Dagmar Reim, Intendantin rbb; Dr. Walter Richtberg, Vorsitzender Ernst-Schneider-Preis e. V.; Prof. Markus Schächter, Intendant ZDF.
In der Hörfunkjury arbeiteten: Ute Brüssel, Pressesprecherin DIHK; Christian Gramsch, Programmdirektor Deutsche Welle; Hans-Dieter Hillmoth, Geschäftsführer und Programmdirektor Radio/Tele FFH; Kirsten Hirschmann, Bundesvorsitzende Wirtschaftsjunioren Deutschland; Johann Michael Möller, Hörfunkdirektor MDR.
Die Entscheidungen in der Pressejury trafen: Dr. Dagmar Gaßdorf, Vizepräsidentin IHK Essen und 2. Vorsitzende Ernst-Schneider-Preis e. V.; Dr. Dirk Ippen, Zeitungsgruppe Münchner Merkur; Dr. Walter Richtberg Vorsitzender Ernst-Schneider-Preis e. V.; Dr. Uwe Vorkötter Chefredakteur Frankfurter Rundschau.
Der Ernst Schneider IHK Medienpreis wird jährlich für herausragende Wirtschaftsbeiträge verliehen. Mit dem Preis wollen die deutschen Industrie- und Handelskammern Autoren anregen, den Bürgern Zugang zu wirtschaftlichen und wirtschaftlich-technischen Themen zu verschaffen. Die Preisstifter wollen die Sender und Verlage aber auch ermutigen, Sendeplätze und Seiten für attraktiv gestaltete Beiträge zur Verfügung zu stellen, die Zusammenhänge und Hintergründe erklären. Der diesjährige Wettbewerb war mit 60.000 Euro dotiert. Beworben hatten sich mehr als 600 Autoren.