BIO-Glück aus der Altmark

Felix Neumann macht seinem Vornamen (lat.: der Glückliche) alle Ehre. Wenn er durch sein Geschäft in der Salzwedeler Altstadt wuselt, versprüht der Chef des „Grünland“-Bioladens Lebensfreude und Optimismus. Im Gespräch ist er mit jedem schnell per Du. Bei dem jugendlichen Elan kaum zu glauben, dass der „Bioladen-Mensch“, wie er sich selbst gern nennt, seit einem Vierteljahrhundert in der Branche tätig ist. Seine Vision: „Bio für die Altmark und auf jeden Fall das Regionale stärken“.
Im Jahr 1999 auf winzigen 35 Quadratmetern in Salzwedel gestartet, hat sich das Geschäft zu einem schönen, großen Laden mit Unverpackt-Station, Bistro mit veganem und vegetarischem Mittagstisch, Tischen und Grün vor der Tür gemausert. Insgesamt rund 5000 Produkte stehen in den Regalen. Neben dem gesamten Bio-Sortiment mit Fleisch, Wurst, über 100 Käsesorten, Wein, zig leckeren Brotaufstrichen, Broten von drei regionalen Bäckern, Mehl, Öl, gehören Seife, Putzschwämme, Waschmittel und vieles mehr dazu.
„Wir leben Bio aus Überzeugung“, sagt der Firmenchef, ohne dabei „Andersdenkende“ zu agitieren. So bietet der Laden neben klassischen Bio-Produkten auch manche Überraschung. Ein (Geheim-)Tipp für Leckermäuler sind zum Beispiel die ausgefallenen Kreationen der Zotter-Schokoladenmanufaktur aus der Steiermark. Ein Großteil der Produkte stammt aus der Region. Das gilt insbesondere für Frischeerzeugnisse, Obst, Gemüse und Backwaren. Die Liste der regionalen Partner ist lang und reicht von A wie Apenburger Landbäckerei bis W wie Wendlandbräu.
Die der Bioladen ist nicht nur in der Hansestadt eine Institution, seine Produkte sind überregional gefragt. Stammkunden kommen auch von weit her angereist, um sich regelmäßig mit der „nötigen Dosis Bio“ zu versorgen. Kundenpflege ist für die „Grünländer“ keine Einbahnstraße. Die Fangemeinde von Biokistenkunden reicht inzwischen von der Altmark und dem Wendland, rauf bis Perleberg und runter bis Braunschweig und Magdeburg. Und so keimte die keimte die Idee für einen besonderen Service. Dieser Lieferdienst ist nicht nur praktisch, sondern hat sogar eine bessere Öko-Bilanz als der Einkaufs-Individualverkehr, weiß Neumann.
Egal ob wöchentlich, monatlich oder vierteljährlich, die Abonnenten können sich jeweils flexibel ihre Wunsch-Kiste zusammenstellen. Die wird dann ins Haus bzw. ins Büro, den Betrieb oder die Schule geliefert. „Montags ist Firmen- und Kindertag“, berichtet Neuman. Bei vielen Unternehmen gehört das regelmäßige Vitamin-Paket inzwischen zum betrieblichen Gesundheitsprogramm. Neben den regionalen Obst- und Gemüsekisten erfreuen sich Koch-Kisten zunehmender Beliebtheit. Dabei wird natürlich nicht der Karton zubereitet. Vielmehr enthält der Inhalt alle Zutaten, die zu einem schmackhaften Gericht gehören.
Als Felix Neumann vor 25 Jahren gemeinsam mit seinem inzwischen verstorbenen Freund und Geschäftspartner Michael in die Bio-Branche einstiegen, waren sie in dem Bereich Vorreiter in der Altmark. „Wir haben anfangs nicht von dem Laden gelebt. Der Laden hat von uns gelebt“, sagt der gelernte Kfz-Mechaniker und studierte Sozialpädagoge. Anfangs mussten sie mit Nebenjobs das Geschäft finanzieren. Inzwischen sind dort 35 Mitarbeiter angestellt. Mit im Boot Lebensgefährtin und Co-Chefin Anita Berger sowie ein engagiertes Team in Verkauf, Küche, Kommissionierung und Lieferdienst. „Grünland – Der Bioladen“ ist seit 2022 als einer der ersten in Sachsen-Anhalt und einziger in der Altmark gemeinwohlzertifiziert.
Autor: Christian Wohlt