Sachverstand: angewandt
Interview Karl-Gustav Günther
In dieser Interviewreihe kommen öffentlich bestellt und vereidigte Sachverständige über ihren Karriereweg und ihren Alltag zu Wort. Tauchen Sie ein in die Welt der Expertise und lassen Sie sich von den Einblicken und Erfahrungen unserer Gäste inspirieren.
Interview mit dem öffentlich bestellt und vereidigten Sachverständigen Karl-Gustav Günther:
Interview mit dem öffentlich bestellt und vereidigten Sachverständigen Karl-Gustav Günther:
Karl-Gustav Günther
Sie sind öffentlich bestellt und vereidigter Sachverständiger im Bereich von Objektsicherheit und Einbruchsschutz seit 2019. Die Bestellung und Vereidigung war Ihnen wichtig, weil...
..ich die in meinem Berufsleben als Kriminalbeamter erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten zum Wohle des Gemeinwesens weiter einbringen wollte. Mittlerweile wurde meine öffentliche Bestellung und Vereidigung um weitere fünf Jahre bis 2029 verlängert, sodass ich dem Gemeinwesen weiterhin zur Verfügung stehe.
Wie hat sich Ihr Arbeitsalltag verändert, seit Sie öffentlich bestellter Sachverständiger sind?
Seit meiner öffentlichen Bestellung wurde mein Arbeitsalltag um wesentliche Tätigkeiten bereichert. Der Stundenanteil zur Durchführung dieser verantwortungsvollen Tätigkeit ist, neben meiner beruflichen Tätigkeit, doch nicht unerheblich gestiegen. Jeder Auftrag ist einzigartig, daher ist es nicht möglich, standardisierte Lösungen zu verwenden. Die gründliche Recherche und die Ursachensuche sind zeitaufwändige Prozesse, die meine Arbeit bereichern, aber auch herausfordernder machen.
Welche Fähigkeit ist besonders wichtig, um erfolgreich als Sachverständiger tätig zu werden?
Es ist sehr wichtig, gewissenhaft zu arbeiten. Es geht nicht selten vor Gericht um erhebliche Schadenssummen. Alle beteiligten Parteien haben ein Anrecht auf faire und gleiche Behandlung Ihrer Anliegen. Ein öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger hat dabei völlig vorurteilsfrei und nur auf reinen Fakten basierende Schlüsse aus den vorliegenden Unterlagen und eigene Inaugenscheinnahmen zu ziehen. Diese eigenen sachverständigen Bewertungen müssen dann vor Gericht allen kritischen Fragen standhalten. Dies erfordert großen Sachverstand und eine ruhige, differenzierte Art der Sachverhaltsdarstellung. Ganz wichtig in diesem Bereich ist die laufende Aus- und Weiterbildung auf allen Ebenen. Dazu gehören berufliche Qualifikationen, Weiterbildungsseminare zu neuen technischen Innovationen, Messebesuche, Networking und vor allem „Normenfestigkeit“. Die Aktualisierung technischer Normen in allen Bereichen ist ein laufender Prozess.
Ihre Tätigkeit ist für unsere Wirtschaft wichtig – das erleben Sie täglich. Können Sie einen interessanten Fall schildern?
Als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger unterliegt man der Schweigepflicht. Deswegen ist es schwer, interessante Fälle detailliert zu schildern. Allgemein gesprochen geht es in meinem Sachgebiet oft darum, die Plausibilität von Kausalzusammenhängen zu erkennen und entsprechend vor Gericht zweifelsfrei zu erläutern. Kann sich z. B. ein Wohnungseinbruch so auf diese Art und Weise zugetragen haben, wie es seitens eines Geschädigten geschildert wird? Oder könnten hier zumindest Zweifel bestehen? Diese sind dann auch genauestens zu beschreiben. Es kommt auch vor, dass auf dem ersten Blick unglaubliche Darstellungen im nachherein als durchaus realitätsnah nachvollzogen werden können. Von einer gutachterlichen Stellungnahme muss in erster Linie das zuständige Gericht überzeugt sein, um entsprechende Beschlüsse zu begründen.
Weshalb raten Sie jungen Experten ebenfalls den Weg der öffentlichen Bestellung zu gehen?
Als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger ist man kein Richter und beurteilt keine Sachverhalte und Zusammenhänge. Man stellt seinen Sachverstand dem in diesen speziellen Themenbereichen beratungssuchenden Gerichten zur Verfügung und bewertet nach bestem (Fach-) Wissen und Gewissen. Es ist eine zeitaufwändige, nicht besonders gut bezahlte Tätigkeit. Aber es gibt doch das gute Gefühl, zur Rechtssicherheit im unabhängigen Justizwesen beizutragen.