Wirtschaft betont die Wichtigkeit der Wasserstraße

Von 2013 bis 2017 erarbeiteten Bund und Länder das Gesamtkonzept Elbe (GKE). In einem umfassenden Dialog- und Beteiligungsprozess engagierten sich auch die IHK Magdeburg als Vertreter der Kammerunion Elbe/Oder (KEO). Im Anschluss verabschiedeten zwei Bundesministerien und zehn Bundesländer erstmals ein gemeinsames Konzept, mit dem die verkehrliche Nutzung und wasserwirtschaftliche Notwendigkeiten mit dem Erhalt des wertvollen Naturraums an der Elbe in Einklang gebracht werden sollen. Dieses gibt den Handlungsrahmen für die nächsten 20 bis 30 Jahre vor. Seit 2018 werden die im GKE abgeleiteten Maßnahmenoptionen im Anschlussprozess in Angriff genommen.
Am 29. August 2024 tagte der Beirat in der IHK Magdeburg mit dem Wirtschaftsschwerpunkt der verkehrlichen Nutzung der Binnenelbe. Vertreter der Sächsischen Binnenhäfen Oberelbe, von Siemens Energy, von der SET Schiffbau- u. Entwicklungsgesellschaft Tangermünde und von der Hamburg Port Authority zeigten das Potential der Wasserstraße auf und skizzierten die Möglichkeiten, wenn das im GKE verankerte Ziel von 1,40 m Fahrrinnentiefe unter GlW 2010 an 345 Tagen im Jahr erreicht wird. Die Elbe ist eine wichtige deutsche und europäische Wasserstraße und verbindet die Wirtschaftszentren in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Berlin, Brandenburg, Thüringen und Tschechien mit dem Hafen Hamburg und dem deutschen Binnenwasserstraßennetz.
Im Themenfeld S des GKE sind die Maßnahmenoptionen zur Verbesserung der Schifffahrtsverhältnisse dargestellt. Diese sollen u.a.
  • die Tiefenerosion sowie das Absinken des Wasserspiegels vermindern, also
  • die Sohle und den Wasserspiegel stabilisieren,
  • niedrige Wassertiefen durch eine Optimierung des bestehenden Stromregelungssystem vermindern,
  • Regelungsbauwerke unter ökologischen Gesichtspunkten verbessern,
  • vermehrt digitale Verkehrsinformationen bereitstellen sowie
  • das System der deutschen Bundeswasserstraßen stärken.
Große Probleme gibt es insbesondere im Elbeabschnitt 9 auf der sogenannten Reststrecke zwischen Damnatz bei Dömitz und Hitzacker (km 508 bis km 521). Im Verständnis der Wirtschaft verhindern 10 Prozent des Elbverlaufs eine verlässliche Schifffahrt im Sinne des verkehrlichen Zieles im GKE. Die für die schifffahrtliche Nutzung nur eingeschränkt regelungswirksamen Bauwerke führen in diesem Streckenabschnitt zu einem ungleichmäßigen Sedimenttransport.
Eine Folge davon sind sehr große, wandernde Sandbänke, die sich im Gewässerbett stromab bewegen. Für die Schifffahrt besteht hier stets die Gefahr auf Grund zu laufen. Sie machen das ständige Verlegen der Fahrrinne sowie den Einsatz einer hydraulischen Egge und permanent wiederkehrende Geschiebeumlagerungen mit Hilfe von Baggerschiffen erforderlich.
Im Rahmen einer konzeptionellen Vorstudie wurde die Umsetzung möglicher Maßnahmen untersucht. Darunter befinden sich u.a. Deichrückverlegungen, der Bau von stationären und mobilen Schutzeinrichtungen, Buhnenanhebung, Buhnenvorstreckung, der Bau lagestabiler Stein-/Kiesinseln oder der Bau von Parallelwerkserrichtungen. Alle potenziellen Maßnahmen finden Sie unter: https://tinyurl.com/3665ayab
Auch für die SET Schiffbau- u. Entwicklungsgesellschaft Tangermünde mbH ist der Elbeabschnitt 9 ein Flaschenhals, die Überführungen in Richtung Hamburg kaum noch planbar macht, da viele Projekte in der Regel über einen Tiefgang von ca. 2 Metern verfügen. Geschäftsführer Olaf Deter berichtete in der Beiratssitzung, dass die Elbe die Lebensader der drei Binnenwerften in Sachsen-Anhalt ist. Ca. 80 % aller Binnenschiffsneubauten, die in Deutschland produziert werden, stammen aus Sachsen-Anhalt. Ebenso finden hier auch viele Reparaturen und Umbauten bestehender Schiffe statt, ohne die weder der Güterverkehr noch Fahrgastreedereien und Fährbetriebe bestehen könnten.
Hier muss dringend gehandelt werden, um dem Werftensterben der letzten Jahrzehnte Einhalt zu gebieten und damit eine Schlüsseltechnologie für eine ökologische Zukunft zu erhalten. Die SET greift dort auch zur Eigeninitiative. Neben dem Ausbaggern der Werftanlagen entwickelte das Unternehmen ein Transportdock zur Überführung von Schiffen. Dieses erreicht durch die Maße von ca. 50 Metern mal 13 Metern einen Tiefgang als Schubleichter von 1,10 Metern bei einer maximalen Decklast von 400 Tonnen. Innovationen nach diesem Beispiel können im Zusammenspiel mit dem Erreichen der verkehrlichen GKE-Ziele wirkliche Entlastung bringen.
Diese Innovation wurde mit dem Saphir der Wirtschaft der Kammerunion Elbe/Oder (KEO) ausgezeichnet. Weitere Informationen dazu finden Sie unter: https://tinyurl.com/yy5rm77s.